Viel Augenmerk auf Patientensicherheit

Gesund / 20.05.2022 • 12:32 Uhr
Lisa-Maria Gregotsch und Stefan Mitterrutzner ließen tief in ihren Arbeitsalltag blicken.khbg
Lisa-Maria Gregotsch und Stefan Mitterrutzner ließen tief in ihren Arbeitsalltag blicken.khbg

Pflegepersonal im Krankenhaus ist in verschiedenen Verantwortungsbereichen tätig.

Feldkirch Pflegepersonal ist gefragt, aber immer schwerer zu bekommen. Positive Werbung für ihren Berufsstand haben Stefan Mitterrutzner vom Landeskrankenhaus Hohenems und Lisa-Maria Gregotsch vom Landeskrankenhaus Rankweil beim Med Konkret gemacht, wo es um Aufgaben und Verantwortung der Pflege ging. Beide sind schon länger in diesem Metier tätig und haben auch in den besonders herausfordernden Pandemiezeiten nie daran gedacht, den Job hinzuschmeißen. Im Gegenteil. Beide betonten das hohe Maß an Flexibilität und Einsatzbereitschaft. „Auch in dieser Situation hat sich gezeigt, dass die Pflege selbst in schwierigen Zeiten sehr viel Verantwortung übernimmt“, sagte Mitterrutzner.

Kernkompetenz

Er leitet im LKH Hohenems die tageschirurgische Station sowie Anästhesieabteilung. Aufgaben und Verantwortungen können je nach Fachbereich sehr unterschiedlich sein. Es gibt den eigenverantwortlichen Tätigkeitsbereich, den mitverantwortlichen sowie den interdisziplinären Verantwortungsbereich. „Der eigenverantwortliche Tätigkeitsbereich bildet die Grundlage unseres pflegerischen Handelns“, sagte Stefan Mitterrutzner von der eigentlichen Kernkompetenz der Pflege. Er beinhaltet unter anderem die Erhebung des Pflegebedarfs, die Beurteilung der Pflegeabhängigkeit, Planung und Durchführung der Pflegemaßnahmen sowie deren Evaluation. Der mitverantwortliche Tätigkeitsbereich umfasst zum einen jene Person, welche die Aufgabe delegiert, sie trägt auch die Anordnungsverantwortung, muss also wissen, ob die ausführende Person aufgrund ihrer beruflichen Qualifikation zur Durchführung der Aufgabe berechtigt ist. Die ausführende Person wieder trägt die Durchführungsverantwortung. „Sie muss sich darüber im Klaren sein, ob sie die Tätigkeit beherrscht und im Sinne des verantwortungsvollen Handelns darauf hinweisen, wenn dies nicht der Fall ist“, erläuterte Mitterrutzner. Der interdisziplinäre Verantwortungsbereich bezeichnet die Mitarbeit in einem Team. Dort hat die Pflege ein Vorschlags- und Mitentscheidungsrecht und trägt die Verantwortung für die von ihr gesetzten Maßnahmen.

Mehraugenprinzip

In der Tageschirurgie im LKH Hohenems sind Mitarbeiter des gehobenen Dienstes der Gesundheits- und Krankenpflege sowie Anästhesie- und OP-Pflege beschäftigt. Letztere Pflegebereiche benötigen eine Sonderausbildung bzw. eine Spezialisierung. Unterstützung kommt weiters von Pflegeassistenzberufen, OP-Assistenten und Gipsassistenten. Das tageschirurgische Operieren erfordert laut Mitterrutzner zudem eine gute Organisation und Kommunikation. Am Tag des Eingriffs müssen die nötigen Voruntersuchungen und Vorgespräche bereits erledigt sein. Was alle Pflegebereiche eint ist die gemeinsame Verantwortung für die Patientensicherheit. „Wir arbeiten ständig an einer Verbesserung der Abläufe und Strategien, um unerwünschte Ereignisse zu vermeiden“, betonte der Pflegeexperte. Dazu gehört der Einsatz von Checklisten, regelmäßige Fortbildungen, Notfallschulungen und das Mehraugenprinzip. „Sie dürfen sich nicht wundern, wenn sie vor einer OP innerhalb von kurzer Zeit von drei Leuten dieselben Fragen gestellt bekommen. Das dient der Sicherheit aller“, merkte Stefan Mitterrutzner noch an.

Vertrauen schaffen

Lisa-Maria Gregotsch skizzierte die Aufgaben der psychiatrischen Pflege. Betreut werden Patienten in akuten und schweren psychiatrischen Krisen. Gearbeitet wird nach einem Bezugspersonensystem. „Das bedeutet, dass wir jeden Tag entscheiden, welche Pflegeperson welche Patienten übernimmt, somit haben diese den ganzen Tag eine fixe Person zugeteilt“, sagte Gregotsch. Ziel ist der Aufbau einer Vertrauensbasis, die es speziell in der psychiatrischen Pflege braucht. Die Pflege orientiert sich an den Bedürfnissen der Patienten. „Interdisziplinär arbeiten wir mit Ärzten, Ergotherapeuten, Sozialarbeitern, Sporttherapeuten, Psychologen usw. zusammen“, ergänzte Gregotsch. Die Therapien werden je nach Fortschritt mit den Patienten gemeinsam vereinbart.

Notfallkoffer

Die psychiatrische Gesundheits- und Krankenpflege agiert in einem sehr spezifischen Bereich. „Wir sehen die Person nicht nur mit ihrer Erkrankung, sondern versuchen, sie auch mit ihrem sozialen Umfeld wahrzunehmen“, erklärte Lisa-Maria Gregotsch. Über die Therapie hinaus gilt es immer auch, den Patienten in der Schwere ihres Zustands Hoffnung zu vermitteln. Es geht darum, sie so weit zu bringen, dass sie wieder selbstbestimmt in ihrer Umgebung zurechtkommen. Dazu werden etwa Frühwarnzeichen eruiert, und basierend darauf wird eine Art Notfallkoffer erarbeitet. „Wir trainieren auch Bewältigungsstrategien“, führte Gregotsch aus, die ebenso herausfordernde Situationen kennt. Akute Erregungszustände, verbale und körperliche Bedrohungen sind häufig. Um entsprechend reagieren zu können gibt es ein Deeskalationsmanagement.

Lisa-Maria Gregotsch verwies außerdem auf die Angehörigenarbeit, die einen großen Teil ihrer Tätigkeit darstellt, und auf den Verein HPE, der Angehörigen von psychisch Erkrankten hilft und sie unterstützt. Sie appellierte an Angehörige: „Zögern Sie nicht, Hilfe anzunehmen oder zu geben. Sie sind nicht allein.“