Ein Polizeiprojekt macht Schule

Gesund / 22.07.2022 • 10:29 Uhr
Am Landeskrankenhaus Rankweil kommen angehende Polizistinnen und Polizisten hautnah mit dem Thema der psychischen Erkrankungen in Berührung.khbg
Am Landeskrankenhaus Rankweil kommen angehende Polizistinnen und Polizisten hautnah mit dem Thema der psychischen Erkrankungen in Berührung.khbg

Angehenden Polizisten wird Wissen über psychische Erkrankungen vermittelt.

Rankweil Wenn angehende Polizistinnen und Polizisten von der Polizeischule in Feldkirch im Landeskrankenhauses Rankweil empfangen werden, ist immer auch ein Vertreter des Vereins Omnibus, der sich als Interessenvertretung von psychiatrieerfahrenen Menschen sieht, und des HPE dabei. Gemeinsam mit ihrem Trialog-Partner pro mente, der mit einem Fachvortrag über psychische Erkrankungen den Auftakt macht, führen sie die Polizeischüler und ihren Ausbildner durch den Tag, und der ist durchaus informativ und kurzweilig. Das Wichtigste ist aber nicht die rechtliche und polizeiliche Arbeit, sondern der sehr persönliche und menschliche Zugang zu einem Menschen mit Psychiatrie- und eben auch Polizeierfahrung.

Einfühlungsvermögen

So lernen die Schüler nicht nur einen Menschen mit einer psychischen Erkrankung samt seiner sehr persönlichen Lebensgeschichte kennen, sondern ebenso sein Erleben von Polizeiarbeit, die auch mit Zwang und Gewalt einhergehen kann. Das können im schlimmsten Fall sogar traumatische Erlebnisse sein, dann nämlich, wenn ein psychisch erkrankter Mensch mit Gewalt – bis zum Anlegen von Hand- und Fußfesseln – polizeilich behandelt wird. Auch für Angehörige ist das oftmals schwer mitzuerleben, und so sind die wiederum sehr persönlichen Schilderungen der Vertreterin des HPE, in diesem Fall einer Mutter, für die angehenden Polizistinnen und Polizisten sehr berührend.

Weil Polizisten oft als Erste bei akuten Krisen von psychisch Erkrankten vor Ort sind, ist es wichtig, dass diese über ein Grundwissen zu psychischen Erkrankungen, deren Symptome und Ersthilfe, verfügen. Darüber hinaus ist auch Menschlichkeit und Einfühlungsvermögen gefordert, um mit diesen Menschen zum Schutz aller gut umgehen zu können, sind sie doch in erster Linie Patienten und nicht Delinquenten. Deeskalierendes Handeln gehört zum Werkzeug der Polizei und ist speziell in diesen Fällen entscheidend. So betonte der Betroffene, wie wichtig es sei, sich nicht provozieren zu lassen und darauf zu achten, dass sich die kranke Person auf eine Ansprechperson konzentrieren und diese sich gut auf das Gegenüber einlassen kann, um Kooperation zu ermöglichen.

Dass dieses Projekt sinnvoll ist, erschließt sich aus der Ruhe und Konzentriertheit im Raum, den persönlichen und empathischen Fragen der Polizeischüler genauso wie aus den Aussagen des Betroffenen und der Angehörigenvertreterin, wonach es kaum Beschwerden gegen polizeiliches Handeln in diesem Zusammenhang in Vorarlberg gäbe. Vielleicht ein Erfolg des Projekts von Polizeischule, dem Verein Omnibus, dem HPE, pro mente und dem LKH Rankweil.

Lesen Sie im nächsten Teil: Interview mit Primar Jan Di Pauli, Leiter der Erwachsenenpsychiatrie im LKH Rankweil