Kolumne: Man braucht nur ein Paar gute Schuhe
Es ist der 4. August, ich trage eine karierte Flanellbluse und in meinem Ofen knistert ein Feuerchen. Ich beschwere mich nicht! Ich bemerke das nur. Auch wenn ich es völlig in Ordnung finde, wenn man ob des anhaltend schlechten Wetters ein wenig jammert. Vor allem die Eltern von Ferien-Kindern haben mein volles Verständnis: Das aktuelle Wetter als krass sommeraktivitätshemmend zu kritisieren, heißt ja nicht, dass man den Klimawandel begrüßt, oder. Es heißt nur, dass man im Juli und August lieber nackig an einem See oder in einem Freibad liegen würde, als im Kaschmirpulli vor dem Ofen zu sitzen. Ja, der Regen ist gut für die Natur! Aber fürs Gemüt halt auf die Dauer nicht so.
Andererseits macht es bei diesem Wetter mehr Spaß, seine täglichen 7000 Schritte zu machen als in der ärgsten Sommerhitze. Es müssen jetzt nämlcih nicht mehr die seit Jahrzehnten propagierten 10.000 Schritte am Tag sein, die einen Menschen gesundhalten: Es reichen schon 7000. Das hat eine Metastudie ergeben, also eine Studie, die andere Studien zum Forschungsthema auswertet, in dem Fall 57 Studien mit insgesamt 160.000 Teilnehmern.
7000 Schritte: Wer sie jeden Tag geht, lebt länger und tut sich und seiner Gesundheit etwas Gutes. Laut der Studie verringern diese Schritte das Risiko an Demenz zu erkranken um 38 Prozent, das für Diabetes um 14 Prozent. Dass vom regelmäßigen Marschieren nicht nur der Organismus, sondern auch die Seele und die psychische Gesundheit profitieren, spüre ich jeden Tag, aber nun ist es auch mit Zahlen belegt: Durch die 7000 täglichen Schritte sinkt das Risiko einer Depression um 22 Prozent.
Außerdem deuteten, so die Wissenschaftlerinnen, die Ergebnisse darauf hin, dass auch das Risiko an Krebs zu erkranken gesenkt werde. Wer durch tägliches Geh-Training sicher auf den Beinen ist, hat zudem ein geringeres Risiko, zu stürzen und sich dabei zu verletzen.
Eine norwegische Studie hat erst kürzlich nachgewiesen, dass Menschen, die mehr als 100 Minuten täglich gehen, das Risiko für chronische Rückenschmerzen um 23 Prozent senken. 100 Minuten täglich, das ist natürlich schon viel, jetzt außer man hat einen Hund. Auch 7000 Schritte können eine Zahl sein, die manche überfordert, aber man soll sich davon auf keinen Fall abhalten lassen. Jeder Schritt ist besser wie keiner, und wer heute 1000 Schritte schafft, schafft nächste Woche vielleicht 2000, denn das ist das eben Schöne am Gehen: Es macht einen wie von selbst jeden Tag ein bisschen gesünder und ein bisschen fitter. Man kann es überall machen. Und man braucht dafür nichts als ein Paar gute Schuhe.
Mir fehlen heute noch 1300 Schritte, es regnet gerade nicht; ich gehe jetzt raus.
Monika Helfer ist Schriftstellerin und lebt in Hohenems.
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