D‘ Schwöschtra vo dr Gmoand

Die Community Nurses in Wolfurt haben sich ein breites Betätigungsfeld erschlossen.
Wolfurt Community Nursing: So wirklich glücklich sind sie mit der Bezeichnung nicht, aber froh, dass es dieses von der EU im Rahmen des Next Generation Programms finanzierte Pilotprojekt gibt. Andrea Schwarz (54), Judith Moll (35) und Johanna Kaufmann (41) arbeiten seit Mai 2022 als Community Nurses in Wolfurt. Die diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegerinnen beraten und begleiten Menschen, die gesund bleiben oder ihren Gesundheitszustand verbessern wollen. „Oft gehen die Leute erst zum Arzt, wenn sie ernsthaft krank sind. Das möchten wir ändern. Es ist uns ein Anliegen, präventiv tätig zu sein“, erklärt Schwarz. Damit verbunden ist ein weiteres Ziel, nämlich die Entlastung der Spitäler und Ambulanzen. Gerade chronisch Kranke würden sich dort immer wieder einfinden, weil die im Krankenhaus verordnete Therapie im häuslichen Umfeld manchmal schwer umsetzbar sei oder zu einer starken Veränderung des bisherigen Lebens führe. „Auch da können wir helfend eingreifen“, betont Johanna Kaufmann.
Bedarf steigend
Der Bedarf scheint gegeben. Mittlerweile führten die Community Nurses mehr als 45 Hausbesuche durch. Die Vermittlung erfolgte durch die Gemeinde, die Hauskrankenpflege, das Case Management oder es lief über Eigeninitiative. Wie auch immer, den Frauen ist es recht, wenn die Bevölkerung auf das Angebot aufmerksam wird. Sie sind jedoch nicht nur für kranke Menschen da, sondern ebenso für pflegende Angehörige und Kinder und Jugendliche unter 18, die ein Familienmitglied mit Pflegebedarf, Behinderung oder chronischer Erkrankung betreuen. Diese Aufgabe hat Johanna Kaufmann übernommen. „D Schwöschtra vo dr Gmoand“, als die sie meist angekündigt werden und was auch ihrem Empfinden mehr entspricht als der englische Ausdruck, schauen zuerst vor Ort, was es braucht, und leiten anschließend alles Erforderliche in die Wege. Erste Handgriffe können sie auf Basis ihrer Ausbildung selbst tätigen. Stellt sich ein längerfristiger Betreuungsbedarf heraus, kommen die ambulanten Dienste ins Spiel. „Ob der Klient die vorgeschlagenen Maßnahmen annimmt, ist dann seine Entscheidung“, sagt Andrea Schwarz. Alle zwei Monate gibt es mit den Partnerinstitutionen einen Jour Fixe, bei dem die Besprechung von Fallbeispielen auf der Tagesordnung steht. „Alle sollen auf dem gleichen Informationsstand sein“, begründet Kaufmann. Jeden Dienstagnachmittag stehen die Community Nurses im Büro-Container beim Seniorenheim außerdem für eine Sprechstunde zur Verfügung. Zusätzlich organisieren die umtriebigen Frauen öffentliche Vorträge zur Gesundheitsförderung. „Vor der Sommerpause bieten wir noch eine Kräuterwanderung an“, verrät Schwarz.
Als Bürger-Sprachrohr unterwegs
Sie haben sich auch im Landeskrankenhaus Bregenz mit einem Schreiben vorgestellt. „Wenn ihr Bedenken bei einer Entlassung bezüglich einer erfolgreichen Therapie zu Hause habt, bitte einfach bei uns melden. Wir erarbeiten mit Patienten und Angehörigen einen individuellen Versorgungsplan, damit ein längerer Verbleib zu Hause möglich sein kann“, heißt es darin unter anderem. „Wir möchten einen Beitrag zur Entschärfung des Pflege- und Ärztemangels leisten“, ergänzen Schwarz und Kaufmann. Ebenso wünschen sie sich, dass ihre Arbeit hilft, dass es weniger Spitalseinweisungen und Seniorenheimplätze benötigt. Und: Die Frauen sind als Sprachrohr für die Wolfurter Bürger unterwegs: „Wir sammeln Verbesserungsvorschläge aus der Bevölkerung und reichen die an die Gemeinde weiter.“ Das Anliegen: Wolfurt soll eine lebenswerte, behindertengerechte Kommune bleiben bzw. werden. VN-MM