Vorbereitung seit 2017: Vorarlbergs Primärversorgungszentrum

40 gibt es in Österreich, 120 sollen es werden: Zu Besuch in Vorarlbergs erstem Primärversorgungszentrum in Bregenz.
Bregenz Mit 1. Oktober 2023 wird es in der Heldendankstraße in Bregenz die erste Primärversorgungseinheit (PVE) Vorarlbergs geben. Isabel Kreuzer und Tobias Grabher verlegen ihre Ordination und werden gemeinsam mit Matthias König, Hannes Künz und Ines Tonko neue Wege beschreiten. Am Montag machten sich Gesundheitsminister Johannes Rauch und Landesrätin Martina Rüscher ein Bild vor Ort.
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Mit Herbst werden die fünf Allgemeinmediziner als Kassenärzte von Montag bis Freitag täglich vormittags und nachmittags geöffnet haben. Mittwochs ist eine Abendordination geplant, auf Wunsch des Landes. Abgerundet wird das Angebot durch eine Sozialarbeiterin, eine Ernährungsberaterin und eine diplomierte Krankenschwester. Auch eine enge Zusammenarbeit mit der Psychotherapie des ifs wird es geben. “In unserem Gesundheitszentrum können wir den Patienten ein viel größeres Angebot bieten”, betont die 31-jährige Kreuzer, die bald Isabel Fischer heißen wird.

Das Gesundheitsministerium will mit solchen PVE die Ambulanzen entlasten. “Unser Ziel ist es, diesen Bereich massiv auszubauen”, verweist Rauch auf die Pläne, bis 2025 aus den bestehenden 40 österreichischen PVE auf Kassenarztbasis 120 werden zu lassen. Für 30 gibt es bereits konkrete Pläne, fünf davon sind speziell auf Kinder ausgerichtet. Das Ziel ist, dass wieder mehr Menschen zuerst zum Hausarzt gehen, auch abends. “Dieses niederschwellige Angebot erlaubt uns zu tun, was medizinisch Sinn macht”, betont König den Vorteil solcher Gemeinschaftspraxen. “Es braucht mehr von uns Gemeinschaftspraxen, damit wir nicht überlastet und ausgebrannt sind, wenn wir uns um die Patienten kümmern.”

Tatsächlich handelt es sich bei dem gemeinsamen Projekt um Pionierarbeit. “Den Wunsch zu der gemeinsamen Praxis haben wir schon seit 2017”, betont der 38-jährige König. “Die Umsetzung war vielfach komplizierter, als wir erwartet haben. Es war tatsächlich Pionierarbeit, wir starteten faktisch bei null.” So gab es in Vorarlberg noch keinen Rahmenvertrag zwischen Ärztekammer und Krankenkasse, wie so etwas aussehen kann und muss. Diesen auszuarbeiten dauerte drei Jahre, das Land brauchte für die eigenen Vorgaben daraufhin ein weiteres Jahr. Und dies, obwohl es in Vorarlberg von Ärztekammer bis Land nur Rückhalt für das Projekt gab, betonen Rüscher und König. So gibt es in Tirol bis heute keinen Rahmenvertrag.

Dann kamen Fragen der Firmenstruktur und ob das Personal einfach übernommen werden kann. “Gerade solche Themen sind eine große Hürde für viele, die sich eigentlich aus den Krankenhäusern hinauswagen wollen”, weiß der 32-jährige Grabher. Auch ein Grund, warum die kaufmännische Führung der PVE eine Managerin übernimmt. “So haben wir die Energie und Kapazitäten, uns um die Patienten zu kümmern, statt einen Kleinbetrieb zu führen”, betont Tonko den Vorteil der GmbH-Struktur der PVE. Ab dem 1. August soll die Gründung dank des neuen Primärversorgungsgesetzes schneller und einfacher gehen. Ein weiteres Ärztezentrum in Hohenems ist bereits in der Vorbereitung. Während die Ärztekammer betont, dass die PVE bislang nur bestehende Strukturen ersetzen und allein nicht ausreichen werden, um Hausärzte und Ambulanzen zu entlasten, sieht Rauch die Gemeinschaftspraxis als Arbeitsform der Zukunft im niedergelassenen Bereich. Um dies zu ermöglichen, brauche es die angestrebte Gesundheitsreform. “Und auch wenn es mir viele vorhersagen, werde ich alles tun, damit diese Reform nicht scheitert”, gibt sich der Minister kämpferisch.
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