Wenn die Haut weiße Flecken bekommt

Gesund / 30.06.2023 • 11:20 Uhr
Sabrina H. (33) ist seit 13 Jahren Vitiligo-Patientin. Büro für Interaktion
Sabrina H. (33) ist seit 13 Jahren Vitiligo-Patientin. Büro für Interaktion

Bis zu 95 Millionen Menschen weltweit sind von Vitiligo betroffen.

Wien Vitiligo, auch Weißfleckenkrankheit genannt, ist eine Autoimmunerkrankung der Haut. Schätzungen zufolge sind 0,5 bis zwei Prozent der Weltbevölkerung und somit 65 bis 95 Millionen Menschen weltweit davon betroffen. In Österreich geht man von rund 90.000 bis 100.000 Betroffenen aus.

Die Krankheit ist weder schmerzhaft noch ansteckend und dennoch kann sie die Lebensqualität von Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Bis jetzt ist sie nicht heilbar, aber sehr gut behandelbar.

Hautpigmente

Bei Vitiligo kommt es zu einem lokalen Verlust des Hautpigments Melanin. Sie betrifft alle Ethnien und alle Geschlechter. Meist tritt die Krankheit bei Kindern und jungen Erwachsenen im Alter von zehn bis 30 Jahren erstmals auf. Sabrina H. ist seit 13 Jahren Vitiligo-Patientin. „Die weißen Flecken können am ganzen Körper auftreten. Insbesondere wenn sichtbare Hautareale betroffen sind, leiden viele Betroffene unter der Stigmatisierung im beruflichen und privaten Umfeld“, berichtet die 33-Jährige. Die fortschreitende Sichtbarkeit der Krankheit kann zu einer erheblichen psychischen Belastung führen, die sich auf die Lebensqualität auswirkt. Menschen mit Vitiligo haben laut Studien ein fünfmal höheres Risiko an einer Depression zu erkranken wie vergleichbare Gesunde. 56 Prozent der Betroffenen berichten von stark negativen Auswirkungen auf ihr Selbstwertgefühl. Darüber hinaus steigt mit der Diagnose Vitiligo für die Betroffenen auch die Wahrscheinlichkeit für körperliche Begleiterkrankungen wie Schilddrüsenfehlfunktion oder Stoffwechselerkrankungen.

Plattform für Austausch

Um auf die Erkrankung aufmerksam zu machen und den Betroffenen eine Stimme zu geben, wurde 2011 der Welt-Vitiligo-Tag ins Leben gerufen. „Es ist wichtig, dass Betroffene eine Plattform haben, um ihre Geschichten zu teilen, Erfahrungen auszutauschen und gegenseitige Unterstützung zu finden“, unterstreicht Sabrina.

Seit 2020 gibt es auch eine Barbie-Puppe mit der Hautkrankheit Vitiligo. Dafür hätten die Designer mit einem Dermatologen zusammengearbeitet, teilte Spielzeughersteller Mattel mit. Vorbild dürfte wohl auch das weltbekannte kanadische Model Winnie Harlow sein.

Die heute 28-Jährige wurde als Kind wegen ihrer Erkrankung jahrelang gemobbt. Mittlerweile hat sie ihre Haut zum ­Markenzeichen gemacht und steht für mehr Diversität in der Modewelt.

Winnie Harlow hat ihre Haut zum Markenzeichen gemacht.
Winnie Harlow hat ihre Haut zum Markenzeichen gemacht.

Fakten zu Vitiligo

Vitiligo . . .

. . . betrifft schätzungsweise 0,5 bis 2 Prozent der Weltbevölkerung. Das bedeutet, dass rund 65 bis 95 Millionen Menschen weltweit von dieser Hauterkrankung betroffen sein können, alleine in Österreich sind es bis zu 100.000 Menschen.

. . . tritt bei Männern und Frauen gleichermaßen auf, unabhängig von Alter, ethnischer Zugehörigkeit oder sozialem Hintergrund.

. . . kann in jedem Alter auftreten, aber etwa die Hälfte der Betroffenen entwickelt die Symptome vor dem 20. Lebensjahr.

. . . wird als eine Erkrankung angesehen, bei der das Immunsystem die Melanozyten angreift, die Hautpigmente produzieren. Die genaue Ursache von Vitiligo ist jedoch noch nicht vollständig geklärt.

. . . tritt bei etwa 20 Prozent der Betroffenen auch bei unmittelbaren Familienangehörigen (Eltern oder Geschwister) auf. Das Risiko, die Erkrankung zu entwickeln, ist höher, wenn ein Familienmitglied ebenfalls betroffen ist.

. . . kann sowohl physische als auch psychische Auswirkungen haben. Die sichtbaren weißen Flecken auf der Haut können zu vermindertem Selbstwertgefühl, sozialer Isolation und psychischem Stress führen. Die Lebensqualität der Betroffenen kann dadurch erheblich beeinträchtigt werden.