Meine Meinung Marlies Mohr

Gesund / 03.11.2023 • 11:08 Uhr

Unlängst habe ich einige Bücher und Schallplatten für einen Flohmarkt zusammengesucht. Die Bücher, weil nicht viele, waren schnell parat. Die Schallplatten benötigten mehr Zeit fürs Sortieren, denn alle in Bausch und Bogen und ungesehen weggeben, das wollte ich nicht. Also nahm ich mir einen Stuhl, setzte mich vor das Regal und zog eine Scheibe nach der nächsten heraus. Es wurde eine manchmal wehmütige, aber insgesamt unterhaltsame Reise in die Vergangenheit. Erstaunlich, was sich da über die Jahre angesammelt hatte. Kurz gesagt: Kraut und Rüben. Ich bevorzugte nie eine einzige Stilrichtung. Ich kaufte, was mir gefiel. Meist ging es nur um ein einziges Lied, eine Auskopplung, die im Radio rauf und runter lief, und für die ich die ganze LP erstand.

Ich kann mich gut daran erinnern, als Anfang der 1980er-Jahre Chris Rea mit seiner LP „Tennis“ groß herauskam. Ein Lied hatte es mir besonders angetan: Since I don’t see you anymore, hieß es. Bei uns suchte ich umsonst. Bei einem Amerika-Urlaub habe ich dann alle Plattenläden abgegrast und bin fündig geworden. Knapp acht Dollar hat die Scheibe gekostet. Die LP steht übrigens heute noch hoch im Kurs, und Chris Rea fährt an Weihnachten immer noch nach Hause (zur Erklärung: Driving Home for Christmas). Manche Schallplatte trägt noch das Schilling-Preisschild, eine erste von Reinhold Bilgeri eine freundliche Widmung. Es gäbe heute zu jeder eine Geschichte zu erzählen. Manche Interpreten hat der Zeitgeist vom Markt gespült, andere haben ihn überdauert. Ihre Musik blieb, und ein nicht unerheblicher Teil meiner Platten auch. Nostalgie ist halt doch etwas Schönes, auch in Vinyl.

Marlies Mohr

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