Eine Pinselspur auf dem Papier

Gesund / 10.11.2023 • 11:54 Uhr
Isabella Außerer mit Arno Stern in seinem Pariser Malort. Seine Arbeit hat die Dornbirnerin zu eigenen Aktivitäten animiert.
Isabella Außerer mit Arno Stern in seinem Pariser Malort. Seine Arbeit hat die Dornbirnerin zu eigenen Aktivitäten animiert.

In Dornbirn eröffnet Isabella Außerer den ersten Malort nach Arno Stern.

Dornbirn Isabella Außerer freut sich wie eine Schneekönigin. Die 33-Jährige hat mit dem Malort nach Arno Stern einen langgehegten Wunsch in die Tat umgesetzt. „Es erfüllt mich mit unglaublicher Dankbarkeit, dass ich ab Mitte November in Dornbirn Malspiele nach Arno Stern anbieten kann“, sagt sie. Untergebracht ist der Malort am Fischbach in Dornbirn. Am 19. November 2023 lädt Isabella Außerer zu einem Tag der offenen Tür.

Äußerung ohne Absicht

Der Malort ist ein rundum geschlossener Raum mit vier Wänden, die alle als Malwände dienen. Selbst die Tür wird nur beim genauen Betrachten als solche wahrgenommen. „Wohl niemand vermutet, dass ein von der Außenwelt abgesonderter Raum nicht einsperrend, sondern im Gegenteil einladend und erlösend wirkt, und es tatsächlich so ist“, erklärt Außerer. Druck, Bewertung und Ablenkung fallen weg. Es gehe ums Tun, um den Moment, wenn der Pinsel auf dem Blatt eine Spur ziehe und keinesfalls um ein Endprodukt, das etwas darstellen müsse. „Eine Pinselspur auf dem Papier, eine Äußerung ohne Absicht, die nur dem eigenen Bedürfnis folgt, bringt den Menschen zu sich selbst zurück“, zitiert die junge Dornbirnerin gerne ihren Lehrmeister Arno Stern.

Bei ihm hat sie 2016 eine Ausbildung zur Malortdienenden absolviert. „Für mich war die zweiwöchige Ausbildung in seinem Pariser Atelier wie eine Erneuerung von allem, was ich bis dahin als Elementarpädagogin über kreative Angebote für Kinder gelernt haben“, erzählt Isabella Außerer. Der ureigenen inneren Spur in einem vollkommen geschützten Raum zu folgen, diese auf ein Blatt Papier zu bringen, sei eine sehr heilsame Tätigkeit. Im Malort passiere so viel Entschleunigung. Schon wenn man den Raum betrete, spüre man sofort: „Hier kann ich einfach nur sein.“ Arno Stern, der im kommenden Jahr 100 wird, war stets überzeugt: „Die Lust zu malen ruht in jedem von uns.“ Als er 1946, gerade einmal 22, die Betreuung von Kriegswaisen in einem Pariser Kinderheim übernahm, ahnte er nicht, dass damit eine außergewöhnliche Karriere beginnen sollte. Er ließ die Kinder malen und gründete schließlich den Malort. Sein Traum war es, einen Ort zu schaffen, an welchem Kinder ihr Innerstes abgesondert von der Öffentlichkeit ausleben können.

Praktische Beschäftigung

Das Malen nach Arno Stern verfolgt keinen therapeutischen Zweck. Der Schwerpunkt liegt vielmehr auf der praktischen Beschäftigung. Unter anderen und doch ganz bei sich selbst sein zu können ist es, was Isabella Außerer an einem Malort fasziniert. „Die Begegnungen am Palettentisch mit anderen Malenden haben einen besonderen Zauber“, schwärmt sie. Bis zur Pandemie fanden die Ausbildungen in Präsenz in seinem Malort in Paris statt, dann stellte Arno Stern die komplette Ausbildung auf online um. Auch das beeindruckte die Dornbirnerin tief, denn: „Es hat mir wieder einmal gezeigt, dass die Begeisterung für etwas alles möglich macht.“ VN-MM

Es ist alles für Besucher angerichtet im Malort von Isabella Außerer.
Es ist alles für Besucher angerichtet im Malort von Isabella Außerer.

Tag der offenen Tür: 19. November 2023, von 11 bis 16 Uhr, Malort am Fischbach, weitere Infos: inbeziehungbleiben.com, info@inbeziehungbleiben.com