16-Jähriger drohte Bruder und Polizei mit Fleischmesser

Gewalt und Verbrechen / 21.05.2025 • 12:09 Uhr
Prozess Drohung und Widerstand Staatsgewalt
Der von Felix Graf vertretene Jugendliche musste sich vor Richterin Sabrina Tagwercher verantworten. EC

Stress und Alkohol warfen Jugendlichen völlig aus der Bahn.

Feldkirch Heute ist der junge Mann gerade 17 Jahre alt geworden, er ist unbescholten, absolviert eine anspruchsvolle Lehre. In seiner Freizeit engagiert er sich seit vier Jahren in einem Verein, welcher schon vielen Menschen das Leben gerettet hat. Im Februar dieses Jahres kam es bei ihm zuhause allerdings zu einer Situation, die zum Glück ohne gröbere Verletzungen beendet wurde. Der Lehrling ist wegen ADHS und einer kürzlich diagnostizierten Depression in psychiatrischer Behandlung. Vor Richterin Sabrina Tagwercher macht er am Landesgericht Feldkirch einen vernünftigen, einsichtigen und ordentlichen Eindruck.

Großes Fleischmesser

An jenem Februartag war er mit seinem Freund unterwegs, später in seiner Wohnung, wo er bei der Mutter und dem Bruder wohnt. Der Bruder forderte ihn auf, leiser zu sein, das ärgerte den Alkoholisierten. „Er versucht immer wieder eine Art Vaterrolle einzunehmen und gibt mir Anweisungen, die so nicht sein müssten“, erklärt er die damalige Konfliktsituation. Es kam zum Streit, zu einem Gerangel, welches sich von dem Gang in die Küche verlagerte. Dort nahm der Lehrling ein großes Fleischmesser mit 20 Zentimeter langer Klinge aus der Schublade und schrie: „Ich steche euch alle ab!“. Die Polizei musste einschreiten.

Vehement gewehrt

Nachdem der Jugendliche seinen Bruder mit den Fäusten attackiert und ein Fleischermesser gezückt hatte, kamen vier Beamte. Der Junge schlug und trat gegen die Einsatzschilder der Beamten, erwischte einen von ihnen trotzdem im Gesicht. Der Festgenommene wehrte sich heftig, rief aus dem Einsatzfahrzeug, dass er den Bruder schon noch erwischen und abstechen werde. Einem Beamten drohte er: „Ich ramme dir ein Messer in den Hals.“

Der leicht verletzte Beamte bekommt 250 Euro Schmerzengeld. Mutter und Bruder verzichten auf ihre Ansprüche. Der Jugendliche ist bereits in Kontakt mit der Bewährungshilfe, wo er sich selbstkritisch und reflektierend zeigt. Auch ein Antiaggressionstraining besucht er regelmäßig. Er empfindet die Unterstützung als positiv und will auf alle Fälle seine Ausbildung fertig machen.

Weil außergewöhnlich viele positive Umstände für eine Diversion sprechen, wird sie ausnahmsweise von Staatsanwältin Konstanze Erath akzeptiert. Somit bleibt der Lehrling unbescholten. 400 Euro Buße sind zu bezahlen, die Eltern strecken das Geld vorerst vor.

Der junge Mann ist sichtlich erleichtert. Die Sache ist nun vom Tisch. Beruflich steht ihm somit nichts im Wege.