Bettler mit niederträchtiger Masche unterwegs

Gewalt und Verbrechen / HEUTE • 13:06 Uhr
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Der bislang Unbescholtene erschien, seine Komplizin nicht. EC

Gaunerpaar lockte mit Mitleidsmasche psychisch Krankem 3000 Euro heraus.

Feldkirch Die 25-jährige Angeklagte ist gar nicht zum Prozess gekommen. Sie müsse ihre kranken Kinder in Rumänien pflegen, so der Grund, an dem man schon wieder zweifeln kann. Ihr Komplize, ein 30-jähriger arbeitsloser Rumäne, ist jedoch vor dem Landesgericht Feldkirch erschienen. Bis Juli war der junge Mann als Reinigungskraft und Paketzusteller tätig. Nächste Woche beginnt er wieder mit dem Transport von Paketen. Im April dieses Jahres zog er mit einer Komplizin am Bahnhof Hohenems eine Betrugsmasche ab, die ihresgleichen sucht.

Gezielt hielten die beiden Ausschau nach Menschen, die sich einer erfundenen Mitleidsgeschichte nur schwer verschließen können. Fündig wurden sie bei einem Geschwisterpaar, das auf dem Nachhauseweg war. Die Rumänen legten ihr Netz aus und schon klingelte es in der Kasse der Bettler.

Niederträchtig

Im bekannten Jammerton gaukelten die Täter den beiden psychisch Beeinträchtigten vor, dass sie dringend Geld für ihre krebskranke Mutter benötigen. Eine OP könne der Armen helfen. Gerührt gab der an starken Stimmungsschwankungen Leidende den Bettlern 200 Euro. „Das reicht nicht“, so die Betrüger und drängten den 20-Jährigen samt seinem Bruder zum Bankomaten. Beide Burschen sind unsichere Persönlichkeiten und ließen sich von den Gaunern manipulieren. Die 2000 abgehobenen Euro verschwanden ebenfalls bei den Rumänen. Doch damit nicht genug. Sie tauschten mit dem Geschwisterpaar Telefonnummern aus und meldeten sich prompt ein paar Tage später. Und natürlich ging es wieder um Geld.

Weitere 800 Euro

Wieder gingen allesamt zum Bankomaten und behoben 800 Euro. Als die Rumänen dann weitere 9000 Euro forderten, erstattete der Vater der beiden Opfer Anzeige. Verteidiger Alexander Wirth macht seinem Mandanten klar, dass das Geld zurückzuzahlen ist. Der bislang Unbescholtene rückt im Prozess die 3000 Euro heraus, dazu 70 Euro Bearbeitungsgebühr. Als Strafe für den schweren Betrug erhält der Rumäne 600 Euro Strafe, weitere 600 Euro werden auf Bewährung ausgesprochen. Seine abwesende Komplizin erhält dieselbe Strafe.

Richter Martin Mitteregger ist froh, dass das Opfer sein Geld sofort und unkompliziert zurückerhält. Psychisch hat dieser Betrug beide Opfer mitgenommen. Der Bruder des Betrogenen wollte sich sogar vor den Zug werfen, weil er die Straftat nicht verhindert hatte. Er musste ins Landeskrankenhaus Rankweil eingeliefert werden. Das Urteil ist rechtskräftig.