Korporal und Gipfelstürmer

Skibergsteiger Daniel Zugg ist nach Unfall wieder fit.
schruns Daniel Zugg ist als Skibergsteiger bis zur Weltspitze gekommen. Dieser Tage nahm er sich trotz seines engen Trainingsprogramms jedoch Zeit und genoss beim Gespräch mit den VN das besondere Ambiente des Kapell-Restaurants auf dem Schrunser Hochjoch. Bei Kaffee und Käsesahnetorte sprach er über die Coronazeit, einen schweren Unfall, sein Training, aber auch über die Pläne für die Zukunft.
Daniel, wie haben Sie das vergangene halbe Jahr und somit die Coronakrise erlebt?
zugg Ich hatte im Jänner einen schweren Unfall mit dem Gleitschirm. Die Folge waren Wirbel- und Handverletzungen. Nach den Krankenhausaufenthalten waren dann aufgrund der Coronaeinschränkungen alle öffentlichen Einrichtungen für Reha zu, auch das Olympiasportzentrum in Dornbirn. Meine Reha habe ich dann über Video-Telefonie gemacht und mich dabei auch gut erholt. Aktuell trainiere ich im Olympia Sportzentrum, hier ist auch das Heeres-Leistungszentrum untergebracht.
Fühlen Sie sich für die kommenden Wettkämpfe schon wieder fit?
zugg Ja, ich fühle mich wieder fit und trainiere mit meinem Coach Mathias Nothegger auch schon auf die bevorstehende Weltcupsaison. Wir haben diesen Winter 2020/21 vier Weltcupwettkämpfe in Italien, Schweiz, Frankreich und die Weltcupmeisterschaft in der Disziplin „Skibergsteiger“ in Andorra. Bei den Rennen starten rund 60 bis 100 Teilnehmer, das sind die Besten der Welt.
Was waren Ihre größten Erfolge im vergangenen Jahr?
zugg Ich habe im vergangenen Jahr den ersten Weltcupsieg in China und den Staatsmeistertitel im Skibergsteigen im Sprint gewonnen. Weitere Erfolge waren der dritte Platz im Weltcupvertikal, der Sieg im Weltcupsprint, der dritte Platz im Sprintweltcup-Gesamtwertung und der achte Platz im Gesamtweltcup im Skibergsteigen.
Haben die Covid-19-Maßnahmen Auswirkungen auf die kommenden Rennen?
zugg Ja, schon – es geht um die Einschränkungen bei den Wettkämpfen und bei den Trainingskursen. Wenn wir mit dem ÖSV unterwegs sind, müssen wir einen PCR-Test machen. Was mir aber am meisten leidtut, ist, dass die Großereignisse wie die Militärweltmeisterschaft in Berchtesgaden abgesagt wurde.
Sie haben ein enges Trainingsprogramm. Was machen Sie beruflich?
zugg Ich bin nun schon das dritte Jahr als Berufssportler beim Bundesheer angestellt. Das Bundesheer fördert gewisse Sportarten, das ist so ein Aushängeschild, ähnlich wie die Militärmusik. Mein Dienstgrad beim Militär ist Korporal. In Krisenzeiten würde ich wahrscheinlich als Lkw-Fahrer eingeteilt werden. Während des vergangenen Lockdowns war ich beispielsweise in der Sparzentrale Dornbirn im Einsatz.
Wo trainieren Sie und was hält Sie fit?
zugg Ich lebe in einer sehr privilegierten Umgebung hier im Montafon. Wir haben rundum Berge und eine schöne Natur. Und schon als Kind war ich mit meinem Vater viel auf den Bergen unterwegs. Heute trainiere ich etwa 25 Stunden in der Woche mit Ausdauertraining wie Laufen und Bergsteigen. So könnte ich die Strecke vom Hochjoch (1858 m) auf den Sennigrat (2300 m) in
15 Minuten locker schaffen. Ein avisiertes Projekt ist es, einen Lauf von Partenen aus bis zum Piz Buin und retour in wenigen Stunden zu absolvieren. Im Winter ist es ganz anders, da bin ich mit Skiausrüstung viel schneller unterwegs. Da habe ich die Strecke von der Bielerhöhe bis zum Piz Buin und retour in zwei Stunden geschafft. Fit halte ich mich auch mit einer ausgewogenen Ernährung.
Was waren Ihre tollsten Erlebnisse?
zugg In Sachen Weltcup war der schönste Weltcupevent für mich in Disentis im vergangenen Jahr. Die Umgebung und die Landschaft – ich fühlte mich dort wie Zuhause. Das Skibergsteigen gibt mir generell ein Gefühl der Freiheit. Ich bin dann ungebunden, brauche vor allem keinen Lift. Und weil ich ja sehr viel im In- und Ausland unterwegs bin, ist es dann umso schöner, wieder im Montafon zu sein.
Ihre Sportart ist sicherlich auch teuer. Wie finanzieren Sie diesen Sport?
zugg Da die Sportausrüstung extrem leicht sein muss, ist sie auch sehr teuer. Ohne Sponsoren (Crazy, Atomic, Montafon Tourismus) geht nichts. Ich möchte mich hiermit auch bei allen bedanken, die mich unterstützen, sowie bei meiner Familie und meinen Freunden.
Und zu guter Letzt: Was sind Ihre Wünsche für die Zukunft?
zugg Ich wünsche mir, gesund und fit zu bleiben und dass ich noch lange sporteln darf. est

Zur Person
Daniel Zugg
kämpft seit Jahren an der Profi-Skibergsteiger-Weltspitze mit
Geboren 19. Februar 1993
Beruf gelernter Seilbahntechniker
Hobbys Kochen und Sporteln