„Zwischen dir und mir“

Ein Atelierbesuch bei der Künstlerin Heidi Comploj in ihrem Loft in Nüziders.
Nüziders Dinge zu sehen, zu hinterfragen und auch scheinbar unwesentliche Alltagsgegenstände bewusst wahrzunehmen – diese fokussierte Aufmerksamkeit wurde Heidi Comploj schon früh vermittelt. „Mein Vater war von Architektur begeistert. Als die ersten Lofts in New York und dann in Hamburg entstanden, übertrug sich seine Faszination der Revitalisierung alter Fabrikgebäude auf mich. Ich hatte schon früh den Wunsch, in einem Loft zu leben oder zu arbeiten.“ Vor 19 Jahren konnte sie ihren Traum verwirklichen, ihr Atelier befindet sich seither in einem Loft in einem damals adaptierten Fabrikgebäude in Nüziders.
Das Loft als Arbeitsraum
Ein Atelierbesuch in dem sehr großzügig angelegten und lichtdurchflutenden Raum wirkt bei Besuchern nach. Es ist ein Arbeitsraum, auf den Tischen liegen unterschiedlichste Materialien, Gegenstände und entstehende Kunstwerke, zugleich ist es aber auch ein Ausstellungsraum. Neben kleinformatigen Exponaten, fast schon Miniaturen, reihen sich größere Kunstgegenstände – jedes ausdrucksstark in sich. Harmonisch angeordnet und themenbezogen zusammengefügt, bieten die Bilder und Skulpturen einen kaleidoskopischen Überblick über den künstlerischen Werdegang der vielseitigen Künstlerin. Ihre ersten Kunstwerke entstanden aus Ton. „Nicht nur die wandel- und formbare Grundmasse, die durch das Brennen eine Metamorphose erfährt, sondern auch der Gegenstand, der entsteht und in unterschiedlichster Weise bearbeitet werden kann, bilden für mich immer wieder neue Herausforderungen“, sagt Comploj.
Den Augenblick festhalten
Ihre Fotoarbeiten durchlaufen ebenfalls unterschiedliche Gestaltungsprozesse: „Ich benutze nur eine kleine Digitalkamera, alles muss schnell gehen. Ich will den Augenblick festhalten – und nichts Gestelltes, Steifes.“ Die Fotos werden auf dem PC bearbeitet und sodann auf Alu-Dipond oder Acrylglas montiert. Auch ausgedruckte Fotos verändert sie mit verschiedensten Techniken. Dieses Spektrum an Techniken erweitert Heidi Comploj seit 1985 permanent durch Kunstseminare in Deutschland, Frankreich und Österreich. Vor zwei Jahren schloss sie einen dreijährigen Meisterkurs bei Dozent Rainer Kaiser an der Freien Kunstakademie Augsburg ab. Die Überbegriffe für ihre Serien in ihrem Atelier sind philosophisch hintergründig, wie etwa die „Gedankenboxen“ aus Keramik. „Gedanken sind frei und auch wir Menschen haben die Freiheit, unsere gewohnten Denkmuster zu durchbrechen.“ Es beschäftigt sie jedoch nicht nur die Umsetzung von Begrifflichkeiten: „Manchmal ist es einfach nur die Form, da muss nichts hineininterpretiert werden.“ Das Atelier nutzt die vierfache Großmutter auch mit ihren Enkeln. Gemeinsam werden Kunstwerke angefertigt, der kindeigenen Kreativität wird dabei viel Platz eingeräumt.
Neue Ausstellung
Derzeit bereitet Heidi Comploj eine neue Ausstellung mit dem Titel „Zwischen dir und mir“ in der Villa Falkenhorst in Thüringen vor, die sich ganz dem Thema Kommunikation widmet. Dabei steht das erste Axiom des verstorbenen österreichischen Kom-
munikationswissenschaftlers und Philosophen Paul Watzlawik „Man kann nicht kommunizieren“ ganz zentral. Kommunikation spielt sich auf verschiedensten Ebenen ab, was sich auch in der aktuellen Ausstellung widerspiegelt. Nonverbale Elemente wie Körpersprache oder das Schweigen überwiegen
die tatsächlich gesprochenen Worte.
Mit unterschiedlichsten Materialien und Techniken nähert sich Heidi Comploj der Vielfalt dieser Thematik an. So sind in der Ausstellung etwa sehr einprägsame Charakterköpfe aus Ton mit dem Titel „Widerstand im Treibenlassen“ zu sehen und in kleinformatigen Collagen wird das Thema „Verstehen wir uns?“ behandelt. Ihre neuesten Arbeiten befassen sich mit den unterschiedlichen Dialekten in Österreich. Kommunikation in allen Lebenssituationen, insbesondere in Krisenzeiten, spielt eine maßgebliche Rolle im Verständnis der Menschen untereinander.
„Communicare“, ebenfalls ein Thementitel, passiert nicht nur in Form von Gesprächen, sondern auch in der Ausei-nandersetzung beim Erschaffen und Betrachten eines Kunstwerks – und in der
Interpretation der jeweiligen Rezipienten. Heidi Complojs Ausstellung „Zwischen dir und mir“ bietet ein breites Spektrum an Zugängen. BI



