„Mama, ich kann dich gut riechen“

HE_Blude / 27.04.2022 • 09:19 Uhr

Duft Gerüche setzen sich aus bis zu 500 Einzel-Wirkstoffen zusammen. Es reichen jedoch oft nur wenige Substanzen, sogenannte Leitsubstanzen aus, um einen Geruch zu erkennen. Düfte wecken aber auch Erinnerungen in uns. Einige Gerüche versetzen uns sofort in unsere Kindheit zurück. Diese Erinnerungen aktiviert das limbische System. Der Sitz des Gedächtnisses liegt im sogenannten Hippocampus, in unmittelbarer Nachbarschaft. Hier entstehen vor unserem inneren Auge die Bilder, die der jeweilige Duft heraufbeschwört. Ein Geruch jedoch ist und bleibt unverwechselbar: Der Duft von Mama.

Chanel Nr. 5

Mädchen von heute wechseln das Make-up, die Hautpflege und die Düfte gerne und oft, um den aktuellen Trends zu folgen. Das war nicht immer so. Früher blieben Frauen ihrem einmal gefundenen Duft gerne treu, oft ein ganzes Leben lang. Dadurch entstand eine einzigartige und unverwechselbare Keynotes, für alle um sie herum. So entstand der Duft von Mama, den wir unter Millionen immer wiedererkennen würden.

Doch die Parfümerie ging auch Hand in Hand mit den Epochen und deren Trends, wodurch sich der Duft auch einer Generation zuordnen lässt. Nr. 5 von Mademoiselle Chanel steht für die Goldenen Zwanziger und deren blühendes kulturelles Leben. Orientalisch verspielt, berauschend intensiv und extravagant mussten Düfte damals sein. Wie „Une Fleur de Cassie“ von Éditions de Parfums Frédéric Mall. Oder Chanel Nº 5, das vom Haus Chanel als Erstes 1921 lanciert wurde und bis heute als der erfolgreichste Damenduft aller Zeiten gilt.

Mütter der 1950er-Jahre

„Ich wollte einen Duft komponieren, in dem sich Rose und Jasmin wie ein Rock aus unfassbar viel Stoff entfalten, der auf einer schmalen, schlanken Taille getragen wird“, sagte Christian Dior, als er das Parfum Miss Dior 1947 auf der ersten Couture-Modenschau präsentierte. Der Duft von Blumen erinnerte ihn an seine ersten Lebensjahre. Mit viel Hingabe pflegte seine Mutter Madeleine Dior den Garten in der Normandie, wo seine Familie während seiner Kindheit wohnte. Noch heute erfreut sich das Parfum großer Beliebtheit, nur dass es jetzt Miss Dior Originalé heißt. Aber auch der Modemacher Hubert de Givenchy fand mit Audrey Hepburn eine Muse, die für Weiblichkeit und Glamour, später aber auch für Individualität und Unabhängigkeit standen. Wie lässt sich ein Lebensgefühl besser ausdrücken als durch einen individuellen und passenden Duft? Die Antwort lautet: L’Interdit. Dieses Parfum wurde mit dem Namen L’Interdit 2018 neu aufgelegt.

Mütter der 70er-Jahre

Die typische Siebzigerjahre-Duftwolke kommt üppig-würziger daher. Als „Opium“ von Yves Saint Laurent herauskam, packte der Parfumier den ganzen Orient in einen von japanischen Inrō-Medizinboxen inspirierten Flakon und verströmte eine fernöstliche Explosion der Würzigkeit, die auch die ganzen Achtzigerjahre prägen sollte. „My Melodie“ hingegen hieß der Duft der Teenies. Noch heute ist der Mix aus Hyazinthe und Moschus in der Nase archiviert wie ein „Geruchsfoto“.

Oilily und Cool Water

Calvin Klein ck one und Sunflowers von Elizabeth Arden prägen die Geruchserinnerungen der 90er-Jahre. Und natürlich Cool Water von Davidoff. Der Duft war der Star auf jeder Party. So wie die Oilily-Düfte, die eigentlich für Kinder gedacht waren. Aber das leichte, blumige Wässerchen im floralen Flakon war perfekt für Mädchen und junge Frauen geeignet. Na, wer hatte auch einen Duft von Oilily?

Mit den 2000er-Jahren begann die Zeit der Revivals. „Alles schon mal da gewesen“ gilt auch für die Parfums, die nach dem Millennium für Furore sorgten. Um dann von den gestählten Body-Flakons Jean Paul Gaultier Parfums wieder verduftet zu werden. Für alle, die der Mama mit einem Parfüm zum Muttertag eine Freude machen wollen: Zu den aktuell beliebtesten Düften zählen „Trèsor“ von Lancome, „Libre Intense“ von Yves Saint Laurent, „Mon Guerlain Sparkling Bouquet“ von Guerlain oder „Sì Intense“ von Giorgio Armani.