Ein Kleinod im Herzen Montafons

HE_Blude / 22.06.2022 • 14:13 Uhr
Die Schweizer Gäste, Marlis und Armin aus Bad Ragaz, genießen den Dialektweg.est

An der rauschenden Ill entlang hält ein Dialektweg den Montafoner Dialekt am Leben.

St. Gallenkirch Wo in der Weihnachtszeit der Krippeleweg zu finden ist, führt während des Jahres der Dialektweg an der Ill entlang. Romantisch ist es hier, fast wie in einer längst vergessenen Welt. Es ist das Rauschen der Ill und eine fast noch unberührte Natur, die der Wanderer vorfindet.

Gleich zu Beginn des Weges befinden sich die alten „Gäßscherma“, das sind alte Ziegentallungen, die heute nicht mehr benutzt werden. Der Besucher kann sich das heute kaum vorstellen, wie es hier meckerte, wenn eine Herde Ziegen hier lebte. Die Besitzer fanden, dass man diese alten Stallungen einer anderen Bestimmung übergeben könnte. Die Initiantin Monika aus St. Gallenkirch griff diese Idee auf und setzte diese erfolgreich um. So wurden diese ehemaligen Ställe zu einem Dialekt- und Gedankenraum umfunktioniert.

Einzigartiger Montafoner Dialekt

Der Montafoner Dialekt wurde 2017 zum immateriellen UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Im Dialekt- und Gedankenraum sind spezielle Montafoner Ausdrücke zu lesen oder müssen diese passend zugeordnet werden. „Wehtig“ (Schmerz), „saha wia“ (na sowas), „Gagl (kleines Kind), dojätzig (vor kurzer Zeit), „Ahna“ (Großmutter), „Zara“ (Zorn), ein „Hehr“ (ein Geistlicher), „lützel“ (zu wenig) – diese und viele weitere, fast in Veressenheit geratene Wörter sind zu lesen.

Der Montafoner Dialekt hat seine Wurzeln in der Romanischen, Rätoromanischen sowie auch in der Italienischen und Französischen Sprache. Sogar im Keltischen und Lateinischen finden sich Ansätze. Am meisten gibt es diese Wortkombinationen in den Flurnamen.

Wandert der Besucher taleinwärts, findet er einfache Holztäfelchen an Stecken in der Natur platziert. Herbert Düngler aus
St. Gallenkirch half beim Aufstellen mit. Wörter wie „fuxa“ (ärgern), „Glufa“ (Sicherheitsnadel), „malad“ (müde), „Raggel“ (schlecht ernährtes Rind), „wech“ (nobel), „adili“ (ordentlich), „Quatapätsch“ (Salamander), „Moltaschori“ (jüngstes Kind), „gulimugg go“ (stürzen), „Hennatschätter“ (Hühnervogel), „güfta“ (prahlen) und weitere sind zu lesen. Im Rätoromanischen, Hebräischen sowie im Phönizischen wird der letzte Selbstlaut betont, was für einen Nicht-Montafoner in der Regel komplizierter ist. Für Marlis und Armin mit „Hündli“ Zoey aus Bad Ragaz ist der Illweg eine Oase und mit dieser besonderen Note einmalig. „Wir kommen immer wieder hierher. Wir sind verliebt in diesen wunderbaren Weg“, sagt Marlies, deren „Ahna“ (Großmutter) aus Gortipohl stammt. EST

Entlang des Weges stehen Tafeln mit Montafoner Ausdrücken.
Entlang des Weges stehen Tafeln mit Montafoner Ausdrücken.
Ein Blick in den Dialekt- und Gedankenraum.
Ein Blick in den Dialekt- und Gedankenraum.