„Roter Faden grüner Zweig“

HE_Blude / 29.06.2022 • 13:43 Uhr
Künstlerin Friederike Feldmann schafft mit Tusche und Sprühfarbe eine vergängliche Wandmalerei in der Ausstellung.Friederike Feldmann
Künstlerin Friederike Feldmann schafft mit Tusche und Sprühfarbe eine vergängliche Wandmalerei in der Ausstellung.Friederike Feldmann

Die Ausstellung von Friederike Feldmann und Alexander Wagner in der Galerie allerArt widmet sich der Wandmalerei.

Bludenz Die vierte Ausstellung des laufenden Jahres in der Bludenzer Galerie allerArt ist dem Schaffen der 1962 in Bielefeld geborenen Künstlerin Friederike Feldmann sowie Alexander Wagner, Jahrgang 1978, gewidmet. Beide in Berlin lebenden und arbeitenden Kunstschaffenden sind der Malerei und der Zeichnung verhaftet und beide zeigen ihre Werke häufig anhand von installativen, raumbezogenen Anordnungen. Wobei bei Friederike Feldmann vor allem malerische Grundfaktoren wie Gestus, Textur, Repräsentation und Autorschaft in den Fokus rücken, während Ale-xander Wagner gegensätzliche Aspekte wie Abstraktion und Gegenstand oder Fläche und räumliche Illusion ausbalanciert.

Die beiden Künstler übertiteln ihre Ausstellung in Bludenz mit „Roter Faden grüner Zweig“. Womit bereits angedeutet ist, dass sich sämtliche gezeigten Werke innerhalb des Farbspektrums Rot-Grün bewegen. Angesagt sind nicht nur Papier- und/oder Leinwandbilder, sondern auch Wandarbeiten von Friederike Feldmann, die direkt vor Ort entstehen. „Roter Faden grüner Zweig“ ist die zweite gemeinsame Ausstellung von Friederike Feldmann und Alexander Wagner. Die erste fand 2016 im Oldenburger Kunstverein statt.

Nur für den Augenblick gemalt

Die jüngeren Arbeiten von Friederike Feldmann erinnern visuell an kalligrafische Schriftsätze. Die Künstlerin nutzt dabei den Gestus des Schreibens, um grafische Bilder zu malen. Bilder, die vorgeben, konkrete Texte zu sein, es aber nicht sind. Es sind Zeichenketten ohne syntaktischen Zusammenhang. Denn der Künstlerin geht es um den individuellen Duktus als Mittel zur Konstruktion formaler bildnerischer Formationen. In der Galerie allerArt wird Friederike Feldmann ganz neue Wandarbeiten umsetzen, die direkt vor Ort entstehen und die Einblick in den „illusionistischen Konzeptionalismus“ (Max Glauner) der Künstlerin geben. Im Unterschied zu den Fresken eines Giotto oder Michelangelo, die über die Jahrhunderte hinweg erhalten geblieben sind, sind Feldmanns Arbeiten nur für den Augenblick gemalt. Sie verschwinden nach Ablauf der Ausstellung wieder und bleiben nur als fotografische Dokumentationen oder ideell in der Erinnerung der Ausstellungsbesucher erhalten.

Auf das Wesentliche reduziert

Bei Alexander Wagner spielt die Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten der Bildproduktion im Kontext von Malerei und Zeichnung eine besondere Rolle. Er erschließt dieses Feld in vielfältigen Medien, um deren bildnerische Möglichkeiten und Grenzen zu erforschen. In seinen Arbeiten greift der Berliner Künstler zumeist auf eine Formensprache zurück, die zwischen Abstraktion und Figuration balanciert. Wagners Bilder wirken auf das Wesentliche reduziert, wobei die Farbe den zentralen Aufhänger darstellt. Zuletzt gewann die Technik der Wandmalerei im Werk des Künstlers zunehmend an Bedeutung. Dem orts- und architekturbezogene Malen kommt hier eine wesentliche Bedeutung zu. Räumliche Erfahrungen erhalten einen neuen Stellenwert und verändern und erweitern die visuellen Wahrnehmungsperspektiven.

Die deutsche Kunsthistorikerin Susanne von Falkenhausen schreibt über Friederike Feldmann und Alexander Wagner, dass die beiden nicht nur ein Spiel mit der Wahrnehmung zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit treiben würden, „sondern auch mit dem Verhältnis von Fläche und Raum, Figur und Grund, Opazität/Undurchsichtigkeit und Transparenz. Wie verhalten sich zum Beispiel die Pinselstriche auf der Wand, die so breit sind, dass sie eher an das Vorgehen von Anstreichern denken lassen, die aber auch die Ästhetik gestischer Malerei aufrufen, zu den streng geometrisch geformten weißen Flächen – was ist vorne, was hinten, was Figur, was Grund? Apropos, Feldmann nannte eine ihrer Wandarbeiten ‚drunter und drüber‘, oder, in einer Erweiterung um die dritte Schicht: ‚Die Wand malt mit‘.“

Ausstellung

„Roter Faden grüner Zweig“

Friederike Feldmann und
Alexander Wagner

Galerie allerArt
Am Raiffeisenplatz 1, 6700 Bludenz

von 1. Juli bis 6. August

www.allerart-bludenz.at