Das konkrete Tun ist wichtig

HE_Blude / 05.04.2023 • 14:30 Uhr
Martin Natter, Direktor der Mittelschule Großes Walsertal, und Anna Weber, Managerin des Biosphärenparks, ergänzen sich in ihren jeweiligen Zielsetzungen. BI
Martin Natter, Direktor der Mittelschule Großes Walsertal, und Anna Weber, Managerin des Biosphärenparks, ergänzen sich in ihren jeweiligen Zielsetzungen. BI

Die Mittelschule Großes Walsertal und der Biosphärenpark führen eine erfolgreiche Kooperation.

Blons, Sonntag Der Biosphärenpark Großes Walsertal ist ein Naturschutzgebiet im namensgebenden Großen Walsertal. Der Biosphärenpark Großes Walsertal ist seit November 2000 UNESCO-Biosphärenpark. Das Reservat setzt sich für nachhaltige Wirtschaft und nachhaltigen Tourismus in der Region ein und fungiert als Plattform für den Diskurs über Gesellschaft, Politik und Wissenschaft. Anna Weber ist Managerin dieser zukunftsweisenden Organisation. Eine wichtige Rolle spielt im Ganzen auch das Bildungswesen. Martin Natter, Direktor der Mittelschule Großes Walsertal, ist es ein Anliegen, die Grundgedanken der Biosphärenpark-Idee auch im Unterricht zu verwirklichen. Dies geschieht unter anderem in Form von Workshops für Jugendliche. Der innovative Schulleiter sieht jedoch auch in anderer Hinsicht viel Potenzial, um seinen Schülern wichtige Umweltthemen näherzubringen.

Herr Natter, vor Kurzem erst fand an Ihrer Schule ein Umweltworkshop zum Klimawandel und dessen Folgen statt. Wie war dieser Workshop konzipiert?

Natter Am 7. Februar hat uns ein Team der aha Jugendinfo besucht und mit den 3. und 4. Klassen über den Klimawandel, seine Folgen und wie wir etwas dagegen tun können gesprochen. Nach vielen Fragen der Schüler und Schülerinnen haben wir das Punktesystem kennengelernt und mit der App „Ein guter Tag hat 100 Punkte“ ausgerechnet, wie viele Punkte wir eigentlich zu viel verbrauchen. Die Begeisterung war sehr groß, die teilnehmenden Schüler wurden auf eine besonders einprägsame Art zum Nachdenken über den Klimawandel angeregt.

Wurden bei Ihnen an der Schule schon öfters solche Workshops durchgeführt?

NAtter In den Jahren vor der Corona-Pandemie wurden regelmäßig Workshops zu verschiedensten Themen durchgeführt. Neben Themen aus dem Umweltzeichen gab es unter anderem natürlich auch Informationen zu Themen der SUPRO (Suchtprophylaxe) oder zum Jugendschutz.

Nachhaltigkeit ist ebenfalls ein großes Thema. Inwiefern wird bei Ihnen an der Schule diesem Gedanken Rechnung getragen?

Natter Wir kaufen beispielsweise die Zutaten für den Kochunterricht direkt über die Schüler und Schülerinnen, die zum Teil einen landwirtschaftlichen Betrieb zu Hause haben, ein. Bei Schulveranstaltungen wird sehr viel Wert auf die Verwendung öffentlicher Verkehrsmittel oder den Einsatz von Fahrgemeinschaften gelegt. Überall, wo wir eine Möglichkeit sehen, versuchen wir Müll zu vermeiden. Durch die eigene Photovoltaikanlage auf dem Schuldach und das Biomasseheizkraftwerk erzeugen wir die für die Schule benötigte Energie quasi selbst.

In welcher Form werden auch andere Themenfelder zum Spektrum Umwelt und Klimaschutzmaßnahmen vermittelt?

Natter Als Umweltzeichenschule, im Rahmen derer wir beispielsweise auf Mülltrennung, gesunde Jause, Energiesparen und verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen achten sowie entsprechende Projekte durchführen, stehen wir immer in der Auseinandersetzung mit diesen Themen. Aus dem Unterricht heraus werden laufend Verbindungen dazu gesucht. Außerdem versuchen wir vor allem im konkreten Tun – die Theorie ist sicherlich auch wichtig –, diese Themen im wahrsten Sinn des Wortes in die Hand zu nehmen und umzusetzen. So schaffen wir für viele den nachhaltigsten Zugang. Ich denke hier nur an Aktionen wie das Pflanzen von Bäumen oder den Bau von „Insektenhotels“.

Wie gestaltet sich für Sie die Zusammenarbeit mit dem Biosphärenpark Großes Walsertal?

Natter Durch das Qualitätsmanagementsystem für Schulen haben wir uns entschieden, eine enge Zusammenarbeit mit dem Biosphärenpark zu starten. Dank des ausgezeichneten Inputs seitens des Biosphärenparks werden wir ab dem kommenden Schuljahr – beginnend mit den ersten Klassen – zumindest zweimal im Schuljahr ein konkretes Themenfeld gemeinsam bearbeiten. Es wird immer einen Teil im Unterricht geben und einen außerhalb der Schule, angeleitet durch Experten für das jeweilige Thema. In vier Jahren sollen alle Schüler von uns viele Einblicke in die verschiedensten Inhalte bekommen und dadurch vertrauter mit den Ideen des Biosphärenparks sein. Die Volksschulen des Tales arbeiten schon seit einigen Jahren eng zusammen und führen regelmäßig Biosphärenpark-Tage durch. Auf diese möchten wir natürlich aufbauen.

Welche Projekte sind in der nächsten Zeit geplant?

Natter Im Herbst starten wir mit dem ersten Themenfeld: Was ist der Biosphärenpark und wozu dient er? Weitere Fragestellungen sind etwa: Was bringt der Biosphärenpark den Menschen? Selbstverständlich wird dieses Thema mit einem Besuch im Biophärenparkhaus in Sonntag verbunden.

Frau Weber, als Managerin des Biosphärenparks ist Ihnen eine Bewusstseinsbildung im Tal wichtig. Welche Rolle spielt dabei die Mittelschule Großes Walsertal?

weber Umweltbildung und Naturvermittlung sind neben Naturschutz, nachhaltiger Regionalentwicklung und Forschung Kernaufgaben eines UNESCO Biosphärenparks. Dabei schätzen wir uns sehr glücklich, mit der Mittelschule Blons einen so engagierten und starken Partner an der Seite zu haben. Für unsere Region ist es eine enorme Chance, Jugendliche als Zukunftsträger mit Inhalten zu erreichen. Wenn es uns dabei gelingt, bei den Schülern und Schülerinnen Begeisterung zu wecken, dann hat diese nicht nur Auswirkung auf ihre eigene Haltung und ihr Verhalten, sondern auch auf ihre Familien und letztendlich auf die gesamte Gemeinschaft. Mit engagierten Schülern, Eltern und Pädagogen als Partnern kann so im besten Fall eine positive Spirale in Gang gesetzt und einiges vorwärts gebracht werden und dadurch eine nachhaltige Entwicklung der Region gefördert werden.

Welche Vorteile sehen Sie in der Kooperation mit der Mittelschule Großes Walsertal?

Weber Dieses Kooperationsprojekt mit der Mittelschule Blons, an dem auch die inatura Dornbirn beteiligt ist, ist für uns ein sehr wert- und freudvolles Projekt. Wir freuen uns bereits sehr auf den gemeinsamen Start des Pilotjahres im Wintersemester 2023. BI

Zu den personen

anna weber

geboren 18. Mai 1986

Familie Lebensgemeinschaft mit David Bischof, Sohn Maximilian, Tochter Flora

Wohnort Göfis

Hobbys Bergsport, Lesen, Reisen, Kochen, Gartengestaltung, Kultur in jeglicher Form

Martin Natter

Geboren 1977

Familie verheiratet, zwei Kinder

Hobbys Zeit mit der Familie verbringen, Ski fahren, Wandern

Wohnort Au

Beruflicher Werdegang Ausbildung zum Mittelschullehrer, Lehrertätigkeit in Alberschwende, Au, Lech, Warth und Blons. Leitertätigkeit in Alberschwende und Blons