Pionierarbeit in Sachen Bibliothek

HE_Blude / 05.04.2023 • 14:11 Uhr
Klaudia Büchel ist es wichtig, die Bibliothek als offenen Bildungs- und Begegnungsraum zu gestalten.BI
Klaudia Büchel ist es wichtig, die Bibliothek als offenen Bildungs- und Begegnungsraum zu gestalten.BI

Die Bibliothek Raggal unter der Leitung von Klaudia Büchel feiert 20-jähriges Bestehen.

Raggal Heuer scheint es ein ausgesprochenes Jubiläumsjahr im Großen Walsertal zu sein. Neben zahlreichen Jubiläen in Vereinen kann auch die Bibliothek Raggal auf das 20-jährige Bestehen zurückblicken. Es ist ein Rückblick mit vielen Höhepunkten und zahlreichen innovativen Umsetzungen von Ideen, die nicht zuletzt durch das tatkräftige Engagement der Bibliotheksleiterin Klaudia Büchel entstanden sind. Die Bibliothek Raggal wurde bereits im Jahr 1959 gegründet. „Die ‚alte‘ Bibliothek bestand aus einem Regal mit circa 20 Büchern. Daher war eine Reorganisation unbedingt nötig. Mittlerweile können wir der Bevölkerung rund 7500 Medien auf 90 Quadratmetern anbieten“, zeigt sich Klaudia Büchel begeistert. Die gebürtige Raggalerin ist außerdem Mitbegründerin des Netzwerks „Walserbibliothek Großes Walsertal“, einer im Jahr 2004 gegründeten Kooperation der sechs Walserbibliotheken. Eine Zielsetzung dieses Netzwerks ist es, das Angebot an Medien, Dienstleistungen und Aktivitäten zu optimieren beziehungsweise auszubauen. „Die bestehenden Ressourcen und Energien der an sich kleinen, ehrenamtlich geführten Bibliotheken sollten somit zu größerer Entfaltung und Wirkung gelangen. Die einzelnen Bibliotheken bleiben für sich eigenständig, haben jedoch im Rahmen eines Kooperationsvertrages gemeinsame Qualitätsstandards und Grundaufgaben zu erfüllen.“ Es ist eines der wenigen Bibliotheks-Netzwerke, die ausschließlich ehrenamtlich funktionieren.

Synergien nutzen

Die Gründung der „Walserbibliothek Großes Walsertal“ ist eine erfolgreiche Kooperation für alle Beteiligten – und eine Pionierleistung in Sachen Bibliothekswesen, bei der eben auch Klaudia Büchel federführend beteiligt war: „Da die sechs Bibliotheken nicht jedes Thema umfassend anbieten können, haben wir untereinander verschiedenste Themen erarbeitet und dann auch dementsprechend viele Medien zu diesem Thema angeschafft. Diese Bücher werden dann unter den Bibliotheken – bei Bedarf – verliehen. Somit kann auch in Kleinbibliotheken eine gute Auswahl angeboten werden.“ Es ist ihr grundsätzlich ein Herzensanliegen, gemeinsam mit anderen Menschen etwas zu gestalten und Projekte umzusetzen: „Wieso sollten nicht andere Leute und Initiativen eingebunden werden? Es ist eine Bereicherung für jeden einzelnen Beteiligten, wenn Projekte aus möglichst vielen Perspektiven angegangen und umgesetzt werden.“ Dies spiegelt sich auch in der Teamarbeit: „Ohne diese könnte die Bibliothek nicht geführt werden. Wir haben acht Stunden in der Woche auf, die Hintergrundarbeit kommt noch dazu. Im Team macht die Arbeit aber auch viel mehr Spaß!“

Eine Bibliothek für Alt und Jung

Die Bibliotheksleiterin erweist sich auch sonst als ausgesprochen vielseitig: „Der Besuch in einer Bibliothek soll Freude machen. Daher machen auch unterschiedlichste Veranstaltungen Sinn, um wirklich alle Leute anzusprechen. Wir wollen eine Bibliothek mit einem Angebot für alle sein.“ Ein besonderer Fokus liegt darauf, die Lesefreude bei Kindern zu wecken. Aus diesem Grund entstand das Jugendteam: „Die Kinder können selbstständig den Büchereidienst am Freitag versehen. Da kommen immer viele junge Leser in die Bibliothek. Dieses Projekt hat sich im Laufe der Jahre bewährt. Wir möchten den Kindern einen Freiraum gewähren, den sie selbst gestalten können. So übernehmen sie selbstständig die Kassa und organisieren kleinere Veranstaltungen, wie einen Kinderflohmarkt oder eine Disco. Es werden auch eigene Teamsitzungen durchgeführt, außerdem steht ihnen ein kleines Budget zur Verfügung.“

Dass diese Projektidee erfolgreich ist, zeigt sich unter anderem darin, dass zahlreiche Mitglieder des Jugendteams mittlerweile zum Erwachsenenteam gewechselt sind.

Nachhaltige Projektideen

Ein weiterer Aspekt der ehrenamtlichen Arbeit des innovativen Bibliotheksteams ist es, Umweltthemen zu vermitteln: „Wir haben bereits bei zahlreichen Ausschreibungen für Kinder und Jugendliche teilgenommen und auch gewonnen, worauf wir sehr stolz sind. Im Jugendteam haben wir ausgebildete Klimaschützerinnen, mit denen wir beispielsweise den 1. Preis beim Global Award mit dem Projekt ‚Plastiktaschen raus – Stofftaschen rein‘ gewonnen haben.“ Und es ist auch wiederum dem Ideenreichtum Klaudia Büchels geschuldet, dass im Jubiläumsjahr zahlreiche Veranstaltungen und Projekte stattfinden, wie etwa vor Kurzem ein Workshop zum Thema „Ökologischer Fußabdruck“ in Kooperation mit dem Energieinstitut Vorarlberg oder eine Lesung mit der Autorin Lisbeth Bischoff.

Am 23. April wird das 20-jährige Jubiläum ausgiebig gefeiert. Und beim neuen Projekt „Alles Käse“ steht vor allem die Bewusstseinsbildung von Kindern und Jugendlichen im Vordergrund, ihnen wird im Rahmen von MINT-Veranstaltungen die Wichtigkeit von regionalen Produkten, der Nahversorgung – wozu auch die Bibliothek zählt – und von einem nachhaltigen Klimaschutz nahegebracht. So soll beispielsweise auf interaktive Weise der Kreislauf von Lebensmitteln vom Rohprodukt bis zum fertigen Produkt Käse erkundet werden. Die Umsetzung dieses Veranstaltungsformats erfolgt gemeinsam mit dem Jugendteam, das alles dokumentiert und sodann analog oder digital verarbeitet und präsentiert. „Die Bibliothek soll ein offener Bildungs- und Begegnungsraum für alle sein. Das macht unsere ehrenamtliche Arbeit so spannend und bereichernd“, ist Klaudia Büchel überzeugt. BI

Klaudia Büchel ist es wichtig, die Bibliothek als offenen Bildungs- und Begegnungsraum zu gestalten.BI
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