In ihrem kleinen Paradies legen Hühner Glückseier

Michaela und Stefan Vögel bieten in Doren Angebote für Ernährungsbewusste, das Wohlergehen der Tiere stets im Blick.
Doren Wer im Vorderwald von Doren nach Krumbach unterwegs ist, kann sie nicht übersehen – die beiden „Wohnwagen“ für die Hühner von Michaela und Stefan Vögel. Und wer neugierig geworden ist und dem Wegweiser „Ei to go“ folgt, entdeckt vor dem Vögel-Hof eine originelle SB-Hütte, in der nicht nur 24 Stunden rund um die Uhr „Bio-Glückseier“, sondern auch einige andere Produkte in Selbstbedienung angeboten werden – etwa die Bio-Nudeln, denn „bei uns werden natürlich auch Brucheier verwertet“, erzählt Michaela und Stefan ergänzt, dass für die Nudelproduktion ein Partner in Lingenau gefunden wurde. Vermarktet werden die Eier ab Hof, in Läden in Riefensberg, Langenegg usw. aber auch in Mäder oder Lustenau. Die Belieferung der Läden wird durch Vögels Arbeitgeber ermöglicht, denn „wenn ich Bier und Limo ausliefere, kann ich auch unsere Eier liefern“, erklärt Vögel.
Von Berlin in den Wald
Stichwort Partner: Hinter dem Glückseier-Projekt steht eine ganz besondere Geschichte, denn Stefan und Michaela, die im Raum Aachen aufgewachsen ist, mit 18 Jahren nach Berlin zog und schließlich 2014 im Vorderwald landete, haben sich auf ungewöhnliche Weise gefunden.
Stefan Vögels Vater betrieb in Doren eine kleine Landwirtschaft mit Milchkühen. Vor etwa 20 Jahren wurde auf Mutterkuhhaltung umgestellt und Stefan führt heute den Hof im Nebenerwerb. Im Hauptberuf ist er im Vertrieb bei der Brauerei Egg tätig und beliefert Kunden im ganzen Land.
Seine Michaela hat er vor einigen Jahren beim Friseur kennengelernt und mit ihr auch die Glücksei-Idee in die Tat umgesetzt. Und nicht nur das – 2016 mussten die beiden auch einen Neuanfang im Stall starten, nachdem der gesamte Viehbestand wegen TBC gekeult werden musste.
Schnee von gestern, für die beiden kein Thema mehr – viel lieber erzählen die beiden, wie sie die Landwirtschaft neu aufgestellt haben. Mit zwei alten Rinderrassen, die sie sorgfältig ausgesucht haben: Tiroler Grauvieh und Murbodner Rinder aus der Steiermark stehen heute im Stall und auf der gepachteten Alpe im Lecknertal.
Rücksicht auf Tierwohl
Mit gleicher Sorgfalt und Augenmerk auf alte Rassen wählten die Vögels ihre Hühnerschar aus: Bovan, Sussex und Deutsche Sperber – insgesamt mehr als 500 Eierproduzenten, die mit Leidenschaft und Sorgfalt betreut werden. Die beiden mobilen „Chicken-Homes“ ziehen alle sieben bis zehn Tage weiter, „damit sich die Hühner immer auf grüner Wiese bewegen können“, erläutert Michaela. Mit den mobilen Ställen wechselt auch die Infrastruktur den Standort – Elektrozaun (gegen Füchse), Vogelscheuchen (gegen Raubvögel) oder auch vielfältiger Sonnenschutz, Schirme, Unterstände usw. Zudem passen auch zwei Hunde auf, dass der Fuchs von der Hühnerschar ferngehalten wird. Wie sehr sich die beiden um das Wohlergehen ihrer Hühner einsetzen, macht ein kleines Gehege hinter dem Hof deutlich: Hier ist eine „Reha-Station“ für kranke oder verletzte Hühner eingerichtet, die sich da erholen können.
Ein wenig „Heidi-Romantik“
Und dann erzählt Michaela ihre Geschichte, die unwillkürlich an die „Heidi-Romantik“ erinnert. Mit Johanna Spyris Romanfigur vergleicht sie sich sogar schmunzelnd – so wie das kleine Mädchen war auch sie immer stärker von der Sehnsucht nach den Bergen getrieben, bis sie schließlich dort angekommen ist. „Ich habe 25 Jahre in Berlin gelebt und als Friseurmeisterin gearbeitet“, erzählt sie. Ausgleich fand sie bei Spaziergängen mit ihrem Hund in den Berliner Parks – und immer öfter bei Urlauben in den Bergen. Bei einem dieser Ausflüge hat es dann 2014 Klick gemacht: Auf einer Bergtour am Widderstein wurde ihr klar – „ich will nicht mehr zurück“, fasste sie einen Entschluss, der ihr Leben grundlegend verändern sollte.
Bregenzerwald einfach
Es war eine Entscheidung ohne Rückfahrkarte, ihre Zelte in Berlin waren unwiderruflich abgebrochen – in Hittisau fand sie in einem alten Bauernhaus von Küfer Peter Lässer eine Wohnung und bei Rita’s Haarwelt in Doren sogar die Möglichkeit, in ihrem erlernten Beruf zu arbeiten.
Obwohl sie mit ihrer Übersiedlung in den Bregenzerwald auch geplant hatte, in der Landwirtschaft zu arbeiten. Das ergab sich dann aber durch Zufall: Stefan Vögel kam zum Haareschneiden in Rita’s Haarwelt und damit öffnete sich die Tür zu ihrem Traumjob als Bäuerin. STP
