Ufrichte beim „Partner“ des Bezauer Heimatmuseums

Heimat / 13.03.2023 • 08:00 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Ufrichte beim „Partner“ des Bezauer Heimatmuseums
CANVA: witus, stp

Meilenstein auf dem Weg zum „Museums-Tandem“ im hinteren Bregenzerwald.

Bezau „Die Bregenzerwälder Barockbaumeister waren im 17. und 18. Jahrhundert die größten Kulturschaffenden nicht nur in der Geschichte der Region, sondern des ganzen Landes. Die Leistungen der 1657 von Michael Beer begründeten Auer Zunft hatten Ausstrahlung weit über die Gemeindegrenzen hinaus und haben auch die Entwicklung des Handwerks und der Gemeinde Bezau maßgeblich beeinflusst. Hunderte Bauarbeiter und Handwerker, die jedes Jahr von Josefi (19. März) bis Martini (11. November) auf Baustellen von der Schweiz über Süddeutschland bis ins Elsass tätig waren, haben dort nicht nur zahllose Bauwerke geschaffen, sie haben auch Geld und damit Wohlstand in ihre Heimat gebracht. Diese Leistungen werden seit gut einem Jahr im Barockbaumeister-Museum in Au-Rehmen dokumentiert.

Da mag man sich fragen, wozu also noch ein weiteres derartiges Museum? “Für uns war die Antwort klar: Ja, denn die unglaubliche Erfolgsgeschichte der Barockbaumeister hat so viele Facetten, dass deren Dokumentation für weit mehr als ein Museum reicht“, stellt Museumsleiterin Theresia Fröwis anlässlich der Ufrichte für den Zubau zum Heimatmuseum Bezau klar und ergänzt, dass das Konzept enge Kooperation mit Au vorsieht.

„Museums-Tandem“ als Motor

Mit dem Aufziehen des Firstbaums feierten Maria Meusburger, Theresia Fröwis, Anton Beer, Christian Meusburger und Helmut Batlogg einen Meilenstein für das Projekt. <span class="copyright">STP</span>
Mit dem Aufziehen des Firstbaums feierten Maria Meusburger, Theresia Fröwis, Anton Beer, Christian Meusburger und Helmut Batlogg einen Meilenstein für das Projekt. STP

Aus dem traditionsreichen Bezauer Heimatmuseum und dem neuen in Au soll eine Art „Museums-Tandem“ entstehen, das als Motor für eine weitreichende Vernetzung mit anderen Museen – einschließlich der Forschungsarbeit in Kooperation mit der Uni Innsbruck – wirken soll. Das Konzept in Bezau zielt darauf ab, den bisherigen Ausstellungsschwerpunkt (Trachten, Leben früher) zu erweitern. „Wir wollen eine Brücke von der Vergangenheit zur Gegenwart schlagen“, so Fröwis. Dazu wird der Bestand überarbeitet und ergänzt, denn die Rolle der Frauen, die Frauenarbeit und das textile Handwerk kommen meist zu kurz und werden künftig im Bezauer Museum entsprechend dargestellt. Etwa mit einer Sonderausstellung „Foto Hedwig Hiller“, die erste Bregenzerwälder Fotografin, die über ein eigenes Fotolabor verfügte. Ein weiterer Schwerpunkt widmet sich der Rolle des Handwerkervereins und dem Lehrlingswesen.

Seit mehr als 40 Jahren die „gute Seele des Museums“: Anton Beer erläutert stolz die Adaptierung des Dachbodens, der zum Herzstück des Museums wird.
Seit mehr als 40 Jahren die „gute Seele des Museums“: Anton Beer erläutert stolz die Adaptierung des Dachbodens, der zum Herzstück des Museums wird.

Behutsame Erweiterung

Möglich wird dieses erweiterte Angebot durch einen Zubau zum bestehenden denkmalgeschützten Bezauer Museumsgebäude. „Das Haus“, so Altbürgermeister Helmut Batlogg, „stammt aus der Barockzeit und dürfte um 1700 gebaut worden sein. Wir werden mit Klaus Pfeifer, anerkannter Experte für Dendrochronologie, wegen einer exakte Altersbestimmung Kontakt aufnehmen.“ Mit dem Zubau – Bruno Winkler vom Innsbrucker Büro Rath & Winkler nennt ihn „Partner“ – ist dem Büro Innauer & Matt ein großer Wurf gelungen, der alt und neu ideal vernetzt. Die Ausstellungsfläche wird durch den Zubau um rund 145 auf insgesamt 390 Quadratmeter erweitert. Dazu kommen noch knapp 90 Quadratmeter für Infrastruktur.

Denkmalschutz und heutige Standards (etwa Barrierefreiheit einschließlich Lift, Empfangsraum, Stiegenhaus oder sanitäre Einrichtungen) wurden unter einen Hut gebracht. Rund eine Million Euro kostete der Zubau, weitere 400.000 Euro die Infrastruktur einschließlich Adaptionen im Bestand.

100-Jahr-Jubiläum als Anstoß

In den Besitz des Heimatschutzvereins und damit der Gemeinde kam das Museumsgebäude vor über 100 Jahren: Katharina Feuerstein, Tochter des Käsgrafen Gallus Moosbrugger, hat das Haus 1920 dem Verein vermacht. Das 100-Jahr-Jubiläum war 2020 auch ein Anstoß, sich Gedanken über die Zukunft des Museums zu machen. Herausgekommen ist die jetzt umgesetzte Lösung, für die dieser Tage ein Meilenstein gefeiert wurde: die „Ufrichte“ – so nennen die Wälder die Firstfeier, das Fest für die am Bau beteiligten Handwerker. Die Ufrichte war für Obmann Christian Meusburger, seine Stellvertreterin Maria Meusburger, Museumsleiterin Theresia Fröwis, Altbürgermeister Helmut Batlogg und Anton Beer, seit über 40 Jahren „gute Seele“ des Museums, Anlass genug, Projekt und Konzept bei einem Lokalaugenschein der VN-Heimat zu erläutern. STP

Symbolisch für die Vernetzung von Alt und Neu: die Holzkonstruktion an der Schnittstelle von Altbau und Erweiterung.
Symbolisch für die Vernetzung von Alt und Neu: die Holzkonstruktion an der Schnittstelle von Altbau und Erweiterung.

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