Ein Ort des Lebens

Heimat / 30.07.2023 • 16:57 Uhr
Der Bludenzer Friedhof bekommt ein neues Raumkonzept.VN/JUN
Der Bludenzer Friedhof bekommt ein neues Raumkonzept.VN/JUN

Neues nachhaltiges Raumkonzept für den Friedhof Bludenz.

Bludenz Der Friedhof Bludenz ist einer der ältesten Friedhöfe Vorarlbergs. Die altehrwürdigen Friedhofsmauern, die Arkaden und Durchgänge lassen die Geschichte des Ortes erahnen. Nun werden im neuen Freiraumkonzept auch zukünftige Anforderungen an den städtischen Friedhof einbezogen. Stadträtin Catherine Muther, für Gemeinwesen und Friedhof zuständig, spricht im Interview über ein außergewöhnliches Projekt.

Wenn man das neue Konzept des Friedhofs betrachtet, fallen besonders die Beschattungen und Freiflächen auf. Was steckt dahinter?

Muther Es war eines der Hauptanliegen, dass diese Fläche mit rund 19.000 Quadratmetern mit Blick auf die Tatsache, dass unsere Städte immer mehr Hitzetage aufweisen, adaptiert und die Aufenthaltsqualität erhöht wird. Dabei werden Bäume als Schattenspender genutzt, leere Grabflächen sollen außerhalb von Grabreihen zu Grünflächen zusammenwachsen. Beim alten Friedhof soll entlang eines Seitenweges eine Allee gepflanzt werden. Dazu werden jetzt schon keine neuen Gräber mehr in diesem Bereich ausgewiesen, um so den Platz freizuhalten und mehr Spielraum für die Gestaltung zu haben.

Angedacht ist auch ein Baumfriedhof. Was kann man sich darunter vorstellen?

Muther Ein Baumfriedhof ist im Grunde ähnlich einem Waldfriedhof. Die freie Fläche, die derzeit ungenutzt ist, soll in einen Baumfriedhof umgewandelt werden. Es ist eine Wahlmöglichkeit für Menschen, die sich ein Urnengrab unter dem Blätterdach von Bäumen wünschen. Schon jetzt erhalte ich zahlreiche Anfragen, die sich ein solches Baumgrab wünschen. Zugleich entsteht auch dadurch eine weitere Fläche, die zum Verweilen einlädt.

Soll der Friedhof also auch ein Ort des Lebens werden?

Muther Das ist eine Grundidee der neuen Gestaltung, die in den kommenden Jahren schrittweise umgesetzt werden soll. Am Friedhof brauchen Veränderungen Geduld, denn alleine durch die 15-jährige Grabesruhe, die eingehalten werden muss, können sich die Strukturen nicht von heute auf morgen verändern. Doch im Grunde ist gerade diese Verlangsamung und Ruhe eine Qualität des Friedhofs, die uns Menschen guttut.

Welche Adaptierungen sind noch geplant?

Muther Es soll in einfacher Art und Weise ein neues Bauwerk entstehen. Die Sanitäranlagen kann man kaum als solche bezeichnen, sie wurden damals allerdings auch nicht für die Öffentlichkeit errichtet. Tatsächlich wird dies den Friedhofsbesuchern aber nicht mehr gerecht, da braucht es dringlichst eine zeitgemäße Erneuerung. Darüber hinaus soll für den Friedhofswärter und die Arbeitswerkzeuge Platz entstehen. Geplant ist zudem eine Art Verabschiedungsraum, der nach außen geöffnet werden kann. Damit kommen wir einem Wunsch nach, der bereits sehr oft geäußert wurde.

Viele Menschen haben verschiedene Wünsche. Kann man allen Wünschen gerecht werden?

Muther Der Friedhof spiegelt im Grunde unsere Gesellschaft wider. Die meisten Menschen schätzen die Schönheit unseres Friedhofs und kümmern sich mit viel Liebe um ihre Gräber. Es gibt auch Situationen, in denen wir als Stadtvertreter auf die Einhaltung der Verordnung verweisen müssen. Das ist nicht immer für jede und jeden verständlich und doch für das friedliche Miteinander notwendig. VN-JUN

Catherine Muther auf dem künftigen Baumfriedhof.
Catherine Muther auf dem künftigen Baumfriedhof.