Kulturlandschaft im Wandel: Experten diskutierten in Hittisau

Am vergangenen Wochenende boten die Landgespräche in Hittisau Denkanstöße und Lösungsansätze zur Kulturlandschaft.
Darum geht’s:
- Namhafte Experten diskutierten die “Kulturlandschaft – und wir in ihr” in Hittisau.
- Es gibt alarmierende Entwicklungen, aber auch ermutigende Initiativen in Bezug auf die Artenvielfalt und den Bodenverbrauch.
- Es ist wichtig, bewusst und zielgerichtet zu handeln und zu gestalten, um die Landschaft zu schützen und zu erhalten.
Hittisau Bei den Landgesprächen in Hittisau widmeten sich namhafte Expertinnen und Experten der Thematik “Kulturlandschaft – und wir in ihr” aus verschiedensten Perspektiven. Für die Organisatoren Johann Steurer, Hermann Hagspiel und Markus Faißt ist bei den 6. Landgesprächen auch zielgerichtetes Handeln im Fokus, um vom Reden ins Tun zu kommen.

Alarmierende Entwicklungen zeigen
“Jede Person sieht die Landschaft anders, je nach Herkunft, Beruf und Interesse”, betonte Architekt Roland Gnaiger in seinem Referat. Auch wenn manche Entwicklungen wie Verarmung der Artenvielfalt oder der Verbrauch fruchtbarster Böden durch Zersiedelung alarmierend sind, gibt es zahlreiche ermutigende Initiativen.


Es ist nicht das Ziel, Veränderung zu blockieren, sondern vielmehr bewusst und zielgerichtet zu handeln und zu gestalten. Je länger man zuwarte, desto schwieriger würde korrigierendes Eingreifen, berichtete der ehemalige Zürcher Stadtrat Martin Waser aus seiner langjährigen Erfahrung als Kommunalpolitiker. Für Katharina Conradin, langjährige Präsidentin der Alpenschutzkonvention, ist eine schön empfundene Landschaft die Voraussetzung dafür, sich für sie einzusetzen. Mit ihrer Zerstörung gingen auch Identifikationsräume verloren.


Dichte Themenvielfalt
Der thematisch dichte Nachmittag wurde durch ein “Hörfenster” der Schwarzenberger Musikethnologin Evelyn Fink-Mennel aufgelockert. Sie betonte die Wichtigkeit informeller Orte der Geselligkeit und des Musizierens, wie sie einst die “Vorsäßkultur” des Bregenzerwaldes bot, und schloss mit einem auf der Violine begleiteten Jodler ab.

Beatrice Schüpbach von der Forschungsanstalt Agroscope in der Schweiz zeigte Umfrageergebnisse, laut denen die Landschaftsqualität landwirtschaftlicher Regionen inzwischen niedriger bewertet wird als die von Siedlungsgebieten. Josef Türtscher berichtete über den nicht einfachen Weg des Großen Walsertals aus der “Identitätskrise” der 1980er Jahre zum UNESCO Biosphärenpark, der bereits vor 30 Jahren Arten- und Klimaschutz ernst nahm. Regio-Obmann Guido Flatz gab einen Überblick über die Entwicklung des Landschaftsentwicklungskonzepts Bregenzerwald.
Neue Perspektiven
Jungarchitekt Valentin Zech präsentierte eindrucksvolle Bilder und philosophierte über die zukünftige Architektur in Skigebieten ohne Schnee. Manuel Peter und Julius Fink, Absolventen der HAK Bezau, stellten die Ergebnisse ihrer Vorwissenschaftlichen Arbeit “Wie sieht die Kulturlandschaft der Zukunft aus?” vor. Die fachkundige Moderation übernahm die Landschaftsarchitektin Maria-Anna Schneider-Moosbrugger.


Details zu den Vorträgen und der Podiumsdiskussion mit Herlinde Moosbrugger (ehemalige Geschäftsführerin Bregenzerwald Tourismus), Carola Bauer (Naturpark Nagelfluhkette), Bürgermeister Tobias Bischofberger sowie Raumplanerin und Bäuerin Christina Timmerer sind im Ergebnisheft der Tagung nachzulesen. Dieses kann bei der Gemeinde Hittisau gegen einen Kostenbeitrag bestellt werden: tourismus@hittisau.at oder Tel. 055136209250. ME