Von Dampf zu Strom: Der Bahnhof Lauterach im Wandel der Zeit

Heimat / 14.11.2023 • 12:00 Uhr
Von 1986 bis 1989 übernahm das Architekturbüro Kuess Umbau,- und Sanierungsarbeiten. Heute dient es als Wohn- und Bürohaus. <span class="copyright">Ignacio Martinez</span>
Von 1986 bis 1989 übernahm das Architekturbüro Kuess Umbau,- und Sanierungsarbeiten. Heute dient es als Wohn- und Bürohaus. Ignacio Martinez

Die Geschichte des alten Bahnhofs Lauterach erstreckt sich von seiner Errichtung über die Elektrifizierung bis zur heutigen Nutzung als Wohn- und Bürogebäude.

Lauterach Der alte Bahnhof in Lauterach, ein geschichtsträchtiger Ort und entstand aus einer privaten Initiative von Carl Ganahl im Jahr 1827. Der damalige Innenminister erteilte ihm und einigen Unternehmen, zusammen mit der „k.k. priv. österr. Creditanstalt für Handel und Gewerbe“, am 17. August 1869 die Erlaubnis zur Gründung einer Aktiengesellschaft.

Vergangene Zeiten: Der alte Bahnhof Lauterach, ein Fenster in die Geschichte der Eisenbahn. <span class="copyright">Volare</span>
Vergangene Zeiten: Der alte Bahnhof Lauterach, ein Fenster in die Geschichte der Eisenbahn. Volare

Diese sollte zum Bau und Betrieb einer Lokomotiveisenbahn dienen, die von Bludenz über Feldkirch und Bregenz bis an die bayrisch-österreichische Grenze führen sollte, einschließlich der Zweigbahnen Feldkirch – Buchs und Lauterach – St. Margrethen. Laut dem Lauteracher Chronikbuch begann der Bau des heute unter Denkmalschutz stehenden alten Bahnhofs im Jahr 1872.

Bahnhof der k.k. priv. Vorarlberger Bahn. Personal und zwei Lokomotiven. <span class="copyright">Chronik Lauterach</span>
Bahnhof der k.k. priv. Vorarlberger Bahn. Personal und zwei Lokomotiven. Chronik Lauterach

Bereits im August 1857 wurde das Projekt vermessen und ausgesteckt. Doch Widerstand regte sich am 13. November 1865, als sich die Stadt Bregenz gegen das Projekt aussprach, den Hauptbahnhof in das „öde Ried“ zwischen Lauterach und Hard zu verlegen, der auch als Station für Lustenau dienen sollte.

Historische Aufnahme: Der Bahnhof Lauterach in seinen Anfangsjahren.<span class="copyright"> volare</span>
Historische Aufnahme: Der Bahnhof Lauterach in seinen Anfangsjahren. volare

Wiener verloren die Pläne

In Wien gingen die Pläne verloren, was am 22. und 23. Dezember 1868 offensichtlich wurde, als die Eisenbahnstrecke in Richtung Schweiz erneut ausgesteckt werden musste. Die ursprüngliche Route führte über Lustenau und Mondstein nach St. Margarethen. Im Januar 1870 legte die Eisenbahn-Begehungskommission schließlich die Linie fest und bestimmte den Standort des Bahnhofs. Mit der Eröffnung der „k.k. priv. Vorarlberger Bahn“ am 1. Juli 1872 begann eine neue Ära.

Beschrankter Bahnübergang, Bundesstraße Richtung Dornbirn, aufgelassen 1975. <span class="copyright">Chronik Lauterach</span>
Beschrankter Bahnübergang, Bundesstraße Richtung Dornbirn, aufgelassen 1975. Chronik Lauterach

Allein in der ersten Woche wurden 11.811 Personen befördert. Mit der Inbetriebnahme der Nebenbahn nach St. Margarethen am 23. November 1872 entwickelte sich die Station Lauterach bis nach dem Bau der Nordschleife 1889/90 zu einem wichtigen Knotenpunkt und Schnellzugstation.

Ein Blick zurück: Das Bahnhofsgebäude in Lauterach, wie es einstwar. <span class="copyright">Volare</span>
Ein Blick zurück: Das Bahnhofsgebäude in Lauterach, wie es einstwar. Volare

Am Bahnhof herrschte rege Betriebsamkeit: Züge wurden zusammengestellt, gereinigt, beleuchtet und im Winter vorgeheizt. Güterwagen mussten verschoben, Gepäck und Stückgut umgeladen werden, was einen umfangreichen Personalstand erforderte.

Das ehemalige Bahnhofsmagazin. 1978 musste das Magazin abgerissen werden, da das Bahnhofsgelände umgestaltet wurde. <span class="copyright">Chronik Lauterach</span>
Das ehemalige Bahnhofsmagazin. 1978 musste das Magazin abgerissen werden, da das Bahnhofsgelände umgestaltet wurde. Chronik Lauterach

Dieser bestand aus einem Vorstand, einem Fahrdienstleiter, einem Kassier, zwei Lokführern, drei Heizern, sechs Wächtern, fünf Schaffnern, einem Pumpenwärter, einem Nachtwächter, zwei Stationsdienern, einem Lampisten sowie Wagenputzern und Schlossern. Die Wächter, nach den Wächterhäuschen benannt, in denen sie wohnten und arbeiteten, hatten vielfältige Aufgaben.

Das alte Bahnhofsgebäude in Lauterach, einst ein Knotenpunkt der Region.<span class="copyright"> volare</span>
Das alte Bahnhofsgebäude in Lauterach, einst ein Knotenpunkt der Region. volare

Der Bahnbetrieb war vielseitig

Im Pumpenhaus wurde das Wasser für die Lokomotiven gefördert, und es gab eine Bahnmeisterei, ein Spritzendepot, eine Schmiede sowie eine Lampisterei. Bahnmeister Lässer nutzte in den 1930er Jahren eine Draisine auf der Strecke Lindau – St. Margrethen. Die Lokomotiven mussten auf einer Drehscheibe gewendet oder durch eine andere ersetzt werden, wenn das Rückwärtsfahren aufgrund des offenen Führerstandes nicht möglich war. Auch die Zugnummer änderte sich in Lauterach.

Seit dem 11. November 1981 gibt es in Lauterach keine Fahrdienstleitung mehr. Alle Anlagen werden vom Güterbahnhof Wolfurtaus bedient. Der alte Bahnhof wurde unter Denkmalschutz gestellt. <span class="copyright">Christine Mennel</span>
Seit dem 11. November 1981 gibt es in Lauterach keine Fahrdienstleitung mehr. Alle Anlagen werden vom Güterbahnhof Wolfurtaus bedient. Der alte Bahnhof wurde unter Denkmalschutz gestellt. Christine Mennel

Frauen übernahmen wichtige Rollen

Ab dem 7. Mai 1881 verkehrte zwischen Lindau und Bludenz an jedem ersten Samstag im Monat ein Pulverzug für den Bau des Arlbergtunnels. Seine Eröffnung brachte das Ende der Vorarlberger Bahn. Sie wurde von der Staatsbahn eingelöst und ist seit 1924 Teil der ÖBB. Im Kriegsjahr 1916 verkehrten nur mehr drei bis vier Personenzüge und ein bis zwei Güterzüge am Tag. Das Zugpersonal bestand in dieser Zeit hauptsächlich aus Frauen.

Vom Verkehrsknotenpunkt zum denkmalgeschützten Geschäftshaus: Heute sind im alten Bahnhof Büros untergebracht. <span class="copyright">Christine Bozen</span>
Vom Verkehrsknotenpunkt zum denkmalgeschützten Geschäftshaus: Heute sind im alten Bahnhof Büros untergebracht. Christine Bozen

Dar Bahnhof heute

Im Jahr 1927 begann ab Mitte Februar die Elektrifizierung der Bahnstrecke, und 1949 wurde auch die Linie nach St. Margrethen elektrifiziert. Eine wesentliche Veränderung erfolgte 1978, als das Magazin wegen einer umfassenden Umgestaltung des Bahnhofsgeländes abgerissen werden musste.

Erinnerungen in Mauerwerk: Der historische Bahnhof Lauterach, einst Herzstück des lokalen Schienenverkehrs.<span class="copyright"> Christine Mennel</span>
Erinnerungen in Mauerwerk: Der historische Bahnhof Lauterach, einst Herzstück des lokalen Schienenverkehrs. Christine Mennel

Seit dem 11. November 1981 ist die Fahrdienstleitung in Lauterach außer Betrieb; sämtliche Anlagen werden seither vom Güterbahnhof Wolfurt aus gesteuert. Der historische Wert des alten Bahnhofs führte zu seiner Unterschutzstellung als Denkmal. Zwischen 1986 und 1989 führte das Architekturbüro Kuess umfangreiche Umbau- und Sanierungsarbeiten durch. Heute hat das Gebäude eine neue Bestimmung gefunden: Es dient sowohl als Wohn- als auch als Bürohaus. MEC