Bahnhof Nenzing: Barrierefreier Umbau verzögert sich

Geplanter Baustart nun frühestens 2026 – fehlende Verträge bremsen Projekt aus.
Nenzing Der Umbau des Bahnhofs Nenzing gilt seit Jahren als dringend notwendig – besonders im Hinblick auf Barrierefreiheit und moderne Infrastruktur. Doch der Start der Bauarbeiten verzögert sich. Ursprünglich war der Baustart für 2025 vorgesehen, jedoch rechnet die ÖBB erst im Sommer oder Herbst 2026 mit den ersten Arbeiten an den Bike&Ride- und Park&Ride-Anlagen sowie an der Vorplatzgestaltung. Die eigentlichen Hauptmaßnahmen inklusive Gleissperren sollen dann im Zeitraum Juni bis August 2027 erfolgen. „Es ist davon auszugehen, dass sich die Bauarbeiten über das gesamte Jahr 2027 erstrecken werden“, heißt es vom ÖBB-Pressesprecher Christoph Gasser-Mair. Doch einen fixen Termin für den Baustart kann derzeit noch nicht genannt werden.

Laut der ÖBB gibt es beim Endtermin „derzeit keine Verzögerung“. Dennoch steht fest: Grund für die Verzögerung des Baustarts sind die nicht unterschriebenen Bau- bzw. Realisierungsverträge zwischen der ÖBB, dem Land Vorarlberg und der Gemeinde Nenzing. „Ohne diese vertragliche Grundlage kann kein verbindlicher Baubeginn festgelegt werden“, erklärt Gasser-Mair. Er ergänzt: „Sollte sich die Vertragsunterzeichnung weiterhin verzögern, würde sich der Baustart voraussichtlich auf 2027 verschieben.“

Bürgermeister Michael Hartmann berichtet von einer Besprechung mit der ÖBB und dem Land Vorarlberg, die vor ein paar Wochen abgehalten und bei der ein neuer Vertrag aufgesetzt wurde. „Wir wären bereit zum Unterschreiben. Wir sind sehr daran interessiert, dass das schnellstmöglich erledigt wird“, meint Hartmann. Der Umbau liegt auch in seinem persönlichen Interesse: „Ich bin sicher kein schwacher Mann, aber auch ich tue mir schwer, dort einen Kinderwagen raufzuschieben.“

Folgen für die Bevölkerung
Für die Bürger bedeutet die Verzögerung vor allem eines: weiter warten. „Ich habe schon gehört, dass der Bahnhof umgebaut werden soll“, erzählt Katja Wolgenannt, „Ein Lift wäre schon gut, vor allem auch für welche mit Rollstuhl.“ Wolfgang Mathis nimmt täglich sein Fahrrad mit in den Zug. Er selbst ist deswegen zwar nicht auf einen Lift angewiesen, jedoch wäre es für ihn nützlich, wenn es mehrere Lifte gäbe: „Es wäre schon ein nice-to-have, aber nur, wenn der Lift nicht zu überfüllt ist.“

Die ÖBB verweist darauf, dass kurzfristige bauliche Übergangslösungen technisch nicht möglich seien. Erst mit dem Umbau soll die Barrierefreiheit umgesetzt werden – mit zwei Aufzügen, einem taktilen Leitsystem und Blindenaufschriften.

Trotz aller Verzögerungen bleibt der Bürgermeister optimistisch: „Ein neuer Bahnhof macht Nenzing selbst sicher attraktiver, wenn man barrierefrei mit dem öffentlichen Verkehr herkommen kann.“

Kostenentwicklung
Auch die Kosten ändern sich durch die Verzögerung. Ursprünglich wurde mit 6,7 Millionen Euro gerechnet, mittlerweile ist klar, dass es teurer wird. „Die Kosten wurden inflationsbedingt angepasst. Daher ist von einer Kostensteigerung im Vergleich zur ursprünglichen Schätzung auszugehen“, so Gasser-Mair. Die Kosten werden von der ÖBB, dem Land Vorarlberg und der Gemeinde Nenzing übernommen, wobei die genaue prozentuale Aufteilung erst „nach vertraglicher Finalisierung fixiert“ wird.

Trotz ursprünglicher Rücklagen für den Umbau ist noch nicht sicher, ob in Nenzing andere Projekte dafür zurückgestellt werden müssen. „Wie genau das andere Projekte betrifft, können wir jetzt noch nichts sagen. Im Moment heißt es nur noch sparen, sparen, sparen“, berichtet Hartmann.

„Wir haben eine Gemeinde mit sehr vielen Schulden übernommen und müssen uns natürlich dorthin orientieren, was wir sowieso erledigen müssen, und erst dann können wir über weitere Projekte nachdenken.“ Somit werden demnächst keine neuen Projekte umgesetzt, sondern die älteren Vorhaben inspiziert. Hartmann erklärt: „Jetzt müssen wir erst einmal eine Bestandsaufnahme machen. Wenn wir wissen, wie viel Geld wir zur Verfügung haben, können wir anfangen, Projekte zu priorisieren.“ MRS