Jahrhundert-Baum in Bregenz darf nicht bleiben

Heimat / 03.04.2024 • 12:33 Uhr
Jahrhundert-Baum in Bregenz darf nicht bleiben
Bereits im Herbst des letzten Jahres musste ein rund 100 Jahre alter Baum im nördlichen Bereich des Blumenmolos gefällt werden (rechts im Bild). Nun muss eine weitere alte Rosskastanie in der Nähe des Fischerstegs der Säge weichen. VN/Grafik und Stadt Bregenz

In den Bregenzer Seeanlagen muss ein fast hundertjähriger Baum gefällt werden.

Bregenz In der letzten Sitzung des Bregenzer Stadtrates stand ein besonderes Thema auf der Agenda: die Genehmigung zur Fällung einer kranken Rosskastanie in den Bregenzer Seeanlagen. Bürgermeister Michael Ritsch informierte nach der Sitzung über die Entscheidung, die einen historischen Baum betrifft – ein Exemplar, das fast ein Jahrhundert lang die Umgebung nahe des kürzlich renovierten Fischersteges bereichert hat.

Kranke Rosskastanie Fischersteg Bregenz
Die Rosskastanie am Fischersteg muss wegen einer Pilzerkrankung gefällt werden. Stadt Bregenz

Hintergrund der Fällung

Die betroffene Rosskastanie, wissenschaftlich als „Aesculus hippocastanum“ bekannt, leidet seit Jahren unter dem Befall durch den Brandkrustenpilz. Die weiche Beschaffenheit des Kastanienholzes begünstigte eine rasche Ausbreitung von Holzzersetzung und Fäulnis.

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Im Herbst 2023 zeigte eine Bohrwiderstandsmessung, dass die Stabilität des Baumes erheblich beeinträchtigt ist – es wurde lediglich eine Restwandstärke von zehn Zentimetern festgestellt. Eine starke Einkürzung um rund 40 Prozent im Anschluss an die Messung konnte zwar die unmittelbare Gefahr eines Umsturzes über die Wintermonate mindern, doch die Sicherheitsanforderungen in den stark besuchten Seeanlagen lassen keine Kompromisse zu.

Kranke Rosskastanie Fischersteg Bregenz
Aktuell birgt der Baum ein Sicherheitsrisiko für die Besucher, da die Gefahr besteht, dass Äste abbrechen könnten. Stadt Bregenz

Maßnahmen und Ausblick

Angesichts der mangelnden Bruchsicherheit, die von Fachleuten bestätigt wurde, ist die Fällung des Baumes für dieses Frühjahr geplant. Dieser notwendige Schritt soll jedoch durch eine nachhaltige Maßnahme ausgeglichen werden: Im Herbst 2024 ist die Pflanzung zweier neuer Spitzahornbäume vorgesehen, die nicht nur standortgerecht sind, sondern auch das ökologische und ästhetische Gleichgewicht der Seeanlagen unterstützen.

Wie der Brandkrustenpilz Bäume unbemerkt bedroht

  • Brandkrustenpilz (Kretzschmaria deusta): Einer der gefährlichsten holzzerstörenden Pilze.
  • Tarnung durch unscheinbares Aussehen: Erkennbar hauptsächlich für Experten in der Baumkontrolle.
  • Vorkommen: Befällt Bäume hauptsächlich im unteren Bereich, an Wurzelanläufen und am Stammfuß.
  • Kennzeichnung der Fruchtkörper: Erscheinung ähnelt verbranntem Holz – fühlbar wie Holzkohle mit charakteristischem Knackgeräusch bei Druck.
  • Zersetzung: Beeinträchtigt Wurzel und Stammbereiche ohne sichtbare Anzeichen verminderter Vitalität und kann zum plötzlichen Umstürzen des Baumes führen.
  • Häufige Konsequenz: Schnelle Empfehlung zur Baumfällung nach Entdeckung des Pilzes.
  • Holzbeschaffenheit: Wird spröde und brüchig, äußerlich jedoch fest erscheinend.
  • Späte Fäuleentwicklung: Führt dazu, dass der Pilzbefall anfänglich nicht durch Bohrverfahren festgestellt werden kann.
  • Empfehlung zur Baumüberwachung: Halbjährliche Kontrollen zur Beurteilung der Pilzausbreitung.
  • Endstadium: Bei signifikantem Befall und Entwicklung einer sekundären Fäule bleibt oft nur die Fällung als Option.