Richtiges Älterwerden und das lange Leben

Heimat / 08.04.2024 • 09:48 Uhr
Ludwig Hasler informierte die Besucher über das Älter werden. - © privat
Ludwig Hasler informierte die Besucher über das Älterwerden. privat

Spannender Vortrag von Kolumnist Hasler im Bildungshaus Batschuns.

ZWISCHENWASSER Der Philosoph und Buchautor Dr. Ludwig Hasler (79) war auf Einladung von ALTER-nativ kürzlich zu Gast im Bildungshaus Batschuns. Der ehemalige Rankweil Vizebürgermeister Franz Abbrederis begrüßte den Vortragenden aus der Schweiz und die 100 Besucher. Nach einem bewegten Berufsleben ist Hasler nach wie vor als freier Publizist, Vortragsreisender, Hochschuldozent und Kolumnist aktiv.

Hasler teilt das Alter in vier Phasen ein, die Zeitspanne von der Pensionierung bis zum 80. Geburtstag bezeichnet er als das “Dritte Alter”. Diesen Begriff gab es bis vor einigen Jahren noch nicht. “Die Menschen sind frei wie nie zuvor, haben keine Existenzängste und keine Zwänge. Früher war das Alter relativ klar, einfach und kürzer”, erklärt Hasler. Die letzte Lebensphase bezeichnet er heute als das “Vierte Alter”. Die Gruppe 60 plus habe sich als lukrative Kundengruppe für Reiseveranstalter und Fluglinien entwickelt. “Aber was riskieren die Leute, wenn sie dauernd abhauen? Viele haben ja nicht einmal mehr ein richtiges Zuhause, sondern nur eine Art Basislager, wo sie ein paar Tage bleiben, bis sie wieder ausschwärmen und mit Kreuzfahrtschiffen über die Meere fahren“, gibt der Philosoph zu verstehen.

Die Zukunft mitgestalten

Vielmehr sieht der Kolumnist den Sinn des Alters darin, sich in Projekten für Soziales, Umwelt, Kultur zu engagieren: “Das Schönste am Leben ist das Mitwirken an einer Zukunft, auch wenn es nicht mehr meine ist. Das Entscheidende ist, dass wir absehen können vom ich. Wer nur aufs Ego setzt, hat schlechte Karten”, meinte Hasler. Als Beispiel nannte er Nachhilfestunden, die er einem jungen Migranten gegeben habe. Er habe nun das gute Gefühl, er stecke nun im Leben dieses jungen Menschen drin.

hasler und franz abbrederis
Alt-Vizebürgermeister Franz Abbrederis und Ludwig Hasler im Bildungshaus Batschuns.

Dialog mit jungen Menschen

Damit die Generationen sich verstehen lernen und nicht aneinander vorbeileben, ist laut Hasler wichtig, dass sie immer miteinander reden. Sonst bleiben die Jungen auf ihrem Standpunkt, die Älteren hätten den Wohlstand auf Kosten ihrer Zukunft aufgebaut sowie die Alten vermissen an den Jungen die Konsequenz, zur Veränderung aktiv beizutragen. Der Philosoph hat mit der exakt 50 Jahre jüngeren Journalistin und Filmerin Samantha Zaugg über zwei Jahre hinweg einen wöchentlichen Briefwechsel geführt und über Erfahrungen, Erwartungen, Haltungen, Arbeit und Wohnen, Liebe und Tod diskutiert. Die gesammelten Erkenntnisse der beiden liegen nun im Buch “Jung und Alt” vor.

“Spreche bewusst Wohlhabende an”

Zum Abschluss ging Hasler auf die Fragen des Publikums ein. Auf den Hinweis einer Besucherin, dass er die alten Menschen, vor allem Frauen, die am Existenzminimum leben und sich ein unbeschwertes Leben nicht leisten können, nicht erwähnt habe, antwortete er: “Ich spreche bewusst die wohlhabende Mehrheit an. Wenn diese Gruppe für die Gesellschaft aktiv wird, dann ist auch den Anderen geholfen.” VN-TK