Porträt: Verena Maier (80): Madame très chic

Verena Maier versprüht auch mit 80 Jahren einen charmanten, französischen Lebensflair.
BLUDENZ Es findet kaum eine Vernissage, eine Performance, ein Konzert oder ein anderes kulturelles Ereignis in Vorarlberg statt, bei dem eine schlanke, attraktive, stets sehr gut gekleidete Frau nicht auffallen würde. Verena Maier ist kulturell sehr interessiert und dies weit über die Landesgrenzen hinaus. „Ich bin seit jeher ein weltoffener Geist mit unzähligen Interessen. Die Veränderungen im Weltgeschehen finde ich beispielsweise äußerst spannend, insbesondere auch im politischen Bereich. Das alles verfolge ich mit sehr viel Interesse“, sagt sie. Diese Form einer positiven Neugierde auf das Leben stammt in erster Linie von ihrer Mutter, die als Journalistin tätig war. Verena Maier wurde in Salzburg geboren und verbrachte auch ihre ersten drei Lebensjahre dort. Die Familie zog dann nach Bludenz: „Wir haben zuerst im sogenannten Walch-Haus in der Bahnhofstraße gewohnt. Ich erinnere mich sehr gerne an diese Zeit. Alle Kinder aus dieser Gegend kannten sich und haben zusammen in dem damals noch unbebauten Gebiet unterhalb der Pulverturmstraße gespielt.“

Kulturelle Aufgeschlossenheit
Verena Maier war immer schon eine begeisterte Leserin. Fremde Sprachen und Kulturen hatten für das junge Mädchen schon früh eine Faszination. „Eine ehemalige Nachbarin hatte einen französischen Offizier geheiratet. Sie hatten zwei Kinder, um die ich mich, wenn sie auf Urlaub in Bludenz waren, gerne gekümmert habe. So kam es auch, dass ich mit 15 Jahren den kleinen Paul nach Strasbourg zurückbrachte, wo uns sein Vater Jacques abholte“, erinnert sie sich. Diesem ersten Aufenthalt in Nancy folgten weitere auch in Paris und Lyon. Die Begeisterung für die französische Sprache, Lebensweise und Kultur entstand auf diese Weise ganz unmittelbar. Und so lernte sie auch einen charmanten Nachbarn der Familie kennen: „Er besuchte mich immer wieder bei meinen Aufenthalten. Allerdings war ich zu dieser Zeit bereits in Bludenz liiert.


Die Entscheidung fiel dann jedoch zugunsten meines Franzosen.“ Im Jahr 1965 erfolgte die Hochzeit, was zu dieser Zeit als kleine Sensation galt und worüber sogar in der lokalen Presse berichtet wurde. „Ich hatte zuvor schon einige Kurse in Französisch bei der Arbeiterkammer besucht und dachte, ich kann eigentlich sehr gut Französisch. Was für ein Irrtum! Ich habe ein halbes Jahr fast gar nichts verstanden“, so Verena Maier. Während sich so manche Menschen durch diese Erfahrung eher zurückgezogen hätten, machte die mutige junge Frau das Gegenteil, sie besuchte die Alliance Française in Paris und schloss dort mit einem Diplom ab: „Meine damals erworbenen Sprachkenntnisse haben mir auch in meinem späteren Leben viele Türen geöffnet.“

Den Menschen zugewandt
Acht Jahre später kehrte sie nach ihrer Scheidung mit ihrem Sohn Jean-Claude nach Bludenz zurück: „Ich habe mich immer mit Bludenz sehr verbunden gefühlt. Es war meine Entscheidung, hierher zurückzukehren, was ich nie bereut habe.“ Nahezu vierzig Jahre lang arbeitete sie insgesamt im Rathaus Bludenz, die letzten zehn davon in der Kulturabteilung, was ihr besonders lag: „Ich habe alle Tätigkeiten gerne ausgeführt, das war sehr vielseitig. So habe ich auch vier Bürgermeister doch ein wenig besser kennengelernt. Im Kulturamt zu arbeiten kam jedoch meinen eigenen Interessen ganz besonders entgegen.“ Nachdem sie immer wieder angefragt wurde, französische Reisegruppen zu leiten, absolvierte sie kurzerhand auch noch eine Reiseleiter-Ausbildung in Innsbruck. Noch heute führt sie immer wieder Reiseleitungen durch: „Ich mag einfach den Kontakt mit Menschen und habe einen großen Freundes- und Bekanntenkreis. Es macht mir viel Freude, bei diesen Reiseleitungen auch die jeweiligen kulturelle Hintergründe zu einer Stadt oder einer Landschaft zu erklären.“

Vor Kurzem organisierte Verena Maier das Bahnofströßler-Fest, das vor 14 Jahren schon einmal stattgefunden hatte: „Wir haben uns im Café Dörflinger getroffen und gemeinsame Erinnerungen ausgetauscht. Über dreißig ehemalige Bahnhofströßler haben teilgenommen.“ Und was macht Verena Maier sonst? Sie genießt auch in Vorarlberg einen französischen Lebensstil – das bon vivre. BI
zur person
VERENA MAIER
GEBOREN 1943
WOHNORT Bludenz
FAMILIE Sohn Jean-Claude
HOBBYS Kultur in jeglichem Sinn, Sprachen, Lesen, Schreiben, Reisen, Fotografieren, Schifahren (bis vergangenen Winter), Wandern, Schwimmen und Freundschaften pflegen