Schubladendenken hilft nicht weiter

Daniela Beck und Daniela Jochum präsentieren das neue Programm für den Kultursteg, der erstmals in Bludenz gastiert.
BLUDENZ Der Kultursteg, ein mobiles Kunst- und Kulturpodium, der von der Architektin Daniela Jochum aus Nenzing vor vier Jahren kreiert wurde und bislang direkt in der Natur aufgestellt wurde, findet erstmals mitten in Bludenz eine urbane Umgebung. Den Sommer über wird der Kultursteg mit einem höchst ambitionierten Programm bespielt.
Wie kam die Kooperative zum Kultursteg hier in Bludenz zustande?
JOCHUM Die Anfrage kam von Daniela Beck und Kulturstadtrat Cenk Dogan. Die Offenheit von Daniela Beck unserem Projekt gegenüber erwies sich als sehr hilfreich. Wir begaben uns sogleich auf die Suche eines passenden Standorts. Aber auch Gerold Trommelschläger von der Zech Privatstiftung hat uns über den ganzen Zeitraum hilfreich unterstützt, Adi Concin hat uns Kontakte vermittelt und nicht zuletzt Herbert Zech hatte ein offenes Ohr und Herz für unser Konzept.
Der Kultursteg bleibt nun zwei Jahre lang in Bludenz stehen. Worin sehen Sie darin Vorteile?
BECK Der Grundgedanke hinter dem Kultursteg ist die vielseitige Verwendbarkeit für Veranstalter, Vereine und Privatpersonen. Und genau darin sehe ich den Vorteil. Wir können hier in Bludenz ein weiteres Jahr die Möglichkeit bieten, eine Freiluftbühne für kulturelle Veranstaltungen zu nutzen und zur Verfügung zu stellen. Für eine Programmierung im nächsten Jahr freuen wir uns etwa auf die Einbindung von interessierten Vereinen oder lokalen Kulturschaffenden, die eigenständig die Bühne bespielen möchten. Eine längerfristige Nutzung ist natürlich auch für alle Beteiligten kostengünstiger. Es ist leichter, eine bereits bestehende Fläche zu bespielen.
Am Eröffnungstag gibt es ein Podium Boden Ressource. Welche Rolle spielt dieses Thema auch bei der Architektur des Kulturstegs?
JOCHUM Der Kultursteg lebt nur dann, wenn er an unterschiedlichen Orten aufgestellt wird. Es geht nicht um Besitz von Boden, sondern um eine sinnvolle Nutzung dessen für unterschiedlichste Möglichkeiten. In Nenzing war dies beispielsweise auch eine teilweise Umnutzung von Boden. Früher war dies eine landwirtschaftliche Nutzung, durch den Kultursteg wurden die Felder der Kultur zur Verfügung gestellt. Das Konzept des Stegs funktioniert nur deshalb, weil er nicht an einem Ort gebunden ist, somit keinen Boden „besitzt“, sondern immer wieder weiterzieht. Im Gegenzug wertet er auch die bespielten Orte neu auf.
Wie sehen Sie die Ausgewogenheit des Programms?
BECK Das Gesamtprogramm am Kultursteg Walgau in Bludenz umfasst drei sehr intensive Wochenenden, programmiert vom Verein “Kultursteg Walgau”. Wir freuen uns, die Möglichkeit zu haben, dieses bereits vielseitige Programm durch weitere vier Veranstaltungen ergänzen zu dürfen. Insgesamt wird es ein rundes Sommerprogramm auf einer einzigartigen Freiluftbühne. Der Walgau wird nach Bludenz gebracht und zwar nicht nur mit der Wanderbühne, sondern auch mit vielen regionalen Akteuren und Akteurinnen aus der Region. Ich bin besonders gespannt auf das Orgelkonzert der anderen Art mit DJ Martin Oelz.
Sie haben erwähnt, der Verein Kultursteg aus einem sehr tollen Team besteht. Wer sind die anderen Proponentinnen?
JOCHUM Wir sind ein Team aus vier Frauen. Marlies Strak für die Programmierung, die Kommunikation und unsere wunderschöne Grafik verantwortlich. Susanne Scheier, selbst eine professionelle Musikerin ist für die Konzertprogrammierung und Abläufe des Programms zuständig und Angela Mair, ebenfalls eine professionelle Musikerin, übernimmt die Programmierung und organisatorische Arbeiten.
Es ist ein groß angelegtes Projekt, das Sie mit dem Kultursteg verwirklichen. Was ist dabei hilfreich?
JOCHUM Es sind vor allem Menschen mit offenem Herzen, die nicht immer für ihren eigenen Nutzen agieren, sondern Freude am Miteinander haben und Sinn in der Hilfsbereitschaft sehen. Schubladendenken hilft dabei nicht weiter.
BECK Die Größe des Projektes ist nicht maßgeblich für eine gelungene Umsetzung, wenn andere Faktoren stimmen. Viele Player erfordern intensivere Abstimmung, aber open mindset ist meiner Meinung nach das A und O für den Erfolg einer guten Zusammenarbeit. Als Kooperationspartner sehen wir unsere Rolle im Zusammenbringen, Vermitteln und manchmal auch Möglichmachen. Es ist wieder einmal erstaunlich, was von engagierten Ehrenamtlichen geschaffen werden kann, wenn die Motivation und der Wille zur Umsetzung da sind. BI
zur person
DANIELA JOCHUM
GEBOREN 7. Mai1974
FAMILIE verheiratet, vier Kinder
WOHNORT Nenzing
BERUF Architektin
HOBBYS Kultur in jeder Hinsicht, Wandern, Weitwandern, Lesen und Stricken
ZUR PERSON
DANIELA BECK
GEBOREN 1987, aufgewachsen in Nenzing
WOHNORT Nüziders
BERUF Kulturamtsleiterin der Stadt Bludenz, Verwaltung und Eventmanagement
HOBBYS Ausgleich finden in der Natur, beim Lesen, mit Familie und Hund
Der Kultursteg Walgau bietet an drei Wochenenden ein abwechslungsreiches Programm. Die Eröffnung am 7. und 8. Juni ist dem Thema Boden gewidmet, von Freitag, 21. Juni bis Sonntag, 23. Juni findet ein facettenreiches Programm zum Klang in jeder Hinsicht statt. Der 14. September lädt zu einem besonderen Theatertag ein. Alle Infos gibt es unter www.kultursteg-walgau.at.