“Neuer Aktionsraum in Vandans: Einblick in Naturgefahren und ihre Bewältigung”

In Vandans eröffnet der innovative „Aktionsraum Naturgefahren Montafon“ seine Pforten, um Besuchern Einblicke in die Bewältigung und das Verständnis von Naturgefahren zu ermöglichen.
Vandans Vergangene Woche wurde der Neubau „Aktionsraum Naturgefahren Montafon“ in Vandans im Beisein aller Verantwortlichen feierlich seiner Bestimmung übergeben.

Naturgefahren sind Realität. „Das mussten wir im Zuge der jüngsten Unwetterereignisse in Mitteleuropa wieder einmal zur Kenntnis nehmen“, so Christoph Walser, Leiter der Museen Montafon in seiner Eröffnungsrede. „Und es sieht so aus, als müsste man sich auch in Zukunft noch intensiver damit auseinandersetzen“, so Walser weiter. Einen Beitrag für besseres Verständnis soll der neue Aktionsraum bieten, der für die Öffentlichkeit ab dem Frühjahr 2025 zur Verfügung steht.

Von der Idee zur Umsetzung
Bereits vor 15 Jahren fasste man die Idee ins Auge, einen Ausstellungsraum im Bauhof Vandans einzurichten. Das Wissen um solche Gefahrensituationen, das Verständnis dafür und ein zeitgemäßer Umgang damit waren und sind von entscheidender Bedeutung. Deshalb wurde im Rahmen eines EU-LEADER-Projekts der Stand Montafon mit den Museen-Montafon ins Boot geholt und ein erstes Konzept erstellt. „Dieses passte jedoch nicht wirklich in das alte Gebäude sowie in die täglichen Arbeitsabläufe eines Bauhofbetriebes“, so Gerald Jäger, Sektionsleiter der WLV in Vorarlberg. Die Neuplanung eines Gebäudes und Umsetzung oblag dann dem neuen Gebietsbauleiter, Johann Kessler und einer Heerschar an helfenden Händen, von den Arbeitern der WLV bis zu Architekt Andreas Litschauer. „Es war eine unglaubliche Leistung, dieses Gebäude inklusive Ausstellung in nicht einmal zehn Monaten ab Planungsbeginn und sieben Monate seit dem Spatenstich im April zu verwirklichen“, so Kessler. Das ging nur Dank einer perfekten Zusammenarbeit aller Beteiligten“, zeigt sich der Gebietsbauleiter überzeugt.
Mehrfachnutzung eines Museums
Das schmucke, helle Holzgebäude hat aber noch weiter Aufgaben zu erfüllen. „Der Ausstellungsraum kann auch als Schulungsraum oder für Vorträge für 60-80 Personen bestuhlt werden“, erklärt Kessler das Konzept. Zudem befinden sich im ersten Stock drei Büros für die Partieführer der WLV Bludenz sowie eine kleine Küche inkl. Besprechungsraum. „Das Erdgeschoß beherbergt neben den sanitären Anlagen und der Haustechnik auch einen Trockenraum für Schuhe und Gewand, sowie einer Lagerfläche für die Sessel, in die das 3D-Modell sowie andere mobile Vitrinen mit Ausstellungsstücken verschoben werden können“, so Kessler über das modulare Konzept. Das Bauholz (Fichte, Tanne, Esche) stammt zu 90% aus den Wäldern des Montafons. Die Errichtung erfolgte überwiegend durch regionale Handwerker. Es ist ein richtiges „Wohlfühlkonzept“, das durch gute Überlegungen und Nachhaltigkeit zu überzeugen weiß und eine Bestätigung, dass eine Kombination aus Wissensvermittlung und Arbeitsraum viel Freude bereiten können.

Verständnis für Naturgefahren
Die Ausstellung spannt einen Bogen vom Umgang der Menschen mit Naturgefahren in früheren Jahrhunderten, über die Gründungszeit der Wildbach- und Lawinenverbauung bis hin zu deren Institutionalisierung und heutigen Funktionsweise. Behandelt werden Gefahrenbereiche stets mit Blick auf historische Katastrophenereignisse im Tal und aktuelle Präventionsmaßnahmen. „Ein großer Themenbereich, der speziell für das Montafon von besonderer Bedeutung ist, ist der Wald und seine Schutzfunktion“, erklärt Wolfgang Schilcher, einer der Ideengeber des Konzeptes.
Der Mensch als Naturgefahr
Es ist wichtig zu betonen, dass hinter allen Themen immer Menschen stehen, die einerseits schwere Schicksalsschläge durch Naturgefahren erlitten haben, andererseits aber ihr Bestes tun, um Schutz und größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten“, erklärte Christoph Walser. „Diesen Menschen wird in der Ausstellung in Form alter Bilder und Exponate sowie verschiedener Interviews eine Stimme gegeben“, zeigt sich auch Bürgermeister Florian Küng begeistert. Die Ausstellung ist so konzipiert, dass sich die Besucherinnen und Besucher dank eines klaren, ineinandergreifenden Erzählstrangs und zahlreicher interaktiver Elemente die Inhalte individuell erschließen können. Gleichzeitig ist sie aber auch bestens für Gruppenführungen geeignet. Menschen jeden Alters sollen angesprochen werden, besonders aber Schülerinnen und Schüler. Kinder und Jugendliche werden sich in Zukunft noch intensiver mit den Themen Umweltveränderungen, Klimawandel und den damit verbundenen Naturgefahren auseinandersetzen müssen“, weiß Sektionsleiter Gerald Jäger von der WLV.

Highlight der Ausstellung
Neben der fundierten Behandlung der Thematik und der beeindruckenden, harmonischen Inszenierung, gibt es in dieser Ausstellung ein absolutes Technik-Highlight. „Es ist dies ein 3D-Modell eines Teiles der Gemeinde Vandans, das mit verschiedenen Szenarien von Hochwasser bis Lawinenabgang mittels eines Beamers bespielt werden kann“, erklärt DI Kessler das Kernstück. Die Besucher haben auch hier die Möglichkeit eines interaktiven Erlebnisses, um so den Bezug und das Verständnis für einen Gefahrenzonenplan aufbauen zu können. STO
Aktionsraum Naturgefahren Montafon
BAUKOSTEN 1,5 Millionen Euro
KOSTEN AUSSTELLUNG 192.000 Euro
FINANZIERUNG EU, Bund, Land Vorarlberg, Gemeinde Vandans, illwerke vkw
ARCHITEKT Andreas Litschauer
BAULEITUNG DI Johann Kessler
KURATIERUNG Bruno Winkler
SZENOGRAFIE Berhard Breuer
GRAFISCHE UMSETZUNG Martin Caldonazzi
INTERVIEWPARTNER Helga Nesensohn-Vallaster, Silvia Ackerl, Martina Mittelberger, Bernadette und Erich Fritz, Friedrich Juen, Helmut Daxer, Wolfgang Schilcher, Reiterer Andreas
LEIHGABEN WLV, Erich Fritz, Rudolf Sagmeister, Friedrich Juen