„Die Pläne sind da, um sie zu brechen“: So erlebten Katja und Stefan Wiech ihre 55-tägige Alpenwanderung

55 Tage wanderten Katja und Stefan Wiech durch die Alpen. Dabei sammelten sie nicht nur Spenden für den Verein Gauenstein Aktiv, sondern auch einiges an Erfahrung.
Tschagguns 55 Tage waren Katja und Stefan Wiech in den Bergen unterwegs und durchquerten dabei mehrere Gebirgszüge. „Das war ein ergreifender Moment, als wir auf der Getschnerscharte standen“, sagte Stefan am Madlenerhaus, bevor sie zu ihrer viertletzten Etappe aufbrachen. Katja hat sogar geweint, als sie die Zimba erblickte. Ihr Zuhause Tschagguns erschien zum Greifen nah. Mit müden Beinen ging es am Tag 52 vom Madlenerhaus über das Hochmadererjoch zur Tübinger Hütte.

„Ich freue mich auf das eigene Bett und auf eine Dusche“, sagte Katja auf dem Weg zur Tübinger Hütte, und auch darauf, wieder selbst entscheiden zu können, was und wann sie isst. Am 25. Juni sind sie gestartet. Nachdem das Wetter vielversprechend begonnen hatte, kam bald darauf die Ernüchterung: ein regnerischer Juli. Drei, vier Tage sind die beiden komplett im Regen gewandert. Dank ihrer Ponchos blieben sie trocken. Doch ständig saß der Regen ihnen im Nacken, weshalb sie teils noch vor Sonnenaufgang aufbrechen mussten.

Es lief nicht alles nach Plan
Zwei Etappen mussten sie umplanen, da auf den Pässen zu viel Schnee lag und der Weiterweg zu gefährlich gewesen wäre. Was Katja und Stefan auf ihrer Reise durch die Alpen gelernt haben, ist, flexibel zu bleiben. „Die Pläne sind da, um sie zu brechen“, so Stefan. Eigentlich hatten sie geplant, ohne Verkehrsmittel auszukommen, Gipfel mitzunehmen und der Route treu zu bleiben. Die Pläne wurden am siebten Tag durchkreuzt: Anstatt auf der Ansbacher Hütte sind sie im Tal gelandet. „Wir haben ein Schild übersehen“, erzählte Stefan. Umplanen mussten sie auch wegen der Schneeberghütte, die ihnen drei Tage vorher aufgrund eines Pächterwechsels abgesagt hatte.

Auch der Plan, Gipfel mitzunehmen, ging nicht auf: „Wir haben einen Gipfel extra gemacht – den Schnalsberg bei der Stettiner Hütte. Der musste gemacht werden.“ Stefan wollte unbedingt einen 3000er besteigen. Ansonsten haben sie die Gipfel links liegen gelassen. Und da sie öfters als geplant ins Tal absteigen mussten, waren sie auch auf Bus und Bahn angewiesen. Nicht nur in Hütten haben sie übernachtet, sondern auch in Hotels, wo sie Gelegenheit hatten, ihre Kleidung zu waschen. Und genau dabei hat sich Stefan am Schienbein verletzt. „Die Treppe war frisch gewischt und ich bin ausgerutscht.“

Jazzmusik in Italien
Der 48. Tag, an dem sie 555 Kilometer bewältigt hatten, blieb ihnen besonders in Erinnerung. Sie fanden es auch „total toll, wie viele Menschen an uns gedacht haben“, so Stefan. „Dafür machst du das Ganze. Jemand fiebert mit dir mit.“ Generell haben sie viele nette Bekanntschaften gemacht. Die beste Stimmung hatten sie auf der Magdeburger Hütte, die von drei jungen Italienern bewirtschaftet wird. „Da lief Jazzmusik auf einem Plattenspieler und der Koch lief barfuß. Die waren echt cool drauf“, erzählte Stefan.


Überrascht waren sie von der Essensvielfalt auf den Hütten: „Das war Küche vom Feinsten“, so Katja. Ausgewogen war die Ernährung trotzdem nicht: „Du ernährst dich proteinarm und hochkalorisch.“ Stefan hat trotz seiner „104 Nutellabrote, die ich mit Stolz gegessen habe“, sieben Kilogramm abgenommen. Für unterwegs hatten sie eine Müslimischung aus Haferflocken, Proteinpulver und Kakao dabei. „Das gibt Power“, sagte Katja.

Vier Verpflegungsstationen hatten sie auf ihrer Tour, wo Mitglieder von Gauenstein Aktiv sie mit neuem Proviant ausgestattet haben. Katja und Stefan sind 55 Tage für den Verein Gauenstein Aktiv gewandert. Mit jeder Hüttenübernachtung, die die Hüttenwirte ihnen nicht in Rechnung gestellt haben, haben sie für den Verein gespendet. Die Spendenübergabe findet im September statt.


Höhen und Tiefen
Auf ihrem Weg erlebten sie Höhen und Tiefen, wobei jeder einen anderen Tiefpunkt hatte. Die Etappe zur Darmstädter Hütte mussten sie abbrechen, „weil ich körperlich am Ende war“, erzählte Stefan. An dem Tag war es einfach zu heiß und die Hütte zu weit entfernt. Katja hatte ihren Tiefpunkt an der Zugspitze. An dem Tag war es kalt und es lag Schnee. Aber dann haben sie sich jedes Mal gegenseitig motiviert, jedoch nie den anderen zu etwas gezwungen.


„Jeden Tag muss man neu bewerten“, sagte Stefan. Am Abend fragten sie sich, ob sie für die geplante Tour am nächsten Tag fit genug waren. „Man darf nicht verbissen sein“, sagte Katja. Und Stefan ergänzte: „Wir haben aufeinander aufgepasst.“ Ihr Abenteuer ist nun beendet. „Es ist alles gut gegangen. Dafür sind wir dankbar“, so Katja.


Die 55-Tage-Tour
Gesamtstrecke:
4 Länder
655 Kilometer
45.010 Höhenmeter
47.780 Tiefenmeter
Die besten Hütten (ohne Ranking)
Stuttgarter Hütte
Nördlinger Hütte
Heidelberger Hütte
Friedrichshafener Hütte
die beiden Tribulaunhütten
Gamshütte
alle die Hütten im Montafon
