Das Geheimnis der Illtüre – Was steckt hinter der Tür im Stadtschrofen?

Die geheimnisvolle Tür am Stadtschrofen gibt Rätsel auf – die VN haben nachgeforscht, was dahintersteckt.
in Zusammenarbeit mit Leon Linher
Feldkirch Die Tür in der Felswand am Stadtschrofen in Feldkirch sorgt immer wieder für Rätselraten. Direkt neben dem Kraftwerk Hochwuhr verbirgt sich die Metalltür am Fuße der steilen Felswand – unauffällig und doch faszinierend. Wohin führt sie? Was verbirgt sich dahinter? Ein vergessener Bunker? Ein geheimer Tunnel? Oder gar ein Relikt aus vergangener Zeit? Die VN sind dem Geheimnis auf den Grund gegangen – gemeinsam mit Johannes Marte, Bereichsleiter Wasser der Stadtwerke Feldkirch.
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Eine Tür in den Berg – Zugang zur Wasserversorgung
Die Antwort auf das Rätsel ist überraschend banal – und dennoch hochinteressant. „Die Tür ist ein Materialeingang“, erklärt Johannes Marte. „Hier werden mit einer Seilwinde Materialien in den Stollen transportiert, wenn Wartungsarbeiten anstehen.“



Hinter dem Tor erstreckt sich ein weitverzweigtes Netzwerk aus Stollen und Hochbehältern. Die Ursprünge dieser unterirdischen Infrastruktur reichen bis in die 1950er-Jahre zurück. „Der Stollen wurde zwischen 1952 und 1956 in mühsamer Handarbeit aus dem Fels geschlagen“, so Marte. Jahrzehnte später, im Jahr 2003, wurde der sogenannte Erikastollen ergänzt.

Das unterirdische System spielt eine zentrale Rolle in der Trinkwasserversorgung von Feldkirch. „Über den Erikastollen verlaufen zwei Hauptleitungen, die den Großteil der Feldkircher Wasserversorung sichern. Das Wasser wird hier gesammelt und weitergeleitet“, erklärt Marte.


Hochbehälter Stadtschrofen: Ein verborgenes Kraftzentrum
Der Stollen führt tief in den Berg – zum Hochbehälter Stadtschrofen, einem der wichtigsten Trinkwasserspeicher der Region. „Hier wird vor allem Wasser aus der Samina gesammelt und dann in das städtische Wassernetz eingespeist“, sagt Marte.

Das unterirdische Reservoir fasst beeindruckende 4000 Kubikmeter Wasser – das entspricht etwa der gesamten Wassermenge im Waldbad Feldkirch-Gisingen. Die Steuerung folgt einem genau getakteten Rhythmus: „Morgens um drei Uhr haben wir den Höchststand erreicht. Dann beginnt der Verbrauch, und der Pegel sinkt über den Tag hinweg. Am Abend wird wieder nachgefüllt.“

Die Wasserversorgung ist dabei in mehrere Druckzonen unterteilt. „Die sogenannte Niederzone umfasst die Stadt Feldkirch sowie Levis, Altenstadt, Gisingen, Nofels und Tosters. Hier arbeiten wir mit einem konstanten Druck von 6,8 Bar“, so Marte weiter.
Sprengungen und Erschütterungen – eine tickende Zeitbombe?
Doch die alte Infrastruktur steht vor Herausforderungen. Der Bau des Stadttunnels Feldkirch sorgt für erhebliche Erschütterungen im Fels – eine potenzielle Gefahr für das Wasserversorgungssystem.

„Wir haben hier Schwingungssensoren verbaut, die jede Vibration durch Sprengungen aufzeichnen“, erklärt Marte. Besonders heikel ist die große Transportleitung, die durch den Stollen führt. „Die alte Leitung hätte den Belastungen nicht standgehalten, deshalb haben wir eine neue 400er-Leitung verlegt und einen Steinschlagschutz angebracht.“

Das Projekt ist eine technische Meisterleistung. „Wir arbeiten hier mit Geologen, Statikern und Sprengexperten zusammen. Es ist ein hochpräzises Unterfangen, das europaweit seinesgleichen sucht“, betont Marte.
Warum die Illtüre verschlossen bleibt
Obwohl die Tür im Felsen immer wieder Neugier weckt, wird sie für die Öffentlichkeit verschlossen bleiben. Lediglich für Schulklassen werden vereinzelt Führungen ermöglicht. „Wir reden hier über kritische Infrastruktur“, stellt Marte klar. „Der Zugang ist aus Sicherheitsgründen beschränkt.“


Dennoch bleibt die Tür ein markantes Rätsel im Stadtbild – ein unscheinbarer, aber bedeutender Zugang zu einer der wichtigsten Versorgungsanlagen Feldkirchs. Und auch wenn sie keine verborgenen Schätze oder geheime Fluchtwege verbirgt, so sichert sie doch etwas mindestens ebenso Wertvolles: die tägliche Trinkwasserversorgung der Stadt.




