Vom Hirschenwirt zum Textilunternehmer

1911 begann der frühere Gastronom Gustav Morell mit einer kühnen Vision.
Altach 1911 und 1912 errichtete Gustav Morell, gemeinsam mit einem Geschäftspartner die Automatenstickerei Morell und Co. – einen stattlichen Bau, das mit seiner Jugendstil-inspirierten Fassade und den großen, mehrsprossigen Fenstern in Altach ein Symbol für Fortschritt und Eleganz wurde. Die Pläne dafür stammten vom renommierten Schweizer Baubüro Labonte. Bereits um 1920 beschäftigte die Stickerei 60 Menschen – ein bedeutender Arbeitgeber in der kleinen Gemeinde. Ende der 1920er Jahre wuchs die Belegschaft auf rund 100 Mitarbeiter an. Doch der wirtschaftliche Erfolg sollte nicht von Dauer sein. Die Weltwirtschaftskrise brachte das Ende der Stickerei Morell. Der Betrieb musste eingestellt, die Maschinen verschrottet werden.

Huber kaufte Fabrik
Doch das Gebäude blieb. 1934 kaufte die Firma Huber aus Götzis die stillgelegte Fabrik. In einer Zeit der wirtschaftlichen Umstrukturierung brachte Huber neue Arbeitsplätze nach Altach. Der Standort wurde zum Zentrum für Wirkerei und Stickerei ausgebaut, und die Produktionshalle wuchs mit den Anforderungen. 1958 begann eine neue Ära. Die Geschäftsführung entschied sich für einen modernen Neubau, der nach Plänen des bekannten Architekten Wilhelm Franz Ramersdorfer errichtet wurde. Zwei ineinander übergehende Baukörper entstanden – ein Meisterwerk der Nachkriegsmoderne in Vorarlberg. Doch trotz des technischen Fortschritts stieß die Expansion in Altach auf Grenzen. Die Lage mitten im Wohngebiet und der Widerstand der Anrainer machten eine Erweiterung unmöglich. So wurde 1967 eine neue Großfärberei im benachbarten Mäder errichtet. Die Geschichte des Standorts Altach endete schließlich Ende der 1990er Jahre im Zuge der Umstrukturierung des Huber-Konzerns. Doch das Erbe lebt weiter: Der historische Altbau wird bis heute als Fabriksladen genutzt, während im Neubau eine Montessori-Schule ihren Platz gefunden hat. So bleibt der Ort ein lebendiges Zeugnis der Industriegeschichte Vorarlbergs – ein Zeichen für Wandel und Widerstandskraft einer Region. MEC
