Von Klöppelspitzen zur Seifenfabrik – Die Geschichte von Päßler und Schlachter in Lauterach
![[Lauterach, Seifen- und Waschmittelfabrik Pässler und Schlachter]](/2025/04/Seifenfabrik2-1-768x604.jpg)
In Lauterach erzählt das ehemalige Fabrikareal vom Aufstieg der Klöppelspitzenindustrie über die erfolgreiche Produktion von Seifen bis zum kulturellen Zentrum der Gemeinde.
Lauterach Im Jahr 1912 ließ der Unternehmer Wilhelm Pfanner an der Bahnhofstraße in Lauterach eine moderne Klöppelspitzenfabrik errichten. Das neue Fabrikgebäude entstand unter der Leitung des Architekten Willibald Braun und markierte einen wichtigen Meilenstein für die aufblühende Textilindustrie in Vorarlberg. In den folgenden Jahren wurde die Anlage mehrfach erweitert. Um 1925 zählte die Fabrik bereits über 50 Mitarbeiter und gehörte zu den größten Betrieben ihrer Art in Österreich. Doch die wirtschaftlichen Verhältnisse änderten sich: Zur Umgehung jugoslawischer Zollbarrieren verlagerte Pfanners Sohn um 1930 einen Großteil des Maschinenparks nach Zagreb.
Diese Maßnahme konnte den Niedergang nicht verhindern – das Unternehmen geriet in eine Krise und musste sich verkleinern. 1935 übernahm das aus Lochau stammende Unternehmen Päßler und Schlachter Teile des Gebäudes. Der Traditionsbetrieb, bekannt für Produkte wie die beliebten Anker-Seifen, Perzon-Waschmittel und Kerzen, verlegte seine Produktion nach Lauterach und prägte die industrielle Entwicklung des Ortes maßgeblich.

Wahrzeichen Seifenturm
Ende der 1930er Jahre ließ Päßler und Schlachter durch Willibald Braun eine neue Produktionshalle errichten. Markantes Wahrzeichen des Werks wurde der sogenannte Seifenturm – das Sudhaus von 1943, das bis heute an die industrielle Blütezeit erinnert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Areal nochmals erweitert; Verwaltungsgebäude mit charakteristischem Torbogen komplettierten das Werk.
Tod auf dem Firmengelände
Doch die Firmengeschichte war nicht nur von wirtschaftlichem Erfolg geprägt: 1945 wurde der Mitbesitzer Kurt Schlachter zusammen mit zwei Arbeitern bei einem Tieffliegerangriff auf das Werksgelände tödlich verwundet – ein tragisches Kapitel in der Geschichte der Seifenfabrik. Trotz aller Widrigkeiten blieb die Seifenfabrik Lauterach bis in die 1980er Jahre in Betrieb. Nach der Stilllegung ging das Areal in den Besitz der Gemeinde über. 1990 bis 1991 wurde es in deren Auftrag vom Architekturbüro Helmut Kuess umfassend umgestaltet.
Neues Gemeindezentrum
Das Areal beherbergt heute eine Musikschule, eine Mütterberatung, eine Säuglingsfürsorge, ein Eltern-Kind-Zentrum, Notwohnungen und einen Ausstellungsraum. Letzterer konnte bisher für Veranstaltungen mit bis zu 200 Personen angemietet werden. Diese Räumlichkeiten werden aber für die nächsten fünf Jahre für einen Ausweichkindergarten genutzt. „Im September geht der neue Kindergarten in Betrieb“, sagt Jürgen Roppele von der Gemeinde Lauterach. Dann finden dort zwei Gruppen mit 22 Kindern und eine Gruppe mit 16 Kindern ihren Platz. MEC