Schwarzach baut erstes dezentrales Sonnenkraftwerk Vorarlbergs

Mit einem innovativen Betreibermodell und einem intelligenten Energiemanagement startet die Gemeinde in eine neue Ära.
Schwarzach Die Gemeinde Schwarzach setzt einen richtungsweisenden Schritt in Richtung Energieautonomie: Am 6. Mai unterzeichneten Bürgermeister Thomas Schierle und Gemeindevorstand Christian Breuß gemeinsam mit der Firma solenso & Co GmbH die Verträge für das erste dezentrale Sonnenkraftwerk in einer Vorarlberger Gemeinde. Für das Projekt, das auf einer europaweiten Ausschreibung basiert, zeichnet sich solenso-Geschäftsführer Bernhard Weilharter gemeinsam mit Vertriebsleiter Hermann Scheipl verantwortlich.
Schwarzach – Mitglied der Klima- und Energie-Modellregion KLAR! und als e5-Gemeinde seit Jahren auf Nachhaltigkeit bedacht – setzt damit auf ein zukunftsfähiges Energiesystem: Photovoltaikanlagen auf acht Gemeindedächern mit einer Leistung von 620 Kilowattpeak (kWp), Batteriespeicher und E-Ladestationen bilden das Herzstück des Modells. Ein Carport am Dorfplatz wird künftig nicht nur Parkraum überdachen, sondern ebenfalls Sonnenstrom erzeugen. Die gesamte Infrastruktur wird über ein intelligentes Energiemanagementsystem vernetzt, wodurch Stromerzeugung und -verbrauch optimal aufeinander abgestimmt werden.

In sieben Wochen finalisiert
Zeitgleich mit der Vertragsunterzeichnung gab es auch den Startschuss zur Montage. Der Plan sieht vor, dass das dezentrale Sonnenkraftwerk in sieben Wochen fertig errichtet sein soll – so es das Wetter zulässt.
Bemerkenswert: Das Projekt belastet das Gemeindebudget nicht. Möglich wird dies durch ein innovatives Betreibermodell, bei dem Errichtung, Betrieb und Wartung der Anlagen vom Betreiber getragen werden. Die Gemeinde zahlt ein Nutzungsentgelt, das über Einsparungen, Erlöse und Fördermittel gegenfinanziert wird. “Das Paket (Errichtung, Finanzierung und Betrieb) hat einen Wert von ca. 1,4 Millionen Euro bei einer Laufzeit von 15 Jahren”, erklärt Bürgermeister Thomas Schierle.

„Der Wunsch nach einer unabhängigeren Energieversorgung stand bei uns lange ganz oben auf der Liste. Doch als kleine Gemeinde mit knapp 4000 Einwohnerinnen und Einwohnern und beschränktem Budget ist eine solche Umsetzung aus eigener Kraft kaum machbar“, sagt Bürgermeister Schierle. Der entscheidende Impuls kam zufällig: Bei einem Besuch des österreichischen Gemeindetages kamen die Gemeindevorstände mit Hannes Pirker vom Unternehmen Kommunalvertrieb Pirker ins Gespräch. Dort wurde erstmals das Konzept einer vollständig extern finanzierten Lösung vorgestellt – ohne Eigeninvestition, aber mit voller Wirkung.
Im Dezember 2023 erhielt das Team von Kommunalvertrieb Pirker den Auftrag zur Projektierung. Im Zuge der Analyse erfolgten statische Gutachten, Netzansuchen und schließlich die Präsentation eines betriebswirtschaftlich fundierten Umsetzungsmodells. Schierle: „Neben der Finanzierung hat uns vor allem die Blackout-Vorsorge überzeugt. Zusätzliche Speicher beim Gemeindeamt und beim Objekt Hofsteiger sichern dort die Stromversorgung für bis zu drei Tage.“
Wertschöpfung bleibt in Schwarzach
Den Zuschlag für die Umsetzung erhielt die Firma solenso & Co GmbH. Besonders erfreulich aus Sicht der Gemeinde: Der Bestbieter verpflichtete sich zur Zusammenarbeit mit dem örtlichen Unternehmen Elektro Schelling. „So bleibt ein Teil der Wertschöpfung in Schwarzach“, betont Schierle.
Die Zukunft denkt Schwarzach bereits weiter: “Geplant ist die Gründung einer Erneuerbaren Energiegemeinschaft”, kündigt Hannes Pirker bei der Vertragsunterzeichnung an. In der kann der erzeugte Sonnenstrom gemeindeintern bestmöglich verteilt werden. Ziel ist es, langfristig auch die Bürger direkt einzubinden – ein weiterer Schritt, um die Energiewende lokal zu verankern. Schwarzach positioniert sich damit als Vorreiter in Vorarlberg.