Ein Klubheim mit Geschichte

Ausgemusterte Fähre Fontainebleau ist als Vereinsheim des Harder Yachtclubs „angekommen“.
Hard „Wie neu“ präsentiert sich die ehemalige Fähre Fontainebleau an ihrer Anlegestelle im Harder Hafen – in Rufweite der historischen Schiffe Hohentwiel und Oesterreich am anderen Hafenufer. Im Gegensatz zu diesen fahrtauglichen Schiffen wurden bei der ehemaligen Fähre Motoren und Antriebstechnik ausgebaut – am 29. April ist die Fontainebleau somit endgültig in Hard „angekommen“, um dort zu bleiben, nachdem sie zuvor in der Romanshorner Werft u. a. im wahrsten Sinne des Wortes einen neuen Anstrich erhalten hatte, wie der Harder Yachtclub-Präsident Thomas Thaler zum Stand der Dinge beim neuen Klubheim stolz erläutert.

Es bleibt noch viel zu tun
Bisher hatte der 1926 gegründete Verein seine Heimstätte im 1983 errichteten Klubhaus. Als vorgezogenes Jubiläumsgeschenk zum 2026 anstehenden „Hunderter“ kauften die Harder Segler 2023 die von den Stadtwerken Konstanz ausgemusterte Fontainebleau. Am 29. September 2023 wurde die Fähre aus der Flottenliste gestrichen, am 3. November nach Hard geschleppt. Damit begann für die rund 250 Vereinsmitglieder die große Herausforderung, das historische Juwel zum Klubheim umzugestalten.

Exakt eineinhalb Jahre später räumt Präsident Thomas Thaler im Gespräch mit der VN-Heimat ein, dass „noch viel zu tun bleibt“. Er sei stolz darauf, was die große Harder Seglerfamilie an Eigenleistungen bereits investiert habe und gebe sich zuversichtlich, dass auch die restlichen Arbeiten termingemäß erledigt werden können, um Ende August das neue Klubheim eröffnen und mit einem Tag der offenen Tür vorstellen zu können.

Ein „stationäres“ Schiff
Um neugierigen Fragen zuvorzukommen, stellt Thaler dezidiert fest, dass die Fontainebleau nicht mehr in See stechen wird. „Die Motoren sind ausgebaut und auch die technischen Einrichtungen wurden entfernt – die Fähre ist also nur noch ein schwimmendes Klubheim.“

Geschichtsträchtige Heimstätte
Das neue Klubheim ist nicht nur ein Symbol für die Bodensee-Verkehrsgeschichte, die Fontainebleau ist auch ein Markstein in der Geschichte deutsch-französischer Städtepartnerschaften – mehr als 2200 derartige gibt es heute, Konstanz war 1960 mit Fontainebleau bei den ersten Pionieren dabei und taufte zehn Jahre später die Fähre auf den Namen der französischen Partnerstadt.

Als Klubheim in Hard spannt die Fontainebleau jetzt sogar einen Bogen über den See – und auch wenn eine Wiederindienststellung der Fähre aktuell kein Thema ist, wer weiß schon, ob dies für alle Zeiten gültig bleibt?
Sag niemals nie . . .
Wer hätte etwa 1964 daran gedacht, dass aus dem fahrunfähigen Klubheim der Bregenzer Segler, der Hohentwiel, 26 Jahre später der Stolz der Schifffahrt auf dem Bodensee werden würde?

Fritz Köchle, der als Kapitän 2009 die Oesterreich nach der letzten Kursfahrt zur Verschrottung in der Fußacher Werft „parkte“, hätte sich nie und nimmer träumen lassen, dass er zehn Jahre später – aus der Pension zurück – zur neuerlichen Jungfernfahrt am Steuerrad stehen würde.
Oder die erste Binnenfähre Europas, die Konstanz: 1928 in Dienst gestellt, wurde sie 1963 ausgemustert. Einem privaten Unternehmer diente sie noch als Bagger- und Rammschiff und rostete mehr oder weniger vor sich hin, bis der Verein „Rettet die Konstanz“ 1996 das Wrack kaufte und weitere 16 Jahre (!) durchhielt, um die Restaurierung zu bewerkstelligen und zu finanzieren. Heute ist dieses einzigartige „Fährschiffdenkmal“ eine Gaststätte, die auch für spezielle Fahrten vermietet wird. Da hat ja die Fontainebleau drei handfeste Vorbilder, was aus ihr vielleicht in ferner Zukunft noch werden könnte . . . STP
