Chance auf alte Pflanzensorten

Raritäten, Vielfalt und Workshops beim Setzlingsmarkt in der Feldkircher Neustadt
Feldkirch Im Jahr 1985 gab es weltweit rund 7000 Anbieter von Jungpflanzen, keiner hatte mehr als ein Prozent Marktanteil. Heute halten sechs multinationale Unternehmen zusammen 75 Prozent des Weltmarktes. Als eine Folge davon sind inzwischen 93 Prozent der Biodiversität, also Artenvielfalt, verschwunden. Das konnten Besucher:innen bei Leo Simma erfahren, dem Gründer der ersten Saatgutbibliothek Vorarlbergs und ehrenamtlichen Präsidenten des Lebensmittelabsicherungsprojekts “Garten Eden”. Letzteres wird von dreißig bis vierzig Personen getragen, wobei jede von ihnen zwei Sorten anbaut.

Eine schöne Gelegenheit zum Gegensteuern nutzten viele Besucher:innen des jüngsten Setzlingsmarktes an zwei Tagen in der Feldkircher Neustadt. Dort hatte eine Reihe von Ausstellern mehr als 500 Gemüse, Kräuter- und Beerensorten dabei, aber auch Blumen, großteils in Bioqualität. Der Markt ist eine Plattform für Institutionen und Vereine, wie “artemisia” oder “Natur im Garten Vorarlberg”. Seit 2008 baut “Bio Berg Vielfalt” auf über 900 Metern Meereshöhe in Dünserberg robuste Freilandpflanzen an. “Unsere Waldkräuterhexe Dorothea hat das “Kräuterdorotheum” gegründet, berichtete stolz Melanie Pfeifer.

Wissenswertes zum naturnahen Gärtnern, Gartenberatungen sowie Tipps zum biologischen Landbau von Biobäuer:innen, die bei ihrem Wirtschaften “aufs Ganze schauen”, gab es an den Infoständen von Bio Austria und dem Naturgarten Bregenz. Alle Genannten bemühen sich um den Erhalt altbewährter Kulturpflanzen und damit um die Geschmacksvielfalt in unserer Nahrung. Als Besonderheit brachte Roman Liesch exotische Obstkulturen wie Feigen, Granatäpfel und Kakis mit.

Als Rahmenprogramm gab es am ersten Tag die Themenführung “von Heilern, Badern und Quacksalbern”. Markus Pastella leitete diese Reise durch die Geschichte der Heilkunde. Am zweiten Tag luden Solawi (Solidarische Landwirtschaft) Rankweil und das Haus am Katzenturm zum kostenlosen Workshop ein, bei dem jeder lernen konnte, wie man Jungpflanzen pikiert und Samen wäscht, anschließend aus- bzw. einpflanzt. Übrigens beliefert das Solawi-Team derzeit etwa 50 Haushalte, es sind aber noch Anteile am Projekt frei. AME




