Nachruf auf Herbert „Sabi“ Müller: Ein Leben wie ein guter Schnaps

Herbert „Sabi“ Müller lebte sein Leben als wahrer Hochprozenter. Erinnerung an einen, dessen Engagement seinen Heimatort Gisingen nachhaltig prägte.
Von Kristina Becker
Feldkirch Herbert Müller wurde 1944 in Gisingen geboren. Mit fünf jüngeren Geschwistern wuchs er in zwar einfachen Verhältnissen, aber in einem stets offenen Haus auf. Aus dem Hausnamen Sieberle entwickelte sich sein Spitzname „Sabi“, der ihm ein Leben lang blieb.
Nach einer Bäckerlehre begannen seine Wanderjahre – er arbeitete als Bäcker in Hannover, als Tankwart in Tirol oder als Spengler im Störrischen Esel in Korsika. 1962 heuerte er sogar auf einem Schiff in Hamburg an – doch noch bevor er in See stechen konnte, rief ihn das Schicksal zurück: Sein geliebter Großvater Engelbert war gestorben. Herbert blieb in Gisingen. Und das war gut so – denn hier traf er Ida, seine große Liebe.
1965 wurde geheiratet. Mit seinen eigenen Händen und denen seiner vielen Freunde und Kollegen baute Herbert ein Haus für das Paar, das bald durch die Töchter Sonja und Karin komplettiert wurde. Seine Familie bedeutete für Herbert großes Glück. Seine Frau Ida war die gute Seele zuhause, seine Töchter unterstützte und verwöhnte er. Er freute sich, dass sie später mit ihren Männern in seiner direkten Nachbarschaft heimisch wurden. Sein ganzer Stolz waren seine fünf Enkelkinder Felix, Johanna, Paul, Lea und Theo. Mit ihnen ging er Radfahren und brachte ihnen das Jassen bei.

Herbert war aber nicht nur ein Familienmensch, sondern ein wahrer „Vereinsmüller“: Er pflegte viele Freundschaften und engagierte sich auf vielfältigste Weise. Über 60 Jahre lang war er prägendes Mitglied bei der Feuerwehr Gisingen, 18 Jahre ihr Kommandant. Für sein außergewöhnliches Engagement wurde er vom Feuerwehrverband, dem Land Vorarlberg und der Stadt Feldkirch vielfach ausgezeichnet.
Einen Namen machte er sich auch als Gründungsmitglied der Wirtschaftsgemeinschaft WIGI Gisingen, als Programmgestalter im Obst- und Gartenbauverein oder als Kassier beim Umbau des Siechenhauses zur Feldkircher Jugendherberge. Was immer er anpackte, es wurde schnell, tatkräftig und willensstark durchgezogen.
Auch beruflich war er ein Arbeitstier: Nach einer zusätzlichen Ausbildung zum Buchhalter fand einen Job bei Presta in Liechtenstein, arbeitete am Abend als Versicherungsvertreter und half noch dazu am Samstag in der Bäckerei. Anfang der 80er-Jahre wechselte er schließlich in die Wirtschaftskammer Vorarlberg, wo er bis zur Pensionierung blieb.
Auch seinen Hobbys, dem Garten und dem Schnapsbrennen, ging er mit seiner typischen Tatkraft nach. Dreimal wurde er Schnapsbrenner des Jahres in Vorarlberg. Der Höhepunkt: Sein „Feldkirch Gin“ wurde zur besten Spirituose Österreichs gekürt.
Nach dem Tod seiner Frau Ida vor fünf Jahren ließ Herberts Energie nach, doch sein Wille blieb stark. Er kümmerte sich weiter rastlos um Haus, Garten, Schnaps, Familie und Freunde. Im letzten September feierte er noch seinen 80. Geburtstag bis früh in den Morgen.
Am 12. Mai 2025 verstarb Herbert für alle überraschend. Seiner Familie und seinen Freunden bleibt er so in Erinnerung, wie sein Schnaps war: Charaktervoll, klar, mit Ecken und Kanten – aber auch außergewöhnlich und weithin geschätzt.
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