Fohrenburgsaal war erstes „Eventcenter“ in Bludenz

Seit dem späten 19. Jahrhundert wurden hier gesellschaftliche Veranstaltungen abgehalten.
Bludenz Mit dem „Bad Fohrenburg“ gab es an der k. k. Reichsstraße schon seit 1838 einen Gastwirtschaftsbetrieb. Nachdem 1881 die Brauerei Fohrenburg direkt daneben mit ihrer Bierproduktion begonnen hatte, wurde das angrenzende Bad renoviert und fortan als Braugaststätte geführt. Die Gastzimmer in den Obergeschossen, etwa die gemütliche Herrenstube, wurden dabei häufig von Vereinen genutzt. Auf der anderen Seite der Straße gab es schon in der Anfangszeit einen Gastgarten.

Zu Beginn der 1890er Jahre entstanden Pläne, angrenzend an den Schankgarten eine große „Fest- und Bierhalle“ zu errichten. Schließlich wurde 1894 ein erster Plan bei der Stadtgemeinde eingereicht, der letztlich auch bewilligt wurde. Der originale Bauplan des Fohrenburgsaals ist im Stadtbauamt Bludenz erhalten geblieben.
Weil sich die Brauerei vertraglich verpflichtet hatte, den Saal der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen, wurden in den Räumlichkeiten von Beginn an unterschiedlichste Veranstaltungen abgehalten. Vor allem in der Faschingszeit herrschte hier Hochbetrieb, weil über Jahrzehnte die wichtigsten Bälle der Stadt hier stattfanden. Aber auch Konzerte und Theaterstücke kamen zur Aufführung.
Eine damals völlig neue Funktion übernahm der Saal nach der Jahrhundertwende, als 1907 das größte Kinematograph-Unternehmen der Monarchie in Bludenz Station machte und sich daher der Bludenzer Bevölkerung die einmalige Gelegenheit bot, einer Filmvorführung beizuwohnen. Während des Ersten Weltkriegs, als zur Truppenbetreuung sogenannte Feldkinos eingeführt wurden, die zwischen den Fronten unterwegs waren, wurde im November 1917 in der Fohrenburghalle das „K. u. K. Feldkino Nr. 128“ eingerichtet.
Auch nach dem Krieg war die „Wirtschaft Fohrenburg“ mit ihrem Gastgarten ein beliebter Treffpunkt der Bludenzer. 1929 wurde straßenseitig eine Pergola angebaut, um gegen den aufkommenden Verkehr etwas geschützter zu sein. Vorerst erfolgte die Bewirtschaftung weiterhin über die Straße, was im Laufe der Zeit natürlich immer schwieriger wurde, vor allem, als das Verkehrsaufkommen weiter anstieg. Daher wurde im Gebäude gegenüber dem Gasthaus auch eine Küche eingerichtet.
Der Saal selbst diente auch weiterhin für Veranstaltungen unterschiedlichster Art und blieb für Bludenz bis 1978 das Eventzentrum schlechthin. Da erfolgte nämlich der Abbruch der in die Jahre gekommenen alten Fohrenburghalle. Nach Plänen von Anton Kuthan wurde sie neu errichtet, der westseitig angeschlossene große Saal übernahm aber weiterhin die frühere Funktion als beliebter Ball- und Veranstaltungssaal. Auch der Gastronomiebereich wurde komplett umgestaltet, nur der Gebäudeteil, der die Küche enthielt, blieb bestehen.
2001 wurden Restaurant und Gastgarten von Walter Klaus erworben. Er ließ neben dem Saal einen kleinen gläsernen Veranstaltungssaal errichten, der allerdings nur für Familien- oder Vereinsfeiern geeignet ist. Zehn Jahre später, 2011 wurde das gesamte Areal an die Wilfinger Gastro & Freizeit Gruppe verkauft und baulich verändert. Die Gastronomie wurde zum „Wirtshaus Kohldampf“ umgebaut, westlich errichtete man anstelle des Saals eine Bowlingbahn. Unmittelbar daneben wurde 2021 das „Alpstadt Hotel Bludenz“ eröffnet.
Mit der Einrichtung der Bowlingbahn wurde Bludenz seines letzten gastronomisch geführten Veranstaltungssaals beraubt. Dass es auch nach einem Viertel des 21. Jahrhunderts noch immer nicht gelungen ist, in der Stadt einen zeitgemäßen großen Kultur- und Veranstaltungssaal, der auch über eine Gastronomie verfügt, zu errichten, ist mehr als bedauerlich. OS