Zeitgeschichte im Fokus

Heimat / 05.09.2025 • 16:30 Uhr
Bild v.li.: ObstdIntD Josef MÜLLER, Militärkommandant Bgdr Mag. Gunther HESSEL, General i.R. Friedrich HESSEL, Obst Prof. Erwin FITZ, Landtagspräsident Harald Sonderegger, Obst Mag. (FH) Michael KÖCK, Oberst OAR Alwin Denz
v.l.: Josef Müller, Gunther Hessel, Friedrich Hessel, Erwin Fitz, Harald Sonderegger, Michael Köck und Alwin Denz. Hans Bösch

Offiziersgesellschaft Vorarlberg beleuchtet Österreichs Nachkriegsgeschichte und Heeresentwicklung.

Bludesch Gemeinsam mit dem Militärkommando Vorarlberg unter Militärkommandant Gunther Hessel und dem Jägerbataillon 23 veranstaltete die Offiziersgesellschaft Vorarlberg einen zeitgeschichtlichen Informationsnachmittag in der Walgau-Kaserne in Bludesch. Als Referenten standen General i.R. Friedrich Hessel, ehemaliger stellvertretender Generaltruppeninspektor im Verteidigungsministerium und Obst Prof. Erwin Fitz zur Verfügung. Ihre Vorträge widmeten sich dem Kriegsende 1945, den ersten Aufbaujahren in Vorarlberg sowie den 70 Jahren des Österreichischen Bundesheeres.

Zeitgeschichte im Fokus
Einführung in die Vorträge durch den MilKdt. Brigadier Gunther Hessel. 

70 Jahre Bundesheer, 80 Jahre Frieden

Josef Müller, Ideengeber des Forums, betonte, dass 70 Jahre Bundesheer und 80 Jahre Frieden ein bedeutender Anlass seien, um bewusst auf die vergangenen Jahrzehnte zurückzublicken. Die Vergangenheit wirke schließlich stets in die Zukunft hinein. Die Vorträge trügen dazu bei, die sicherheitspolitische Entwicklung besser zu verstehen und Orientierung für die Zukunft der Landesverteidigung zu bieten. In seinem Vortrag beleuchtete Oberst Prof. Erwin Fitz in seiner markanten Art die letzten Tage des NS-Regimes bis zum Einmarsch der französischen Truppen in Vorarlberg. Er sprach über die politische Wiederauferstehung des Landes auf Gemeinde- und Landesebene, das Verhältnis zwischen Besatzungsmacht und Bevölkerung, den wirtschaftlichen Wiederaufbau, die Ernährungslage, die Entnazifizierung sowie kriminelle Übergriffe durch Besatzungssoldaten auf die Zivilbevölkerung.

General i.R. Friedrich Hessel schilderte die Gründung des Bundesheeres im Kontext der österreichischen Sicherheitspolitik. Er spannte den Bogen von der B-Gendarmerie über die Einbindung ehemaliger Kriegsoffiziere bis hin zum Staatsvertrag 1955, auf dessen Grundlage die ersten zehn Bataillone mit Ausrüstung der Besatzungsmächte aufgestellt wurden. 1956 folgte die Ungarnkrise, bei der das noch im Aufbau befindliche Heer erstmals eingesetzt wurde. Da anfangs keine umfangreiche Waffenbeschaffung nötig war, blieb das Budget lange knapp – es reichte meist nur für Personal und Infrastruktur.

Zeitgeschichte im Fokus
Überreichung der Gastgeschenke an den Vortragenden General Friedrich Hessel durch Michael Köck.

Internationale Einsätze

1960 entsandte Österreich erstmals Truppen in den Kongo. Bis heute waren rund 120.000 Männer und Frauen in über 120 Auslandseinsätzen tätig. Es folgten der Kalte Krieg bis 1988 und schließlich dessen Ende. „Auch 1991 in der Jugoslawienkrise musste das Heer mit knappen Mitteln auskommen.“. 2005 wurde die Dauer des Wehrdienstes auf sechs Monate reduziert. 2013 stellte sich die Frage nach einer Abschaffung oder Beibehaltung der Wehrpflicht. 2015 erfolgte – im Zuge der massiven Migrationsbewegung – ein verstärkter Assistenzeinsatz des Bundesheeres. Ab 2020 erkannten auch die Medien zunehmend die Bedeutung der militärischen Landesverteidigung und setzten sich öffentlich für den Ausbau des Heeres ein. Heute gibt es moderne Strukturen. Die begrenzte Ausbildungszeit während des sechsmonatigen Wehrdienstes ohne verpflichtende Waffenübungen erschwert jedoch eine fundierte Ausbildung an modernem Gerät.

Austausch bei Umtrunk

Bataillonskommandan Michael Köck lud anschließend zu Gesprächen mit einem Umtrunk ein. Als Gäste nahmen u.a. Landtagspräsident Harald Sonderegger und sein Stellvertreter Hubert Kinz, Bundesrätin Sandra Jäckel und Christine Schwarz-Fuchs, MilKdt Bgrd Gunther Hessel, Landesrat Daniel Allgäuer und Alt-Landesrat Erich Schwärzler teil. Auch Präsident Elmar Hartmann der IV Vorarlberg und Bmin Alexandra Schalegg und Bm Martin Konzet sowie Gernot Längle, Bezirkshauptmann von Bregenz und Obst a.D. Rudi Holzer mit Gattin Traudl waren unter den sehr interessierten Gästen. HAB