Montafon schnupperte Hollywood-Luft

Kino unter Sternen mit Star-Mime André Eisermann krönte das Schlafes-Bruder-Filmjubiläum.
Gaschurn In feierlicher Atmosphäre und mit Orgelklängen, die Prof. Bruno Oberhammer live an der Kirchenorgel spielte, ging am Gaschurner Kirchplatz jüngst ein spezieller Kinoabend über die Bühne. Anlass gab das Jubiläum zu “30 Jahre Film Schlafes Bruder”. Nach der Begrüßung erklärte Bürgermeister Daniel Sandrell den rund 700 Besuchern, der Film Schlafes Bruder nach dem Roman von Robert Schneider erzähle die tragische Geschichte von Elias Alder. Das musikalische Wunderkind habe im 19. Jahrhundert in einem abgeschiedenen Vorarlberger Bergdorf gelebt. Trotz seiner Begabung habe er Ablehnung, Neid und Ausgrenzung ertragen müssen. Seine Liebe zu Elsbeth sei unerfüllt geblieben, was ihn in die Verzweiflung getrieben habe. In der Enge von Religion und Dorfgemeinschaft habe er keinen Platz gefunden. Seinen einzigen Ausweg habe er im Tod gesehen. Die eindrucksvollen, heimischen Filmbilder hätten das Werk zu einem “Stück Identität für uns alle” werden lassen, stellte Daniel Sandrell stolz fest.

Im Vorjahr kehrte André Eisermann, Darsteller des erwachsenen Elias, für ein SWR-Porträt über ihn nach Gaschurn zurück. “Heinrich war wieder stark in die Dreharbeiten eingebunden”, sagte der Bürgermeister. André Eisermann habe offen erzählt, wie fordernd die Dreharbeiten damals für ihn gewesen seien. “Er fuhr frühmorgens hinauf und kam erst spät in der Nacht wieder zurück ins Tal”, so der Gemeindechef. Im Gegensatz zur Uraufführung 1995 in Gaschurn konnte André Eisermann den 30er von Schlafes Bruder mitfeiern.

Mitreißender Regisseur
Im Gespräch mit Montafon-Tourismus-Dir. Manuel Bitschnau blickte André Eisermann auf die 1990er-Jahre zurück. Damals sei “einer der teuersten Filme überhaupt und einer der wahnsinnigsten Regisseure, die man sich nur vorstellen kann, gekommen”. Joseph Vilsmaier sei “ein echter Bayer gewesen, der die Leute mitriss. Er und Bürgermeister Heinrich Sandrell waren die treibende Kraft”. Erstaunlich gefunden habe er, dass er, wenn er heutzutage morgens um sechs Uhr in Gaschurn auf den Balkon gehe, die Wiesen und Berge noch genau so riechen könne wie vor drei Jahrzehnten.

Viele Montafoner durften 1994 im Garneratal einen Hauch Hollywood hautnah miterleben. “Beim Film war ich 15 Tage als Komparse dabei. Pro Tag habe ich 250 Schilling verdient. Wir fühlten wir uns schon wie kleine Filmstars”, verriet Martina Wittwer. Sabrina Thöny-Patterer erinnerte sich: “Wie Martina war ich ein ‚Dorfmaiggi‘, eine Schülerin. Wir hatten Angst vor dem Lehrer und wussten nicht – was ist echt und was gespielt.” Ein andermal musste sie mitansehen, wie eine Kuh geschlachtet wurde. In der Folge aß sie zwölf Jahre kein Rindfleisch. Einen Dorfjungen, der beim Holzhacken helfen musste, spielte Sebastian Rudigier. Die Rolle im Film, der ihn heute noch begeistere, sei sozusagen sein erster Job gewesen, meinte er. Josef Schönherr teilte mit: “Ich war damals Bauhofleiter und Feuerwehrkommandant von Gaschurn. Sprichwörtlich, wenn Feuer am Dach war, kam ich zum Einsatz.” Die Ausstellung zum Jubiläum wird in den Montafoner Museen weiterleben. SCO

