Pflegen, bis nichts mehr bleibt

Das Stück „Maria“ von Brigitte Walk erzählt vom Leben rumänischer 24-Stunden-Pflegerinnen.
Feldkirch “Mit Sehnsucht im Blick und Müdigkeit in den Beinen” wird die seelische und körperliche Belastung der rumänischen Frauen beschrieben, die sich in einer Reihe von europäischen Ländern als 24-Stunden-Pflegerinnen von alten Menschen verdingen. Eine von ihnen kommt im sehr berührenden und packenden, von Brigitte Walk als Roadmovie inszenierten Stück “Maria” zu Wort, das noch bis Sonntag im Obergeschoss des “Alten Hallenbades” Feldkirch zu erleben ist.

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Sie berichtet in dem von Irmgard Kramer geschriebenen Text von der durch das Ceausescu-Regime verursachten Armut und mangelnden Ausbildung, der wochenlangen Trennung von der Familie und den verschiedenen Menschen, die sie gepflegt hat. Was ihre Kinder bewegt, zeigt Darstellerin Simona Vintila, indem sie während des Stücks in die Rollen der Töchter Patricia und Catherine schlüpft. Begleitet wird sie dabei von Tänzerin Marina Rützler und Musikerin Philomena Juen. Die hat mit “Silence” und “Neverland” zwei Eigenkompositionen beigesteuert, singt und spielt ansonsten die Lieblingslieder von “Frau Paula” in einer für “Aber dich gibt’s nur einmal für mich”, “Jackson”, “La Paloma” und andere Stücke ungewohnt traurigen, aber sehr passenden Version.

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Zwischendurch tritt Juen zusammen mit Rützler und Vintila als Angehörige von “Frau Paula” auf, bei der es sich um die Mutter der Regisseurin handelt. Im Text von Kramer leidet sie darunter, dass sie beim Sterben der Mutter nicht dabei sein konnte und begleitet “Maria” bei einer Heimfahrt nach Timisoara. Sie möchte der Pflegerin näher kommen und von ihr erfahren, wie die Mutter gestorben ist.

Der Text enthält neben Passagen in Deutsch auch solche in Rumänisch und Englisch. Als “not easy” wird die Doppelbelastung von Pflege im Ausland und Hausarbeit daheim in einem der packenden Sprechgesänge beschrieben. Marias Mutter hat so lange im Ausland Erdbeeren gepflückt und Spargel gestochen, bis es die Gesundheit nicht mehr zuließ. “Arbeiten wie ein Pferd, sagt man bei uns” heißt es an anderer Stelle.

Thematisiert wird in “Maria” auch die starke Bindung von Pflegerinnen zu den ihnen anvertrauten alten Menschen. “Frau Di Bernardo hat nur noch fünfzig Kilo, also bleibe ich, bis sie stirbt” sagt die Frau aus Rumänien, die teilweise zwischen Sterbenden im Ausland und in der Heimat pendelt. Der Versuch ihres Mannes, sich in der Heimat mit einer kleinen Holzfabrik etwas aufzubauen, scheitert, die kleine Patricia will kein zu Weihnachten versprochenes Eis essen, sondern lieber mit der Mutter zusammen sein.
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Hinter den drei Frauen auf der bis an die Zuschauertribüne reichenden Bühne werden Filme aus fahrenden Bussen, Porträts und Fotos von der Revolution 1989 gezeigt, durch einen Vorhang wird eine weitere Ebene für das starke Stück Theater geschaffen. An der Produktion sind auch Sandra Münchow (Ausstattung), Céline Meier und Sarah Mistura (Video, Foto), Matthias Zuggal und Andreas Aichholzer (Technik), Lena Vozniuk (Maske), Marina Höfler (Produktionsleitung) sowie Bohdan Mysan und Alice Mansfield als HelferIn beteiligt. AME












