Leistbares Wohnen mit Atmosphäre

Durchaus verkraftbare Kompromisse ebnen den Weg zur eigenen Wohnung am Dornbirner Schlössleweg. RIVA home macht leistbares Wohnen in anspruchsvoller Architektur möglich. Autorin: Edith Schlocker | Fotos: Albrecht Imanuel Schnabel
och immer ist der Traum sehr vieler Menschen das eigene Haus mit Garten. Trotz des Wissens um die Problematik der Zersiedelung der Ortschaften bzw. um die hohen Kosten, die die Umsetzung dieser Sehnsüchte etwa in der Form hoher Infrastrukturkosten, aber auch das Explodieren des Nahverkehrs nach sich zieht. Der Wunsch nach der privaten Idylle bleibt aber ohnehin nicht zuletzt durch die für die meisten unbezahlbaren Grundstückpreise reine Illusion. Aber selbst der Kauf einer Eigentumswohnung ist besonders für die Mehrzahl junger Menschen angesichts explodierender Quadratmeterkosten ein oft kaum zu stemmender
finanzieller Kraftakt.
Leistbares Wohnen für alle ist allerdings einer der Grundpfeiler der Wohnbaupolitik des Landes Vorarlberg. Dies möglich zu machen, ist das Ziel eines im Rahmen der Vorarlberger Wohnbauforschung ins Leben gerufenen, von Hefel Wohnbau über die RIVA home initiierte Forschungsprojekts. Als Referenz ist bereits vor einigen Jahren eine Wohnanlage in Lauterach entstanden. Nach Klösterle und Altach folgt nun mit der am Dornbirner Mühlebach gelegenen Wohnanlage Schlössleweg eine weitere. Geplant nach demselben Muster wie die Vorgängerbauten vom Büro Baumschlager Hutter mit Projektleiter Oliver Baldauf an der Spitze.
Am Schlössleweg ist allerdings neben zwei
RIVA-home-Projekten auch ein frei finanziertes Mehr-
familienhaus entstanden. Wodurch klar ablesbar wird, was das eine kann, was die anderen nicht können. Während etwa die Besitzer der neun Eigentumswohnungen mit dem Lift fahren können, müssen die RIVA-Stufenkäufer Stiegen steigen und auf Barrierefreiheit verzichten. Zwei Punkte, die etwa bei Wohnbauten, die mit Mitteln der Wohnbauförderung errichtet werden, Bedingung wären. Bei RIVA kann der potenzielle Bewohner allerdings mit der Hälfte des üblichen Eigenkapitals einsteigen, zahlt elf Jahre lang eine leistbare Miete und übernimmt die Wohnung dann zum anfangs festgelegten Fixpreis.
Das frei finanzierte Wohnhaus ist ein gedämmter Massivbau mit einer Außenhaut aus vorvergrauten Holzschindeln. Die RIVA-Projekte sind dagegen aus vorgefertigten Holz-elementen mit außen weiß lasierter Fichtenschalung gebaut. Die Decken, Stiegenhäuser und tragenden Innenwände sind hier aus Sicht-
beton, in den Wohnungen liegen auf den
Betondecken Vinyl-
böden, während in den Wohnungen gegenüber nach den Wünschen der Käufer echter Parkett verlegt ist.
„Die Frage war, was kann man weglassen, wo sinnvoll reduzieren, ohne die Lebensqualität der Bewohner nachhaltig zu beschneiden“, sagt Oliver Baldauf. Dass dieser Seiltanz zwischen architektonischer Qualität und Leistbarkeit bei den zwei RIVA-Projekten ohne Kompromisse nicht zu schaffen war, liegt auf der Hand. Etwa wenn es um die Wahlfreiheit bezüglich Innenausstattung geht. Die je neun Wohnungen sind klein, die Grundrisse aber durch die Vermeidung von Gängen geschickt geplant und die Raumhöhen von 2,50 Metern schaffen zusätzliches Volumen. Bodenheizung gibt es hier keine, die Küchen sind genormt. Die Fenster haben alle dieselbe Größe und sind im
Gegensatz zu dem frei-
finanzierten Bau nebenan relativ klein, allerdings raumhoch. Ausgeführt als Kombination von öffenbarem Fensterflügel mit Fixverglasung im unteren Teil oder als Türe zu kleinen Balkonen, die wie braune Kästen aus der Fassade geschoben sind.
Diese Fenster beziehungsweise Mini-Balkone gliedern die Fassaden der weißen RIVA-Bauten raffiniert, geben ihnen ein extravagant trotziges Gesicht. Als Ersatz für die Terrassen bzw. Balkone, über die die Bewohner der Nachbarschaft verfügen, gehört hier zu jeder Wohnung ein Gartenanteil samt privater absperrbarer Kabane. Und statt der Tiefgarage gibt es bei den nicht unterkellerten RIVA-Projekten einen Carport für jede Einheit. Aber ganz ohne „Luxus“ (Oliver Baldauf) geht es auch bei RIVA nicht ab: In der Form eines leicht geschwungenen, auskragenden
Satteldachs.
RIVA bietet ein spannendes Konzept für junge Menschen, die leistbar Eigentum schaffen möchten.

In den Stiegenhäusern dominiert Sichtbeton.
Die Eingangstüren zu den Wohnungen sind weiß,
die Stiegen haben schlichte
Staketengeländer aus
dunkel eloxiertem
Metall, die Böden
einen Teppichbelag.

Die braunen Balkone und Fensterrahmen bilden einen reizvollen Kontrast zur weißen Lasierung der aus Holz-Fertigteilen gebauten und perfekt gedämmten Fassaden
der zwei RIVA-Gebäude.

Zu jeder Wohnung der nicht unterkellerten RIVA-Häuser gehört ein Anteil des terrassenförmig angelegten Gartens samt Kabane,
die individuell genutzt
werden können.

Die Wohnanlage
Schlössleweg liegt im Schutz des Dornbirner Hausbergs Karren an einem dicht bebauten Hang im ebenso ruhigen wie zentrumsnahen Stadtteil Mühlebach.

Die Balkone in den RIVA-Bauten sind zwar klein, aber oho: durch die zarten Metallbrüstungen ergeben sich wunderbar gerahmte Blicke in die Umgebung. Durchlässige Metallroste bilden die Böden dieser Schleusen zwischen innen und außen.

Die RIVA-Wohnungen
sind klein, aber geschickt
geplant und 2,50 Meter hoch. Die Böden in allen Wohnräumen sind aus
robustem Vinyl, das echte Holzböden imitiert.

Leistbarer Stufen-Mietkauf in einem aus Holz-
Fertigteilen gebauten weißen Haus mit extravagant geschwungenem Giebeldach contra frei finanziertem, massiv gemauer-tem und hölzern verschindeltem Wohnbau mit Flachdach.

Der Eingang zu den RIVA-homes ist praktisch mit einem betonierten, auf zarte Säulen aufgestelzten
Vordach geschützt. Abstellplätze für die Autos der
Bewohner gibt es direkt vor dem Haus.

Statt großzügig dimensionierter Terrassen nutzen die Bewohner der RIVA-Häuser kleine, braun eingehauste Balkone mit zarten metallenen Brüstungen. Dafür gibt es für jede Wohnung einen Garten mit Kabane.