Otmar Meyer und Heinz Lindner: “Gemeinsam Großes bewegen”

Lehrlinge bei Liebherr dürfen aktiv mitgestalten.
Der Ausbilder ist Vorbild, Coach und in vielen Situationen Ansprechpartner für den Lehrling. Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit das Verhältnis Ausbilder/Lehrling harmoniert?
Lindner: Meiner Meinung nach sollte der Ausbilder in der Lage sein, eine gute Beziehung und Vertrauensbasis zum Lehrling aufzubauen. Vertrauen, Ehrlichkeit und gegenseitiger Respekt sind Grundregeln für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Als Ausbilder sollte man sich selbst gut kennen und seine eigenen Muster einschätzen können. Ein Ausbilder braucht Geduld, Fachwissen, Menschenkenntnis und den nötigen Weitblick, um den vielfältigen Themen des Ausbildungsalltags gerecht zu werden.
Wie schwer oder einfach ist es, mit den Jugendlichen zu arbeiten?
Meyer Das einzig Gewisse in der Ausbildung ist die Veränderung. Zum einen ist da die persönliche Entwicklung des Lehrlings selbst vom Jugendlichen zum Erwachsenen, und zum anderen sind da die betrieblichen Veränderungen und die gesellschaftlichen Entwicklungen. Aus meiner fast 40-jährigen Erfahrung spielt sich die Arbeit mit Jugendlichen im Wesentlichen auf der Beziehungsebene ab. Die wirkliche Herausforderung für einen Ausbilder ist die Arbeit mit vermeintlich schwierigen Lehrlingen. Hier gilt es, Stärken zu finden und daran anzuknüpfen und Vertrauen aufzubauen, um die eingefahrenen Muster positiv zu verändern.
Wie schaffen Sie das?
Meyer Diese Arbeit erfordert viel Zeit, Geduld, Konsequenz und ein Gespür für das Machbare. Solche positiven Veränderungen durfte ich einige erleben, und es waren für mich immer Highlights in der Ausbildung. Es gab auch Situationen des Scheiterns. Auch das ist eine wichtige Erfahrung für einen Ausbilder und gehört dazu. In besonders schwierigen Situationen habe ich mir zwei Fragen gestellt: Stell dir den Lehrling zehn Jahre älter vor, und was würde ich tun, wenn es mein Kind wäre? Da haben sich viele Dinge relativiert.
Wo liegen die Prioritäten der Lehrlinge?
Lindner Vordergründig muss für sie der Sinn in den beruflichen Tätigkeiten erkennbar sein. Lehrlinge wünschen, von allen Vorgesetzten gerecht und fair behandelt zu werden. Sie erwarten gleich wie wir Ehrlichkeit, Respekt und einen fairen Umgang. Jugendliche wollen aktiv mitgestalten, sich einbringen können und sie wollen etwas lernen. Es ist auch wichtig, dass Fehler passieren dürfen. Das ist ein wesentlicher Bestandteil des Lernens. Lehrlinge brauchen jemanden, der ehrlich zuhört, einen Vorgesetzten, der sich für die Person interessiert und nicht nur den Arbeitsalltag oder die Arbeitsleistung im Fokus hat. Arbeiten soll und darf auch Freude und Spaß machen.
Liebherr hat seit 1978 über 800 Lehrlinge ausgebildet, derzeit lernen 124 Jugendliche. 15 Prozent davon sind Mädchen. Ihre Lehrlinge machen neun Prozent der Stammbelegschaft aus. Wie wichtig sind sie für den Betrieb?
Meyer Wir sind ein Unternehmen mit 1700 Mitarbeitern, und der momentane Facharbeitermangel unterstreicht die Wichtigkeit der Lehrlingsausbildung. Die Lehrlingsausbildung trägt wesentlich zum guten Image des Unternehmens bei. Unsere internationalen Kunden sind durchwegs begeistert von unserem dualen Ausbildungssystem. Die Wichtigkeit der Lehrlingsausbildung zeigt sich auch darin, dass wir bisher alle Lehrlinge nach der Ausbildung übernommen haben.

Otmar Meyer
Meisterprüfung, Lehrgänge Persönlichkeitsbildung
Jahrgang 1956
verheiratet, zwei Söhne
Natur und Jagd
Heinz Lindner
seit 1998 in der Ausbildung, ab 2012 in der Ausbildungsleitung
Meisterprüfung, fachliche Weiterbildung-Konstruktion, Lehrgänge Persönlichkeitsbildung
(Lehre Maschinenschlosser, Montage, Konstruktion, Lehrausbildung, Ausbildungsleitung)
Jahrgang 1970
verheiratet, ein Sohn, eine Tochter
Musik (Soundtechnik), Bewegung und Sport, Geselliges