„Arbeitsmarkt-Situation wird immer prekärer“

Karriere / 02.12.2022 • 11:44 Uhr
Landesinnungsmeister Martin Halbrainer: „Als Vertreter von über 600 Mitgliedsbetrieben in Vorarlberg ist das chemische Gewerbe eine Branche, in der die Arbeitsplatzsicherheit auch künftig das Fundament sein wird.“ IVO Vögel, Chemische Gewerbe Vlbg.

Unterstützung ja, aber zielgerichteter und mit Hausverstand, wünscht sich der Innungsmeister der chemischen Gewerbe.

Sie sind seit rund 26 Jahren selbstständig und wurden zu Beginn der Coronakrise Landesinnungsmeister des chemischen Gewerbes Vorarlberg. Wie sehen Sie die Situation am Arbeitsmarkt?

Halbrainer Sie wird immer prekärer. Das Unterstützen der Arbeitslosigkeit ist nicht im Sinne des Arbeitsmarktes und stellt uns vor enorme Herausforderungen. Eine Unterstützung bzw. Förderung sollte jenen zustehen, die arbeitswillig sind, dies aber über einen bestimmten Zeitraum durch ungünstige Umstände nicht wahrnehmen können.

Wie hat Corona die Reinigungs­betriebe beeinflusst?

Halbrainer Die Coronakrise hat wie überall ihre Spuren hinterlassen – viele unser Mitgliedsbetriebe erhielten keine bzw. viel zu wenig Hilfe. Da wir aber unter die „Systemerhalter“ gefallen sind, war die größte Herausforderung, mit der Quarantäne und Covid-Regelungen das Gewerk und die Hygienesicherheit im Lande aufrechtzuerhalten. Mit großen Nachwehen kann ich die Gesamtlage bezeichnen, aber es sind auch neue Chancen entstanden.

Stichwort: Fachkräftemangel. Was tun Sie, um Talente für sich zu gewinnen?

Halbrainer Es ist nicht nur der Fachkräftemangel, der sich substanziell enorm auswirkt. Daher werden wir in der Branche alles daran setzen, die Bandbreite der Berufschancen, Arbeitszeitmodelle, Aufstiegs- und Verdienstmöglichkeiten für Quereinsteiger aufzuzeigen.

Was bieten die Unternehmen den Arbeitnehmern?

Halbrainer Unser Mitgliedsbetriebe sind sehr breit aufgestellt und suchen für verschiedenste Arbeitsplätze Lehrlinge, Jugendliche, Mitarbeiter/-innen, Quereinsteiger/-innen. Die Ausbildungen, Schulungen reichen vom Qualifizierungskurs über Spezialausbildungen, Lehrabschluss bis hin zur Meisterprüfung.

Die Löhne steigen nicht in dem Ausmaß wie es die Lebenserhaltungskosten tun. Wie ist Ihre Meinung dazu?

Halbrainer Hier müssen Politik und Sozialpartner das Konglomerat an vorhandenen und alteingesessenen Strategien zur Diskussion stellen, überdenken und anpassen! Im Vordergrund muss die Arbeit stehen, mit der jeder den Lebensunterhalt bestreiten kann.

Welche Tools kommen bei einem Recruiting zum Einsatz?

Halbrainer Wir installieren gerade unsere Recruiting-Plattform auf der Homepage www.chemischesgewerbe.at – mein Herzensprojekt „DEIN JOB IST ÜBERALL“. Eine Idee zu, der ich durch meine Tätigkeit inspiriert wurde und die aufzeigen wird, wo Chancen und Möglichkeiten liegen.

Was sollten zukünftige Mitarbeiter mitbringen?

Halbrainer Aus vielen Gesprächen mit Unternehmern ist eine Begeisterung für das Berufsbild meist der ausschlaggebende Punkt. Ich bin der Meinung, Arbeit wird zur Freude, wenn an erster Stelle Leidenschaft und Bereitschaft zur Kreativität stehen und dies auch im Unternehmen gelebt werden kann.

Inwieweit sollen/können sich Jobsuchende an die Anforderungen des Arbeitsmarktes anpassen?

Halbrainer Gefühlt ist es so, dass viele sich anpassen wollen und die Möglichkeiten am Markt vorhanden sind. Es sprechen aber auch viele von Überforderung durch die enorm schnelle Wandlung der Märkte und Anforderungen. Somit ist es notwendig, die Mitarbeiter ihren Fähigkeiten entsprechend zu unterstützen und zu fördern. MEC

Zur Person

Martin Halbrainer

Funktion Landesinnungsmeister der Chemischen Gewerbe Vorarlberg, Inhaber Clean Consulting AUSTRIA

Jahrgang 1975

Ausbildung: Meister

Mail cca@ihre-hygiene.versicherung

Homepage www.ihre-hygiene.versicherung www.chemischesgewerbe.at