Der Grandiose-Tone wird 80

Tone Fink zählt zu den bedeutendsten zeitgenössischen Künstlern Österreichs.
Fußach/Wien Tone Fink, einer der bedeutendsten Vorarlberger Künstler, der am 1. Januar 2024 seinen 80. Geburtstag feiert, ist eine in der österreichischen Kunstszene tief verwurzelte Persönlichkeit. Sein Atelier in Fußach ist gefüllt mit Zeichnungen, Bildern, Objekten, Skulpturen und Masken, die seinen kreativen Werdegang und sein umfangreiches Schaffen widerspiegeln. Viele dieser Werke sind aus Pappmaché, einem Material, das Fink mit großer Hingabe und Kreativität bearbeitet. An den Wänden seines Ateliers hängen neben seinen eigenen Werken auch die Zeichnungen seiner Tochter Katharina, die die künstlerische Ader der Familie fortführt.



„Meine Kindheit war geprägt von Herausforderungen, die mich aber nicht davon abhielten, meinen künstlerischen Weg zu gehen. Trotz der Skepsis meiner Umgebung bin ich meiner Leidenschaft treu geblieben“, erinnert sich Fink. Sein künstlerischer Weg begann an der Akademie der bildenden Künste in Wien, wo er bei Maximilian Melcher und Max Weiler studierte. Diese Zeit prägte ihn nachhaltig, vor allem die stundenlangen Auseinandersetzungen mit dem Zeichenpapier, die oft in dessen Perforierung mündeten.

Fink entwickelte eine tiefe Beziehung zum Papier, das er als Medium nicht nur bearbeitet, sondern auch herausfordert und verändert. „Die Zeichnung ist das Fundament meiner künstlerischen Arbeit. Auf dieser Basis entwickle ich narrative, spiralförmige Drahtobjekte, die ich mit Zeitungspapier oder Pappmaché überziehe“, erklärt er. Diese Skulpturen – ob Tiere, Menschen oder Masken – sind zu einem festen Bestandteil seiner Kunstprozessionen und Ausstellungen geworden.



Nach einem Jahr als Volksschullehrer zog Fink nach Wien, um sich ganz seiner Kunst zu widmen. „Meine künstlerische Laufbahn begann in Wien, wo ich mich in verschiedenen Disziplinen ausdrückte. Ich war nicht nur Zeichner und Maler, sondern auch Performancekünstler, Bildhauer und Designer“, erzählt Fink. Seine Designarbeiten umfassten das Entwerfen von Stoffmustern und das Entwerfen von Möbeln, was seine Fähigkeit unterstreicht, Kunst und Design miteinander zu verbinden.

Finks Kunst ist geprägt von ständiger Bewegung und Veränderung. Dies zeigt sich auch in seinem filmischen Schaffen, insbesondere in Werken wie “Narrohot”, der 1982 im ORF ausgestrahlt wurde. „Der Film löste heftige Kontroversen aus, die bis zu bedrohlichen Konsequenzen führten. Nachdem der Film eine knappe Stunde auf Sendung war, gingen die ersten anonymen Anrufe ein. Man solle mich im Dorfbrunnen ertränken oder in die Valduna stecken, waren noch die harmlosesten. Sammler gaben meine Bilder an Galerien zurück, meinen Bruder wollte man zusammenschlagen, weil man ihn mit mir verwechselt hatte, meine Eltern trauten sich monatelang nicht mehr in die Kirche“.


Als Vollblutkünstler beherrscht Fink eine Vielzahl von Disziplinen: Zeichnung, Malerei, Objektkunst, Performance und Film. Seine Arbeit bezeichnet er als “Tanz der Linien”, wobei Papier sein bevorzugtes Medium ist. Fink zeichnet, stapelt und schneidet Papier, um seine “Splitterwelt” zu erschaffen. Er füllt Kunstbücher mit Hunderten von Zeichnungen und formt aus Papier Tiermasken, Kleider, Möbel und Fahrzeuge.

Fink versteht es meisterhaft, Grafisches mit Biografischem zu verschmelzen und mit Wortspielen und Wortschöpfungen zu spielen. „Im Vergleich zum explosiven Wiener Aktionismus war mein künstlerischer Stil immer tänzerisch, spielerisch und ästhetisch. Meine Filme provozierten zwar, erzeugten aber eine messbare Resonanz, die weit über das hinausging, was meine zahlreichen Ausstellungen bewirken konnten“, sagt er.


Der internationale Durchbruch gelang ihm mit Ausstellungen in Städten wie Zürich, Berlin und Venedig. „Meinen größten Erfolg als Designer hatte ich mit Entwürfen für die Firma Josef Otten, die weltweit Anerkennung fanden und mir finanziellen Erfolg brachten“, erzählt Fink stolz.

Im Zuge seines 80. Geburtstags blickt Tone Fink auf eine beeindruckende Karriere zurück, die von einer Vielzahl künstlerischer Experimente, innovativen Ansätzen und tiefgründigen Werken gezeichnet ist. Diese haben sowohl in Österreich als auch international die Kunstwelt nachhaltig beeinflusst. Mit der Lebenserfahrung von acht Jahrzehnten zeigt sich Fink weiterhin voller Energie und Schaffensdrang. „Besonders freue ich mich auf meine Teilnahme an der Biennale in Venedig. Dort werde ich im Rahmen einer Gruppenausstellung im Skulpturengarten direkt neben dem Biennale-Eingang vertreten sein. Meine Skulptur ‚Fünferbandegestühl‘ wird Teil dieser bedeutenden Veranstaltung sein“, äußert sich Fink. Sein Beitrag zur Biennale, einem der weltweit angesehensten Foren für zeitgenössische Kunst, markiert einen wichtigen Abschnitt in seiner Karriere. Diese Präsenz bietet ihm die Möglichkeit, sein Schaffen einem breiten, internationalen Publikum vorzustellen und seine künstlerische Botschaft über kulturelle Grenzen hinweg zu kommunizieren. Seine Teilnahme an der Biennale dient nicht nur der Würdigung seines umfangreichen Lebenswerks, sondern unterstreicht auch die anhaltende Relevanz und den Einfluss seiner Kunst in der heutigen Zeit.

Finks unverwechselbarer Stil, seine tiefe Leidenschaft für das Medium Papier und seine Fähigkeit, Kunst so zu gestalten, dass sie lebendig und greifbar wird, machen ihn zu einer herausragenden Persönlichkeit in der Kunstwelt. Er ist weit mehr als ein Künstler – er ist ein Phänomen, dessen künstlerischer Einfluss und dessen Werk noch lange nach seinem 80. Geburtstag in der Kunstwelt spürbare Wellen schlagen wird.

Ein besonderes Projekt ist das Buch “Solotone”, eine umfassende Werkmonografie, die sein Lebenswerk dokumentiert und im kommenden Jahr erscheinen wird. Zudem wird Fink am 14. Juli die Sommerausstellung im Bregenzer Künstlerhaus eröffnen und in Schwarzenberg ab dem 15. Juli sowohl seine Frühwerke als auch Querverbindungen seiner Kunst über die Jahrzehnte hinweg beleuchten. „Ich plane, weiterhin kreativ und gesund zu bleiben, und freue mich auf die kommenden Projekte und Ausstellungen. Mein Ziel ist es, weiterhin Freude und Inspiration durch meine Kunst zu verbreiten und gleichzeitig ein erfülltes Leben zu führen. An erster Stelle steht für mich aber, dass es meiner Familie gut geht“.