„Speziell im Handel ist der Fachkräftemangel spürbar“

Karriere / 22.10.2024 • 14:31 Uhr
„Speziell im Handel ist der Fachkräftemangel spürbar“
Günter Knittel: „Jeder wird darin gefördert, in seiner Aufgabe zu wachsen, denn nur als Team funktionieren wir erfolgreich.“ Foto: Lifestylehaus

Lifestyle Haus-Geschäftsführer und Personalleiter Günter Knittel über Anfänge und Herausforderungen im Handel.

Sie sind seit 1999 Geschäftsführer und Personalleiter, also seit der Gründung Ihres Unternehmens in Lochau/Hörbranz. Wie haben Sie die letzten Jahrzehnte erlebt?

In dieser Zeit haben wir Höhen und Tiefen des Arbeitsmarktes miterlebt. Zu Beginn starteten wir mit vier Mitarbeitern, erreichten in den besten Jahren 15, und heute zählen wir bis acht Mitarbeitende. Der Arbeitsmarkt hat sich drastisch verändert. In den 1990er und frühen 2000er Jahren gab es ein Überangebot an Arbeitskräften. Heute ist es eine Herausforderung, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Wir müssen oft intensiv und lange suchen, speziell im Handel, wo dieser Fachkräftemangel besonders spürbar ist.

Vor welchen Herausforderungen stehen heute Arbeitgeber?

Mit dem Gehalt zu überzeugen, aber auch ein attraktives Gesamtpaket zu bieten. Besonders wichtig sind flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit zur freien Zeiteinteilung. Viele jüngere Bewerber wünschen sich ein bis zwei Tage frei oder Home-Office, was im Handel jedoch kaum umsetzbar ist.

Wie würden Sie das Klima in Ihrem Haus beschreiben?

Alle unsere Mitarbeiter sind seit über fünf Jahren bei uns, was zeigt, dass nicht allein das Gehalt entscheidend ist. Vielmehr spielt das soziale Umfeld eine große Rolle. Ein respektvoller und offener Umgang miteinander ist essenziell. Flache Hierarchien und klare Strukturen sind ebenfalls von großer Bedeutung, da sie Orientierung und Sicherheit bieten, ohne die Flexibilität im Team zu beeinträchtigen.

Worin liegen die Stärken Ihres Unternehmens?

Unsere Firmenphilosophie ist einfach: Wir verkaufen mit Fachwissen und persönlicher Beratung schöne Dinge, die man nicht unbedingt braucht, aber schätzt. Unser Unternehmen zeichnet sich durch seine Kleinheit und Flexibilität aus, die wir im von großen Konzernen beherrschten Einrichtungsmarkt bewahrt haben. Unsere Stärke liegt in der Erfüllung spezieller Kundenwünsche, auch bei ausgefallenen oder besonderen Anfragen.

Was erwarten Sie von Ihrer Belegschaft?

Sie sollten sich mit ihrer ganzen Persönlichkeit einbringen – mit all ihren Ecken und Kanten. Im Verkauf zeigt sich immer wieder, dass nicht jeder Verkäufer jeden Kunden anspricht, denn wie im echten Leben gibt es Sympathien und Unterschiede. Deshalb legen wir großen Wert auf das Menschliche: Wie jemand auftritt, sich präsentiert und kommuniziert, ist bei uns von zentraler Bedeutung. Es geht nicht nur um das Fachliche, sondern auch um die Authentizität und Ausstrahlung.

Worin liegt das Geheimnis optimaler Personalführung?

In einer Balance aus Vertrauen, Kommunikation und Förderung individueller Stärken. Es ist wichtig, den Mitarbeitenden Verantwortung zu übertragen und ihnen Raum zur Entfaltung zu geben. Offener Austausch und Respekt vermitteln Wertschätzung und Motivation, sein Bestes zu geben.  

Inwieweit und wie können sich Jobsuchende an die Anforderungen des Arbeitsmarktes anpassen?

Jobsuchende sollten ihre individuellen Stärken hervorheben. Es ist wichtig, sich selbst zu reflektieren und zu erkennen, was man gut kann und wo vielleicht Schwächen liegen.  Eine authentische Darstellung, die die Fähigkeiten und Potenziale betont, kann den Unterschied auf dem Arbeitsmarkt ausmachen.

Wie sehr lassen Sie sich von Ihrem Bauchgefühl leiten, wenn Sie einen neuen Mitarbeiter an Bord holen?

Für mich ist das Bauchgefühl bei der Einstellung neuer Mitarbeiter entscheidend. In Zeiten automatisierter Lebensläufe und KI-Unterstützung zählt im Handel vor allem der persönliche Eindruck. Früher konnten handgeschriebene Lebensläufe viel über den Bewerber verraten, doch heute ist es vor allem das Auftreten und die Ausstrahlung, die den Unterschied machen.

Günter Knittel

Geschäftsführer / Gesellschafter

Jahrgang: 1963

Ausbildung: HTL Bregenz / Maschinenbau , Handelsakademie Bregenz

Familie: Partnerschaft, ein erwachsener Sohn

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