Wilfried Hösl: Meister der Theaterfotografie

Karriere / 30.01.2025 • 13:21 Uhr
Wilfried Hösl: Meister der Theaterfotografie
Der Bildband “Through the Looking Glass” versammelt die wichtigsten Fotografien Hösls aus mehreren Jahrzehnten. schirmer/mosel / 2024 Wilfried Hoesl

Dramatik des Augenblicks, das Zusammenspiel von Licht, Bewegung und Ausdruckskraft.

München Seit mehr als vier Jahrzehnten widmet sich Wilfried Hösl mit unvergleichlicher Leidenschaft der Theaterfotografie. In seinen Bildern gelingt es ihm, die Dramatik des Augenblicks, das Zusammenspiel von Licht, Bewegung und Ausdruckskraft in eine zeitlose Form zu gießen. Jede Aufnahme zeugt von einem außergewöhnlichen Gespür für den perfekten Moment, den Hösl mit seiner Kamera für die Ewigkeit festhält. Seine Karriere begann 1983 am Bayerischen Staatsschauspiel in München. Zehn Jahre später wechselte Hösl an die Bayerische Staatsoper, wo er unter Intendant Peter Jonas und Generalmusikdirektor Zubin Mehta die visuelle Ästhetik der international renommierten Bühne prägte. Über drei Jahrzehnte dokumentierte er dort den künstlerischen Wandel und die Entwicklung der Oper.

Wilfried Hösl Through the Looking Glass
Die Aufführung von Dmitri Schostakowitschs “Die Nase” im Jahr 2021. 2024 Wilfried Hoesl

Seine Bilder zeigen nicht nur die Inszenierungen, sondern erzählen auch deren Entstehungsgeschichte – ob unter Jonas und Mehta, Kent Nagano oder Nikolaus Bachler und Serge Dorny. Jeder Wechsel und jede künstlerische Neuausrichtung hat in Hösls Arbeiten einen visuellen Niederschlag gefunden. Hösls Theaterfotografie ist das Ergebnis akribischer Planung und eines untrüglichen Blicks für das Wesentliche. Seine Bilder gehen weit über die bloße Wiedergabe von Szenen hinaus. Er schafft Kompositionen, die die Flüchtigkeit des Theaters in bestechender Klarheit bewahren, ohne den Zauber des Augenblicks zu opfern. Besonders beeindruckend ist seine Fähigkeit, das Zusammenspiel von Bühne und Darstellern einzufangen, Atmosphären und Stimmungen so zu verdichten, dass der Betrachter unmittelbar in das Geschehen eintaucht.

Wilfried Hösl Through the Looking Glass
Nagista Hatano und Nicolas Losada in Oskar Schlemmers “Das Triadische Ballett”, 2014. 2024 Wilfried Hoesl

Ein weiterer Schwerpunkt seines Schaffens sind seine ausdrucksstarken Porträts. Sie zeigen die Künstler nicht nur in ihrer Bühnenrolle, sondern auch in ihrer privaten und beruflichen Vielschichtigkeit. Es ist Hösls seltene Gabe, den Charakter und die innere Persönlichkeit der Porträtierten in seinen Bildern sichtbar zu machen. Seine Arbeiten strahlen Authentizität und eine besondere Nähe aus, die von einer tiefen Sensibilität für den Menschen hinter der Kunst zeugen.

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Der Bildband “Through the Looking Glass”, der anlässlich seines Abschieds von der Bayerischen Staatsoper erscheint, versammelt die wichtigsten Fotografien Hösls aus mehreren Jahrzehnten. Neben ikonischen Bildern von Opern- und Ballettinszenierungen finden sich intime Künstlerporträts, seltene Einblicke in Probenmomente und einige seiner freien Projekte. Jedes Foto spiegelt Hösls meisterhaften Umgang mit Licht, Raum und Timing wider. Es ist ein Vermächtnis, das sein außergewöhnliches Werk für kommende Generationen bewahrt. Wilfried Hösl wurde 1957 in Altendorf in der Oberpfalz geboren und studierte Fotoingenieurwesen an der Fachhochschule Köln.

Wilfried Hösl Through the Looking Glass
Jonas Kaufmann im Jahr 2017 mit der Kostümbildnerin. 2024 Wilfried Hoesl

Bereits während des Studiums begann er, Technik und künstlerischen Anspruch miteinander zu verbinden – ein Ansatz, der seine Arbeit von Anfang an prägte. Seine Fotografien spiegeln diese Verbindung wider: Sie verbinden technische Präzision mit einer künstlerischen Vision, die neue Maßstäbe in der Theaterfotografie gesetzt hat.