“Es ist die größte Aufgabe von allen”

Kultur / 29.10.2017 • 22:56 Uhr
Der große Konzertsaal des Gebäudes soll rund 1800 Besucher fassen und akustisches Top­niveau aufweisen. Cukrowicz/Nachbaur
Der große Konzertsaal des Gebäudes soll rund 1800 Besucher fassen und akustisches Top­niveau aufweisen. Cukrowicz/Nachbaur

Einen “perfekten Klangspeicher” nennt Anton Nachbaur das riesige Konzertsaalprojekt der Bregenzer Architekten.

München, Bregenz „Es ist die größte und auch die komplexeste Aufgabe von allen, die wir bislang zu bewältigen hatten“, erklärt Anton Nachbaur. Am Freitagabend erfuhren er und sein Büropartner Andreas Cukrowicz, dass sie, wie die VN in der Samstagsausgabe berichteten, die Jury mit ihrem Planungsentwurf für den neuen Konzertsaal in München derart überzeugten, dass die Vorarlberger auf den ersten Platz gereiht wurden. Rund 200 Bewerbungen hat es insgesamt gegeben, 35 Büros wurden für die Teilnahme am Wettbewerb ausgewählt. Dem riesigen Projekt ist, wie Nachbaur im Gespräch mit den VN verrät, eine intensive interne Büro-Klausur vorausgegangen, in der es um die Zielrichtung des in Bregenz ansässigen Unternehmens ging. Dass man sich noch stärker im Bereich Kulturbauten engagieren will, war dem Team, das etwa das Vorarlberg Museum in Bregenz und das Frauenmuseum in Hittis­au plante, klar. Gerne wollte man auch noch einen Schritt weitergehen, und so konzentrierte man sich auf die Planung des Münchner Konzerthauses. Eine gute Entscheidung, wie sich nun herausstellt, auf den zweiten Platz wurde kein Geringerer als Stararchitekt David Chipperfield gereiht, also ein Büro, das unter anderem große Museen in Deutschland, England, Italien und den USA plante.

Perfekt, aber nicht elitär

Auch Chipperfield hatte so etwas Ähnliches wie einen Speicher konstruiert. Dass das Cukrowicz/Nachbaur-Gebäude nun diese Form und eine Höhe von 45 Metern hat, ergibt sich aus dem knapp bemessenen Grundriss und der Umgebung. „Wir haben uns selbstverständlich intensiv mit dem Ort auseinandergesetzt. Es handelt sich um ein Betriebsgelände am Ostbahnhof, an dem beispielsweise das Pfanni-Werk angesiedelt war. Das Konzerthaus soll dem Quartier neue Impulse verleihen.“ Wichtig sei den Architekten daher die einladend transparente Glasfassade gewesen, die aber auch noch einen industriellen Charakter hat. Während der große Konzertsaal einmal eine perfekte Akustik aufweisen muss, sei es, wie Nachbaur eigens betont, wichtig gewesen, dass das Haus nicht elitär erscheint. Als Heim des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, dessen Chefdirigent Mariss Jansons vom Entwurf sehr angetan ist, wird es einerseits das Podium von Spitzenmusikern sein, andererseits finde dort einmal ein „normaler Tagesbetrieb mit Musikstudenten, Verwaltung, Restaurants und Shops statt“. Das Sockelgeschoß sollte daher sehr offen wirken und quasi zur Belebung des Platzes beitragen.

Mit der Gebäudehöhe, die oft ein Thema ist, dürften die Münchner kein Problem haben. Es steht bereits fest, dass daneben Häuser, darunter auch Hotels, errichtet werden, die wesentlich höher sind. Die Kosten zu benennen, hält Nachbaur für absolut verfrüht. Kolportiert werden 300 Millionen Euro. Und nachdem der Staat Bayern mit dem Rundfunk der Haupt-Bauträger ist, dürfte es zu keinerlei Verzögerungen mehr kommen. Vor der Wettbewerbsausschreibung wurde nicht nur um den Bau eines neuen Saales, sondern auch um den Standort intensiv gerungen.

Klare Grundstruktur

Die Pläne sehen nun einen Hauptsaal für 1800 Besucher und einen Kammermusiksaal für rund 600 Zuhörer vor. Dazu kommen Probenräume, Einrichtungen für Musikstudenten, Foyers mit Ausblick, die genannten Shops und Restaurants sowie drei Untergeschoße. Sämtliche Räume sind, so Nachbaur, im Entwurf bereits angelegt: „Das Gebäude hat eine klare Grundstruktur und funktioniert in sich sehr gut.“

Weitere Projekte

In München sind die Cukrowicz/Nachbaur-Architekten längst keine Unbekannten mehr. Drei Wettbewerbe für Einrichtungen in der Stadt haben sie bereits gewonnen. Dazu zählen etwa der Ausbau einer Universitätsbibliothek im Stadtzentrum, der bereits im Gange ist, sowie ein Uni-Labor in Garching, das mehrere Gebäude umfasst, für die im nächsten Jahr der Grundstein gelegt wird.

Zu den jüngsten Wettbewerbs­erfolgen von Cukrowicz/Nachbaur zählt im Übrigen auch eine größere Sportanlage im schweizerischen Wattwil. Eine Dependance im Ausland zu errichten, das hat Anton Nachbaur nicht vor. Das Team arbeite, wie er betont, sehr gern in Bregenz und schätzt die Qualität des Standortes.

„Die Herausforderung ist enorm, aber das Gebäude funktioniert in sich sehr gut.“

Die äußere Gestalt des Saales hat sich aus der intensiven Auseinandersetzung der Bregenzer Architekten mit dem Ort ergeben. 
Die äußere Gestalt des Saales hat sich aus der intensiven Auseinandersetzung der Bregenzer Architekten mit dem Ort ergeben. 
"Es ist die größte Aufgabe von allen"