Werbung mit der Kunst
Immer wieder gibt es Beispiele, dass Handelsgeschäfte in ihren Schaufenstern oder auch in anderer Form Werbung mit Kunst oder auch künstlerische Werbung machen. Das ist ganz offensichtlich zur Zeit der Bregenzer Festspiele, aber auch die Vorweihnachtszeit führt immer wieder zu Anstrengungen in dieser Form. Von drei Beispielen möchte ich berichten, wohl wissend, dass es auch andere gibt. Es geht um zwei Schaufenster in Bregenz und eine besondere Aktion eines Dornbirner Möbelhauses.
Der Herrenausstatter Sagmeister zeigt immer wieder auffallende Innovationen in der Schaufenstergestaltung. Diesmal, scheint mir, ist etwas Ungewöhnliches gelungen. Die ganze Wand an der Römerstraße wurde zur Bibliothek gemacht. Aber nicht, wie man erwarten würde, mit schönen Buchrücken, sondern mit aufgeblätterten, älteren Büchern. Man kann manchmal ein Foto, eine Zeichnung oder eine Illustration erkennen, aber keinen Text oder gar einen Titel lesen, somit auch nicht sagen, um welche Form von Literatur es sich handelt. Aber: Es sind Bücher, und die machen dieses Fenster so wichtig, geben dadurch auch der ausgestellten Herrenmode Gewicht.
Auch das Brillengeschäft Scharax in Bregenz hebt sich in seiner Gestaltung immer wieder vom Gewöhnlichen ab. Auf etwas andere Art verweist man hier auf die Vorweihnachtszeit. Ein ganzes, großes Fenster wird von einer Puppe dominiert, deren „Kleidung“ aus Moos und Tannenreis besteht. Die Brustpartie ist anliegend aus Moos gefertigt, der lange Rock aus Tannenzweigen kunstvoll gestaltet. Ein Ballkleid aus dem Wald sozusagen. Eine Weihnachtsdekoration mit viel Fantasie und vor allem ohne jeden Kitsch.
Auf andere Art von Werbung setzt das Möbelhaus Höttges in Dornbirn. Dort hat man ein kleines Kino eingerichtet, in dem man zu den Geschäftszeiten (noch bis 31. Dezember) einen Film anschauen kann. Anlass ist ein Möbelstück der italienischen Firma B&B, das als Klassiker des Designs gilt, ein Dauerbrenner. Nun hatten die Italiener die Idee, einen Film zur Dauer zu machen. Grundlage ist Peter Handkes „Gedicht an die Dauer“, ein literarisches Meisterwerk aus dem Jahr 1986. Hauptdarsteller sind Peter Handke, der seine Vorstellung von Dauer erläutert, dazu der grandiose Schauspieler Bruno Ganz, der Teile aus diesem Gedicht liest. Es ist etwas vom Besten, vom Schönsten, vom Stimmigsten, das ich bisher an Filmen zur Literatur gesehen habe. Ein Gesamtkunstwerk. Man sollte sich das ansehen.
„Es ist etwas vom Besten, vom Schönsten, vom Stimmigsten, das ich an Filmen zur Literatur gesehen habe. Ein Gesamtkunstwerk. Man sollte sich das ansehen.“
Walter Fink
walter.fink@vn.at
Walter Fink ist pensionierter Kulturchef des ORF Vorarlberg.
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