„Wir ecken an und fordern heraus“

Senkrechtstarter „Van Holzen“ gelten als Hoffnung der deutschen Rockmusik.
Schwarzach Im März 2017 veröffentlichten „Van Holzen“ ihr Debütalbum „Anomalie“ und begeisterten Kritiker im gesamten deutschprachigen Raum. Die Ulmer Rockband rund um Sänger und Gitarrist Florian Kiesling, Bassist Jonas Schramm und Drummer Daniel Kotitschke hat in den vergangenen Monaten Supportshows für Biffy Clyro, Billy Talent, Papa Roach, Madsen und Wanda gespielt, trat beim Preis für Popkultur auf, gewann den Play Live Award 2016 und war beim New Music Award 2016 nominiert. Im Carinisaal in Lustenau präsentieren sie ihre neuen Songs.
Ihr seid schon einige Jahre als „Van Holzen“ unterwegs. Bis zu eurem Debütalbum dauerte es aber einige Zeit. Warum?
Kiesling Wir haben sehr lange an diesem Album geschrieben. 2015 haben wir erst damit angefangen. Das geschah eher unbewusst, weil wir nebenbei noch an einer EP geschrieben haben, die im Sommer 2016 veröffentlicht wurde. Gemeinsam mit unseren Produzenten haben wir danach mit den Aufnahmen begonnen. Es war eine sehr lange Zeit, aber wir sind mit dem Endergebnis dafür umso zufriedener.
Stammen die Texte aus eurer Feder?
Kiesling Wir haben einige Songs selbst geschrieben, bei anderen hatten wir Unterstützung von unserem Produzenten Philipp Koch. Wir waren schon immer eine Band, die sich gerne von anderen Personen inspirieren hat lassen. So werden die Songs unterschiedlich und vielseitig.
Welche Bedeutung steckt hinter dem Albumtitel „Anomalie“?
Kiesling Wir haben uns für diesen Titel entschieden, weil wir finden, dass die Band selbst und dieses Musikgenre, in dem wir uns bewegen, eine Anomalie in der deutschen Musiklandschaft darstellt. Sie wird von vielen nicht als normal angesehen, etwas, das im Radio hoch und runter gespielt wird. Mit unserer Musik ecken wir bestimmt an und fordern den Hörer auch ein bisschen heraus.
Eure Musik lässt sich also nicht in eine Schublade stecken?
Kiesling Kaum. Wir machen Deutschrock, haben aber ganz viele Einflüsse, die aus dem Metal oder Hip-Hop kommen. Ich würde unseren Musikstil irgendwo zwischen Alternative und Rock ansiedeln. Aber da kann sich das Publikum wohl besser eine Meinung bilden und die Schublade finden, in der unsere Musik noch Platz hat (lacht).
Vor zwei Jahren habt ihr es ins Bandförderprogramm „Pop Camp“ geschafft. Welche Erfahrungen konntet ihr mitnehmen?
Kiesling Wir waren zu dieser Zeit noch in der Schule und es war schwer für uns, uns mal längere Zeit außerhalb der Ferien mit unserer Musik zu beschäftigen. Das Pop Camp war super. Wir haben Produzenten und andere Künstler getroffen, mit denen wir über Musik sprechen konnten. Das war ein Paradies für uns. Wann hat man denn schon mal die Möglichkeit, alle Profis auf einem Fleck zu haben und von ihnen lernen zu können?
Wie definiert ihr Erfolg?
Kiesling Es gibt zum einen den kommerziellen Erfolg, der sich daran misst, wie viele Platten man verkauft. Wenn man Rockmusik macht, darf einem das aber nicht so wichtig sein. Wir definieren unseren persönlichen Erfolg daran, dass wir Spaß daran haben und dass wir unser Album am Ende gut finden, eine Tour spielen und stolz auf uns sein können. Für mich ist es schon ein großer Erfolg, wenn ich sehe, dass immer mehr Leute zu unseren Konzerten kommen.
Ihr habt bei Warner Music einen Plattenvertrag unterschrieben. Spürt ihr nun einen größeren Erfolgsdruck?
Kiesling Ja schon. Aber die Labels verstehen heutzutage, dass man nicht mehr so viele Platten verkauft wie früher. Es gibt Spotify und Co. Da hat auch das Label an uns keine unrealistischen Erwartungen.
Eure Musik klingt ziemlich düster. Woher kommt das?
Kiesling Wir können düstere Emotionen viel besser in Songs verpacken. Sie bewegen mehr in uns als fröhliche Themen. Aber eines möchte ich klarstellen: Wir sind überhaupt keine traurigen Typen, auch wenn man das vermuten würde (lacht).
Welche Ziele habt ihr euch als Band noch gesteckt?
Kiesling In naher Zukunft werden wir unser zweites Album aufnehmen. Die Texte haben wir schon im Kasten. Dann werden wir wieder eine ganz andere Seite von uns zeigen. Das große Ziel ist es, weiter zu wachsen, aber dennoch keinem riesigen Hype zu verfallen. Der Erfolg kann genauso schnell wieder vorbei sein, wie er gekommen ist. Das ist uns bewusst.
„Van Holzen“ gastieren am 3. Februar im Carinisaal in Lustenau, Einlass: 19 Uhr, Beginn: 20 Uhr.