Vorarlberger Hans Platzgumer schafft Musik für Uraufführung bei Festspielen

“Böses steckt drin”, erklärt der Musiker und Schriftsteller Hans Platzgumer zur neuen Bühnenarbeit für Salzburg und Stuttgart.
Salzburg, Lochau Er kommt gerade aus Stuttgart und düst bald wieder dorthin ab. Bis der Vorarlberger Musiker und Schriftsteller dann auch auf der Bühne in Salzburg steht, vergehen noch einige Wochen, aber immerhin: Hans Platzgumer (50) schreibt die Musik für das Stück “Die Empörten”, das heuer bei den Salzburger Festspielen zur Uraufführung kommt. Autorin ist die bekannte deutsche Schriftstellerin Theresia Walser.
Dunkle Seiten der Gesellschaft
Ausgangssituation des Stückes ist das Aufeinandertreffen von zwei Schwestern, deren politische Haltung konträr ist und deren Leben unterschiedlich verlief. Zwischen der Bürgermeisterin einer Stadt und der linken Aktivistin liegt allerdings die Leiche des Bruders. Im selben Raum steht eine Truhe, in der schon einiges entsorgt wurde. “Eine finstere Komödie” kündigen die Festspiele an und Hans Platzgumer kann zumindest verraten, dass er das Böse, das im Stück steckt, hörbar machen wird: “Der Text berührt auch die dunklen Seiten der Gesellschaft.” Ansonsten laufe bei solchen Produktionen immer alles spontan ab. Damit man ihm das glaubt, hat er gleich ein Beispiel parat. Bei einer früheren Zusammenarbeit mit Walser, deren Stil und deren “feinen Humor” er ungemein schätzt, waren Schubert-Lieder geplant, dann schwenkte man im Laufe der Proben um zu Dixieland-Musik, um sich schließlich für einen Chor zu entscheiden, was letztlich nicht realisierbar war. Flexibilität ist eine Grundtugend des enorm kreativen Künstlers, dem auch das Bregenzer Festspielpublikum begegnete, weil sein Roman “Trans-Maghreb” die Grundlage für eine Opernproduktion bot, die vor einigen Jahren uraufgeführt wurde.
Zuvor noch ein Shakespeare
Obwohl die Uraufführung von “Die Empörten” erst in einigen Monaten stattfindet, weiß er immerhin, dass es “minimalistische Musik” sein wird, die er abliefert. Walser schreibe ohnehin so gut, dass man mit der Musik nichts kaschieren muss. Mitunter sei das anders. Platzgumer spricht aus Erfahrung, die Liste seiner Bühnenmusiken ist sehr lang. Vor der Premiere in Salzburg, die gemeinsam mit dem Schauspielhaus Stuttgart realisiert wird, was heißt, dass die Produktion nach der Aufführungsserie bei den Festspielen auch dort in den Spielplan kommt, arbeitet er an Shakespeares “Othello”. Wieder ist Burkhard Kosminski der Regisseur. Ab Ende April ist die Neuinszenierung in Stuttgart zu erleben, für die Platzgumer Musik für Singstimmen, Gitarre und Keyboard geschrieben und einen Elektro-Sound entworfen hat.
Weitere Bücher
Als Schriftsteller tritt Hans Platzgumer, der vor zwei Jahren mit “Am Rand” auf die Longlist für den renommierten Deutschen Buchpreis kam, heuer ebenfalls wieder aufs Podium. Während ein weiterer großer Roman im kommenden Jahr erscheint, soll im Oktober das laut Eigendefinition “kleine Werk” mit Titel “Willkommen in meiner Wirklichkeit!” vorliegen.
Uraufführung “Die Empörten” von Theresia Walser, Salzburger Festspiele, 18. August. Premiere “Othello” von Shakespeare am Schauspielhaus Stuttgart am 27. April.